Kapitel 44

4.8K 457 263
                                    



E n z o    H e n i n g t o n

Die ganze Nacht hatte ich wieder kein Auge zugemacht, doch diesmal war es schlimmer als sonst. Überall um mich herum, in jedem Raum, hing ihr verdammter Duft. Aurora. Ihre Anwesenheit war wie ein Echo, das sich durch meine gesamte Wohnung zog und mich langsam, aber sicher um den Verstand brachte. Sogar in meinem Schlafzimmer, was sie nie betreten hatte, fühlte ich sie. Doch jetzt, an diesem Morgen, bildete ich mir sogar ein, dass es nach Pancakes roch. Mierda, diese Frau lies mich meinen Verstand verlieren.

Sie war keine 24 Stunden in meiner Wohnung, und doch schien sie bereits alles durcheinanderzubringen. Die Luft war anders, schwerer, gefüllt mit ihrer Präsenz, die mich unerbittlich verfolgte, selbst wenn ich alleine war. Es war, als hätte sie mit ihrer bloßen Anwesenheit mein perfektes, durchstrukturiertes Leben in Scherben zerlegt. Ich hasste Veränderungen. Schon immer. Und noch mehr hasste ich es, dass sie nun sehen konnte, wie ich lebte. Jede Ecke, jede Oberfläche meiner Wohnung, die ich so gewissenhaft kalt und funktional gehalten hatte, lag jetzt offen vor ihren Augen, wie ein geöffneter Brief, den sie nach Belieben durchlesen konnte.

Aber es gab keine Alternative. Keine Lösung, die uns beide vor den unerbittlichen Blicken der Gesellschaft schützen konnte. Die Mission verlangte, dass wir zusammenlebten. Alles andere wäre viel zu riskant gewesen. Zu auffällig. Doch das war nicht einmal der wahre Grund, warum ich sie hier haben wollte. Der Gedanke, dass sie noch eine weitere Sekunde mit diesem Bastard von Vater unter einem Dach verbringen könnte, machte mich krank. Es war besser so. Besser, dass sie bei mir war, auch wenn es mein Leben in ein Chaos stürzte und meine persönliche Hölle war, wenn ich sie jeden Tag ertragen musste.

Unruhig drehte ich mich im Bett um, spürte die angespannte Muskulatur in meinen Schultern, die sich auch nach Stunden nicht lockern wollte. Mein Kopf dröhnte, ein ständiges Summen, das den Schlaf unerreichbar machte. Der Mangel an Ruhe zerrte an mir, ließ meinen Körper vor Erschöpfung brennen, als hätte ich mich tagelang durch eine Schlacht geschleppt. Ich wusste, ich brauchte Schlaf. Dringend. Aber die Vorstellung, dass Aurora nur ein paar Schritte entfernt war, machte es unmöglich, meine Gedanken zur Ruhe kommen zu lassen.

Sie lag in dem Zimmer, das jetzt ihres war. Mein Raum, meine Regeln – plötzlich alles unwichtig. Jede leise Bewegung, die sie machte, jeder Atemzug, den ich mir vorstellte, schürte das Chaos in meinem Kopf nur weiter an.

Ein lautes Knallen riss mich abrupt aus meinen Gedanken. Ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken, sprang ich aus meinem Bett und rannte durch den Flur, angetrieben von einem einzigen Instinkt: Auroras Sicherheit. Mein Puls raste, mein Körper war vollgepumpt mit Adrenalin. Was war passiert? War sie verletzt?

Als ich um die Ecke bog und in die Küche stürzte, erstarrte ich plötzlich. Aurora stand direkt vor dem Küchenschrank, ihre zierliche Gestalt auf die Zehenspitzen gestreckt, um an die Teller zu kommen, die für sie unerreichbar schienen. Sie war einfach zu klein für die Höhe des Regals, und mit jeder Bewegung reckte sie sich mehr, als hätte sie keine Ahnung, dass ich im Türrahmen stand und sie dabei beobachtete. Ihr kurzes Schlafkleid rutschte mit jeder ihrer Versuche, den Wandschrank zu erreichen, langsam höher, enthüllte mehr von ihren makellosen Beinen, bis schließlich der Saum über ihre Hüften glitt.

Mein Atem stockte, als ihr dunkelroter Spitzentanga sichtbar wurde. Der Stoff schmiegte sich eng an ihre Haut, hob sich gegen ihre zarte Hüfte ab. Das tiefe Rot des Tangas kontrastierte scharf mit ihrer blassen Haut und ließ ein dunkles Verlangen in mir aufkommen. Es war, als ob der Raum sich plötzlich aufheizte, die Luft dichter wurde, und die einzige Bewegung, die ich noch wahrnahm, ihr anmutiges Ringen mit dem Wandschrank war.

Meine Augen klebten an ihr, und ich konnte mich nicht losreißen. Die Art, wie sich ihr Körper anspannte, als sie sich noch ein Stückchen weiter reckte, das leise Rascheln des Stoffes, das mich fast wahnsinnig machte – alles an ihr zog mich in den Bann. Mein Puls raste, mein Herz schlug so laut, dass ich glaubte, sie müsste es hören.

Dark PassionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt