Chapter 48

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Als ich aufwachte, ging mein erster Blick zu Kat. Sie richtete sich gerade auf und war auf den Hexer fokussiert, der uns überwältigt hatte. Er sprach gerade irgendeinen Zauber über Alaric. Wir waren anscheinend nicht mehr in Isobels Haus, sondern in Alarics Wohnung. Was taten wir hier nur? Da konnte nur Klaus hinterstecken.

Kat fing meinen Blick auf und nickte dann zur Tür. Kaum merkbar nickte ich zurück. Wir mussten von hier verschwinden, bevor Klaus hier auftauchte. Noch hatten wir eine Chance zu entkommen. Der Hexer beendete gerade seinen Zauber und Alaric stand gelassen auf. Das irritierte mich zwar, aber wir hatten keine Zeit, um weiter zuzusehen. Wie auf einen unsichtbaren Befehl hin, rannten Kat und ich zur Wohnungstür, prallten aber von einer unsichtbaren Barriere ab. Wir waren hier gefangen. Langsam ging Alaric auf uns zu. Instinktiv wollte ich vor ihm zurückweichen, ohne genau zu wissen, wieso eigentlich. Bislang hatte er auf mich nie einen bedrohlichen Eindruck gemacht. Aber irgendetwas an seiner Ausstrahlung hatte sich verändert.

"Zdravei, Katerina. Ich habe dich vermisst." Bei seinen Worten lief es mir eiskalt den Rücken herunter. Das Bulgarische, Kats echter Name... Es gab nicht viele, die so viel über sie wussten. Das war unmöglich, das konnte einfach nicht wahr sein. Es durfte nicht wahr sein. Sollten wir wirklich so viel erreicht haben, nur um dann doch entführt zu werden von niemand anderem als...

"Klaus." Kats Stimme war kaum mehr als ein Flüstern und doch hörte ich ihre Panik heraus. Wir würden sterben. Wir würden beide sterben.

"Setzt euch doch erst einmal", meinte Klaus grinsend und deutete auf zwei Stühle. Auf wackligen Beinen gingen wir beide dorthin. Anscheinend waren wir uns einig, dass wir tun sollten, was er will, um es für uns nicht noch schmerzhafter zu machen. Ich wusste nicht, wie Klaus es geschafft hatte, in Alarics Körper zu kommen, aber ich hatte das ungute Gefühl, dass er deswegen trotzdem nicht leichter zu töten wäre. Er würde seinen unsterblichen Körper nie gegen einen menschlichen eintauschen, wenn er sich damit verletzbar machte.

"Ich habe einige Fragen an euch beide. Und ihr werdet mir alles erzählen, was ihr wisst, ohne dabei auch nur ein Detail auszulassen." Erst sah er Kat, dann mir in die Augen, und ich merkte, wie mein Widerstand gegen ihn zerbrach. Er hatte uns manipuliert. Wir hatten zu lange kein Eisenkraut mehr getrunken. Wir waren unaufmerksam geworden. Und das hatten wir jetzt davon.

Langsam fing Kat an, ihm zu berichten, was seit unserer Ankunft hier in Mystic Falls passiert war. Besonders ausführlich redete sie über alles, was mit meinen Brüdern zu tun hatte. Vermutlich, weil sie es mir ersparen wollte, selbst darüber reden zu müssen. Ich wollte Klaus nichts über meine Brüder erzählen, aber wenn er auch nur in meine Richtung sehen würde, hätte ich keine andere Wahl mehr. Es war tatsächlich leichter für mich, dass Kat das für mich übernahm. Auch wenn ich es lieber hätte, wenn Klaus ihr einfach gar keine Aufmerksamkeit schenken würde.

Als Kat fertig war, wandte sich Klaus wieder mir zu und mir stockte der Atem. Ich spürte, wie panisch meine Freundin neben mir war, und mir selbst ging es nicht besser. Trotzdem versuchte ich, ruhig zu bleiben. Klaus war der einzige, vor dem Katherine Pierce unfassbare Angst hatte, und deshalb war es umso wichtiger, dass ich ruhig blieb. "Und du? Hast du noch etwas hinzuzufügen? Weißt du etwas, das Katerina nicht weiß?"

Stumm schüttelte ich den Kopf. Es war die Wahrheit, ich hatte nie mehr Informationen als Kat gehabt.

"Wirklich erstaunlich, Katerina. Wie kriegst du es nur immer hin, dir so loyale Informanten zu besorgen?"

