Chapter 2

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Abwartend sah ich meine beste Freundin an. Jetzt, wo der Nervenkitzel der Jagd langsam nachließ, fiel mir noch mehr auf, dass es etwas wirklich wichtiges sein musste, wenn Katherine Pierce ihre beste Freundin beim Essen störte.

„Ach weißt du, ich habe da nur so ein paar Gerüchte gehört..."

„Was für Gerüchte?", fragte ich nach, als sie nicht weiterredete.

Desinteressiert betrachtete sie ihre Fingernägel. „Ach, ich habe nicht das Gefühl, dass du es wissen willst. Du hast mich ja gerade nicht einmal ausreden lassen."

„Kat! Beschwer dich nicht, du hast mir schließlich erst beigebracht, dass man sich bei der Jagd von nichts und niemandem ablenken lassen soll. Also sag mir endlich, was du gehört hast. Ist Klaus in der Stadt? Müssen wir wieder gehen?"

Der bekannte Urvampir verfolgte Kat und somit auch mich jetzt schon seit mehreren Jahrhunderten, da sie vor vielen Jahren geflohen ist, als er sie als menschlichen Doppelgänger in einem Ritual opfern wollte, das ihn zu einer Mischung aus Werwolf und Vampir, also einem Hybriden machen würde. Damit wäre er das mächtigste Wesen der Welt geworden, aber Kat wäre gestorben, sodass sie sich lieber in einen Vampir verwandeln lassen hat und seitdem auf der Flucht vor Klaus ist, der Rache an ihr nehmen will.

„Nein, es hat nichts mit Klaus zu tun. Ich habe nur Gerüchte darüber gehört, dass der berühmte Ripper von Monterrey seine Gefühle wieder angestellt haben soll und seitdem versucht, ein glückliches Highschool-Leben zu führen."

Schockiert sah ich sie an. „Und das sagst du mir erst jetzt? Wo ist er?", fragte ich sie. Der Ripper von Monterrey war ein berühmter Vampir, der sich nicht unter Kontrolle hatte, wenn er seine Gefühle abgeschaltet hatte. Er konnte in diesem Zustand nicht mehr aufhören zu trinken und zerriss die Menschen dabei geradezu. Nachdem er jedoch seine Tat bemerkt hatte, stellten sich seine Gefühle immer wieder an und er fühlte sich so schuldig, dass er die Leichen wieder zusammensetzen wollte. Ich weiß, das klingt ziemlich gestört und ehrlich gesagt ist es das auch, aber ich musste ihn trotzdem endlich wiedersehen. Ja, ich hatte den Ripper von Monterrey schon einmal getroffen, aber das war, als er noch ein Mensch war. Er war mein Bruder. Dass ausgerechnet mein süßer, kleiner Stefan, der nie einer Fliege was zuleide tun konnte, ein berühmter Massenmörder war, hatte mich am Anfang schockiert, aber dennoch war mir sofort klar, dass ich ihn unbedingt wiedersehen musste. Wenn ich Glück hatte, würde ich bei der Gelegenheit sogar meinen Zwillingsbruder Damon wiedertreffen. Die beiden dachten seit über 150 Jahren, ich sei gestorben. Ich dachte es andersrum zuerst auch, bis mir Kat vor einigen Jahren erzählt hatte, dass sie damals nicht nur mich, sondern auch meine Brüder in Vampire verwandelt hatte, sodass sie noch leben mussten. Seitdem suchte ich überall nach ihnen, doch es war schwerer als erwartet, zwei Vampire zu finden, die alles dafür taten, bei den Menschen nicht aufzufallen und sich von den Übernatürlichen nicht finden zu lassen.

„Er ist zurück. Er ist wieder in Mystic Falls.", verkündete Kat mir endlich und ich schrie glücklich auf.

„Yeay! Ich werde meinen Bruder wiedersehen!"

„Genau genommen sogar beide.", korrigierte sie mich lächelnd. Ich war eine der wenigen, die in den Genuss ihres Lächelns kamen. Wahrscheinlich sogar die einzige. Ein aufrichtiges, ehrliches Lächeln, nicht das überhebliche und spöttische, was sie allen anderen schenkte.

„Beide?", fragte ich sie mit großen Augen. „Du meinst, Damon ist auch da?"

„Ja. Soweit ich gehört habe, haben sich deine Brüder offiziell wieder vertragen, kämpfen aber mal wieder um das gleiche Mädchen."

„Das ist mir egal. Ich will sie wiedersehen! Das wird toll. Du und ich in Mystic Falls. Du kommst doch mit, oder?"

„Aber selbstverständlich. Das lasse ich mir doch auf keinen Fall entgehen. Außerdem kann das kleine Städtchen ein bisschen Trubel bestimmt gut gebrauchen."

„Super! Ich packe schnell meine Sachen und dann bin ich in fünf Minuten bei deiner Wohnung, ja?"

„Was? Jetzt schon?"

„Wieso denn nicht?"

„Weißt du, was für einen Tag wir heute haben?"

Ich nannte ihr das Datum. „Aber wieso..." Da fiel es mir ein. „Morgen ist Gründertag."

„Genau genommen schon heute. Es ist sechs Uhr morgens."

„Und du hast gehört, dass es am Gründertag eine große Vampirhinrichtung geben soll, als wir vor einigen Wochen sowieso nach Mystic Falls wollten."

„Du hast es erfasst."

„Aber wir werden trotzdem fahren.", beschloss ich.

„Was? Bist du verrückt? Dann kannst du genauso gut bei Klaus anrufen und ihn zum Tee einladen!"

„Du hast seine Nummer?", fragte ich nur emotionslos und zog eine Augenbraue hoch, was sie zum Lachen brachte. Naja, eigentlich war es eher eine Mischung aus Lachen und empörtem Schnauben.

„Natürlich nicht. Das war doch nur ein Beispiel. Jetzt nach Mystic Falls zu gehen, wäre Selbstmord."

„Kat! Ich warte seit über einem Jahrhundert darauf, endlich meine Brüder wiederzusehen. Ich werde jetzt zum Flughafen fahren und mir ein Ticket manipulieren. Bis wir in Mystic Falls sind, ist es eh schon Abend. Also, kommst du mit oder nicht?"

„Natürlich.", gab sie sich geschlagen. „Wir sehen uns in fünf Minuten."


Mysteries - The Story of Emily SalvatoreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt