Kapitel 18

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Meine Augen weiteten sich vor Schock, und mein Mund klappte unwillkürlich auf. Es war, als hätte mir jemand den Boden unter den Füßen weggerissen. Alles in mir sträubte sich gegen diesen absurden Vorschlag. Ich blickte ungläubig von Dean zu Enzo und wieder zurück. "Was?" flüsterte ich beinahe, als hätte ich ihn falsch verstanden.

Aber Dean nickte nur, sein Blick bohrte sich in meinen. "Du hast die Pflicht gewählt. Jetzt musst du sie auch erfüllen." Sein Tonfall war herausfordernd, fast so, als wollte er sehen, wie weit ich gehen würde.

Ich konnte förmlich spüren, wie das Blut in meinen Ohren rauschte. Mein Herz hämmerte wild, und mein Blick wanderte zögernd zu Enzo. Dieser saß reglos da, sein Gesicht wie in Stein gemeißelt, ohne eine Spur von Emotion zu zeigen. Aber in seinen Augen brannte etwas Dunkles, Unergründliches, das mir das Atmen erschwerte.

Die Worte verließen meine Lippen, bevor ich wirklich darüber nachdenken konnte. „Kann es jemand anderes sein?" fragte ich mit einer Stimme, die selbstbewusst klingen sollte, aber in der Stille der Nacht fast zitterte.

In diesem Moment zuckte Enzos Kopf ruckartig nach oben. Sein Blick traf mich wie ein Messer, scharf und vernichtend. Die Dunkelheit seiner Augen schien tiefer als die Nacht selbst, voller unbändiger Wut und Abscheu. Meine Atmung stockte, als ich den Hass in seinem Blick sah. Sein Gesicht war angespannt, die Augen zu schmalen Schlitzen verengt, als würde er mich am liebsten mit einem einzigen Blick umbringen. Instinktiv glitt mein Blick hinab zu seinen Händen. Sie zitterten, das Zittern kaum merklich, aber doch da, wie ein verräterisches Zeichen von unterdrückter Wut. Doch bevor es jemand bemerkte, ballte er sie zu Fäusten, so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten.

Das war mein Moment. Der Moment, in dem ich Enzo zeigen konnte, was es hieß, von seinem eigenen Gift zu kosten. Er sollte sehen, wie es war, in die Enge getrieben zu werden, ohne Ausweg, genauso wie er mich in die Enge getrieben hatte. Die Chance, ihm den gleichen Schmerz zuzufügen, brannte in mir wie ein unheiliger Funke.

Dean grinste, dieses breite, unverschämte Grinsen, das mir verriet, dass er genau wusste, was er tat. „Nein, es muss Enzo sein, Rori." Der Spitzname kam so beiläufig, als hätte er ihn immer schon benutzt.

Seine Worte waren wie eine endgültige Entscheidung, und das selbstgefällige Lächeln auf seinem Gesicht machte mir klar, dass er und Lucia etwas geplant hatten. Mein Herz raste noch schneller, ein Gefühl der Beklommenheit stieg in mir auf, als ich erkannte, dass ich in eine Falle getappt war.

Enzos Blick blieb fest auf mich gerichtet, sein Kiefer mahlte angespannt, und ich konnte die Anspannung in seinem gesamten Körper spüren. Er wusste, was auf dem Spiel stand. Er wusste, was es bedeutete, sich einer Pflicht zu entziehen oder die Wahrheit zu verweigern. Doch sein Blick schweifte auf einmal über die anderen Männer, die alle schmunzelnd zu mir sahen, ihre Blicke schienen mich auszukleiden, als würden sie mich bereits besitzen. Meine Wangen brannten vor Verlegenheit, doch das, was mir am meisten Angst einflößte, war Enzos Reaktion.

Mit einem Blick, der alles um sich herum hätte zerstören können, analysierte er jeden einzelnen von ihnen, als würde er sich vorstellen, wie er jeden von ihnen mit bloßen Händen töten könnte. In seinen Augen flackerte eine dunkle Entschlossenheit, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.

„Was war nochmal die Strafe, wenn ich mich nicht daran halte?" fragte ich leise, meine Stimme bebte vor Unsicherheit. Ein lautes, raues Lachen erhob sich aus der Runde, alle außer Enzo stimmten ein.

Dean beugte sich zu mir und sagte mit einem frechen Grinsen, „Du musst mit einem Typen deiner Wahl schlafen, Rori, das weißt du doch." Er rieb sich über seinen Dreitagebart und warf einen vielsagenden Blick in Richtung Enzo, bevor er mir zwinkernd zulächelte.

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