"Ich bin nicht ihr Informant, ich bin ihre beste Freundin!", rief ich und betete, dass Kat verstand, was ich vorhatte. Wir hatten schon vor Jahrzehnten besprochen, wie wir uns verhalten würden, wenn wir je in Gefangenschaft geraten sollten. Wenn Klaus wusste, dass wir uns wirklich gegenseitig beschützen wollten, wäre es ein Leichtes für ihn, das auszunutzen. Verhindern konnten wir das nur, indem Kat behauptete, sie habe mich von Anfang an nur benutzt und ich die Rolle der naiven kleinen Freundin spielte, die das nicht bemerkt hatte. So würde es aussehen, als ob ich von Kats vermeintlichem Verrat so verletzt war, dass ich nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte. Niemand würde auf die Idee kommen, uns dann noch trennen zu müssen, und die Wahrscheinlichkeit für eine Flucht war viel höher.

Spöttisch grinste Klaus mich an und sah dann zu Kat. "Ist das wahr?"

Nervös sah ich meine Freundin an. Wir waren immer noch manipuliert, die Wahrheit zu sagen, aber Kat war schon immer gut darin gewesen, Schlupflöcher zu finden. "Es war praktisch, sie an meiner Seite zu haben. Ihre Brüder waren bei ihr viel weniger misstrauisch."

Ich musste mich zusammenreißen, um bei ihrer Antwort nicht erleichtert aufzuatmen. Das war die Wahrheit, ich war praktisch für sie gewesen. Aber ich wusste, dass das nicht die ganze Wahrheit war. Ich wusste, dass sie mich sehr wohl mochte und mich nicht nur aus eigennützigen Zwecken für sich arbeiten ließ. Trotzdem setzte ich einen verletzten Gesichtsausdruck auf. Wir mussten das jetzt durchziehen. Schließlich mussten wir nur einem Urvampir etwas vormachen.

"Was redest du denn da? Du hast mich nur benutzt?", fragte ich leise und sie wendete daraufhin nur ihren Blick ab. Bei jedem anderen hätte das gereicht, da war ich mir sicher. Wenn uns nur der Hexer entführt hätte, selbst wenn uns nur Elijah entführt hätte, hätten die jetzt aufgegeben und uns den Teil geglaubt. Auch Klaus schien uns zu glauben, dass Kat mich nur benutzt hatte, denn er grinste mich teuflisch an.

"Ich hätte dir sagen können, dass man Katerina Petrova nicht vertrauen sollte."

Alles wäre gut gewesen. Kat und ich hätten so getan, als würden wir kein Wort mehr miteinander wechseln. Niemand hätte erwartet, dass wir gemeinsam versuchen würden, einen Fluchtweg zu finden. Niemand hätte Verdacht geschöpft, wenn wir uns unterhalten hätten. Aber ich hatte unterschätzt, wie sehr Klaus Mikaelson seine Psychospielchen liebte. Er genoss es zu sehen, wie verletzt ich war. Und er wollte mehr davon. Er wollte uns provozieren.

"Los, Katerina, sag ihr doch, was du für deine angeblich beste Freundin empfindest", grinste er.

"Was sollen diese Psychospiele, Klaus?", fragte sie leise. Es war beeindruckend, dass sie nicht sofort antwortete. Sie war noch stärker, als ich gedacht hatte. Trotzdem wusste ich, dass sie keine Chance haben würde, wenn Klaus sie noch einmal manipulierte. "Wieso bringst du mich nicht einfach um?"

Ihre Worte schockierten mich. Ich hatte ihre Angst unterschätzt. Lieber wäre sie tot als weiter bei seinen Spielchen mitmachen zu müssen. Und in gewisser Weise konnte ich das sogar verstehen.

"Du bist fünfhundert Jahre vor mir davongelaufen. Dein Tod wird mindestens halb so lange dauern", flüsterte er leise und sah Kat fest in die Augen, um sie noch einmal zu manipulieren. "Und diese Psychospiele gefallen mir eben. Emily soll ruhig wissen, wem sie all die Jahre lang geholfen hat. Also los, sag ihr doch, was du wirklich über deine kleine Helferin denkst."

Ich wusste, jetzt musste sie ihm die Wahrheit sagen. Unsere Chance, ihm vorzumachen, wir könnten uns nicht ausstehen, war vorbei. Sie würde sagen müssen, dass ich wirklich ihre Freundin war. Aber nie, niemals hätte ich gedacht, dass das vielleicht nicht die Antwort sein würde. Dass die Wahrheit etwas ganz anderes war. Doch das war sie. Kat sagte nicht, dass sie mit mir befreundet war. Sie sagte auch nicht, dass sie mich mochte. Ihre Antwort lautete anders. "Ich liebe sie."

Mysteries - The Story of Emily SalvatoreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt