Chapter 5

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Verdammt. Natürlich hatte sie mir nicht gesagt, wie sie hieß. Wie hatte ich das nur vergessen können? Normalerweise war ich doch auch nicht so! Kein Wunder, dass ihr das komisch vorkommen musste.

„Ich... ähm...", stotterte ich. Wieso fiel mir denn ausgerechnet jetzt keine gute Ausrede ein? Ich war doch auch sonst eine gute Lügnerin.

„Ich glaube, ich muss los. Hat mich gefreut, dich kennenzulernen.", meinte ich nur schnell, bevor ich, so schnell es in menschlicher Geschwindigkeit möglich war, wegging.

Katherine sollte selber sehen, wie sie zurechtkam. Ich versteckte mich hinter einigen Bäumen und hörte, wie Elena Stefan wieder anrief.

„Hey, Stefan. Ja, ich bin es, Elena. Hier war gerade ein ganz komisches Mädchen, die mich nach dem Weg gefragt hat."

„Ist sie ein Vampir?"

„Keine Ahnung. Sie hat sich eigentlich ganz normal benommen, aber sie kannte meinen Namen, obwohl ich ihr den nie gesagt habe. Sie kam mir einfach komisch vor. An irgendjemanden hat sie mich erinnert, ich weiß nur nicht, an wen."

Klar, ich hatte sie an Damon erinnert. