Chapter 37

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Am Rande hörte ich, wie Kat begann, Damon zu drohen, aber das war mir gerade vollkommen egal. Mein Bruder hatte Mason getötet. So wie ich ihn kannte, war er wütend gewesen. Weil er Elena nicht haben konnte, weil ich ihn ignorierte und weil er keine Ahnung hatte, was Katherine eigentlich plante. Und weil er wütend war, hatte er das einzige getan, was ihm eingefallen war. Er war auf Konfrontationskurs gegangen, hatte um sich geschlagen wie ein kleines Kind, das in die Ecke gedrängt wurde. Ohne dabei auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, was das mit mir machen würde. Dass das genau der Grund gewesen war, warum wir uns überhaupt gestritten hatten. Hat er nicht darüber nachgedacht, dass ich ihm das nicht verzeihen würde, oder war es ihm einfach egal?

Kat musterte mich besorgt, nachdem sie aufgelegt hatte, rief dann aber direkt bei Jenna an. Sie wollte wohl ihre Macht demonstrieren oder so. Mir war es egal, ich wollte eh nicht darüber reden. Das war das erste Mal, dass Damon mich so verletzt hat. Selbst Kat hatte all ihre Pläne verändert, als sie gemerkt hatte, dass Mason mir etwas bedeutete. Sie wollte ihn auch töten, aber für mich hat sie sich einen anderen Weg gesucht. Meinem Zwillingsbruder schien das aber wohl nicht so wichtig zu sein. Ich konnte mich nicht auf ihn verlassen.

"Willst du darüber reden?", fragte Kat leise, als sie ihr Handy wegpackte. Ein Teil von mir war erstaunt, wie sanft ihre Stimme plötzlich klang, vor allem im Vergleich zu der nahezu teuflischen Stimme, die sie bei Elena benutzt hatte. Aber ich schüttelte nur mit dem Kopf. Erst als sie mich überraschend in den Arm nahm, bemerkte ich, dass ich weinte. Obwohl ich heute morgen noch darüber nachgedacht hatte, einfach zuzulassen, dass Kat ihn opferte, trauerte ich um Mason. Wenn er bei dem Ritual gestorben wäre, hätte sein Tod wenigstens einen Zweck gehabt. Und ich hätte es selbst entschlossen. Kat hatte mir die Wahl gelassen. Sie hätte Mason verschont, wenn ich sie darum gebeten hätte. Im Gegensatz zu Damon. Mit Masons Tod hatte ich nicht nur meinen Freund verloren, sondern auch meinen Bruder.

"Was hast du jetzt vor? Jetzt, wo Mason tot ist, kannst du ihn definitiv nicht mehr opfern", bemerkte ich leise. Es fiel mir leichter, über ihr Problem nachzudenken als über meines. Kat schien das glücklicherweise zu verstehen.

"Ich habe schon vor einer Weile Tylers Freund Matt manipuliert. Ich werde ihn wohl dazu bringen, ihn anzugreifen. Wenn Tyler ihn umbringt und so den Fluch auslöst, habe ich wieder einen Werwolf. Er wird nicht so leicht zu kontrollieren sein wie Mas... wie sein Onkel, aber er wird mit den neuen Umständen sicher nicht sehr gut zurecht kommen. Und dann muss ich ihn ja nur noch einsperren, das kriege ich hin."

"Wir", korrigierte ich sie leise, aber sie sah mich nur fragend an, während ich mich von ihr löste und meine Tränen wegwischte. "Wir kriegen das hin. Ich stand die ganze Zeit zwischen den beiden Seiten, weil ich mich nicht zwischen dir und meinen Brüdern entscheiden wollte. Aber Damon hat mich verraten und Stefan wird sich niemals gegen unseren Bruder stellen. Sie sind zu weit gegangen. Ich habe keine Lust mehr, mich aus allem rauszuhalten. Ich will nicht mehr neutral sein. Also werde ich dir helfen. Schließlich sind wir seit 150 Jahren gemeinsam vor Klaus auf der Flucht, dann können wir das auch gemeinsam beenden."

"Bist du dir da wirklich sicher? Wenn du mir hilfst, wirst du vielleicht auch einige Dinge tun, die deine Brüder dir nicht verzeihen könnten. Ich möchte nicht schuld daran sein, dass ihr euch nicht wieder versöhnt. Ich habe doch gesehen, wie lange du nach ihnen gesucht hast. Du kannst nicht ohne sie."

"Ich weiß. Aber was Damon sich da geleistet hat... Ich habe etwas gut bei ihnen. Und ehrlich gesagt ist es mir völlig egal, was sie davon halten werden. Du bist meine Freundin und ich möchte dir helfen. Sie tun ja auch alles, um Elena zu beschützen, also sollten sie es mir nicht vorwerfen, wenn ich das Gleiche für dich mache."

Erstaunt sah Kat mich an und ich lächelte sie schwach an. "Was?"

"Nichts, nur... Ich habe gerade daran gedacht, dass ich noch nie jemandem so sehr vertraut habe wie dir. Du bist ein ziemlicher Risikofaktor in meinem ganzen Plan."

Wahrscheinlich sollten mir ihre Worte jetzt Angst machen, aber die Tatsache, dass sie mir das so offen sagte, beruhigte mich schon wieder. Also grinste ich sie nur an und meinte: "Ja, das bin ich wohl tatsächlich. Wenn du mir genug vertraust, bin ich für dich da. Wenn nicht, kann ich das auch verstehen. Und ich wäre dir nicht böse, wenn du mich da raushalten willst, versprochen."

"Ich könnte dir nie vorschreiben, was du zu tun hast, das weißt du genau", seufzte sie und schenkte mir dann eines von ihren seltenen, ehrlichen Lächeln. "Also gut. Die meisten meiner nächsten Schritte kennst du ja eh schon. Aber wenn du auch in den Rest eingeweiht werden willst, gibt es eine Bedingung."

"Eine Bedingung? Tatsächlich? Welche sollte das denn sein?", fragte ich neugierig.

"Du wirst nicht für mich arbeiten. Du wirst nichts tun, was du nicht selbst tun willst. Wenn wir das machen, dann machst du das nicht für mich, sondern wir machen das zusammen."

"Streng genommen waren das drei Bedingungen", bemerkte ich, aber Kat setzte ihr Gesicht auf, das mir sagte, dass sie ihre Entscheidung getroffen hatte. Sie würde nicht nachgeben. Aber wenn ich ehrlich bin, wollte ich das auch gar nicht. Ihre Worte erwärmten mir das Herz. Sie erinnerten mich daran, warum ich immer noch mit ihr befreundet war, obwohl sie die meisten nicht leiden konnten. Natürlich war sie schwierig, aber das machte sie aus. Und sie würde mich niemals verraten, da war ich mir sicher. Selbst jetzt sorgte sie ja noch dafür, dass ich mich ihr gegenüber zu nichts verpflichtet fühlte. Wir beide brauchten unsere Freiheit und das respektierten wir. Niemals würde mich irgendjemand davon überzeugen können, dass sie die Böse hier war. Sie stellte sich gerne als solche dar, aber letztendlich war sie gar nicht so viel anders als meine Brüder. Sie beschützte nur sich selbst und jene, die sie in ihr Herz geschlossen hatte. Ich war froh, dass ich dazugehörte.

"Okay, ich stimme dir ja schon zu. Wir machen das zusammen."

Mysteries - The Story of Emily SalvatoreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt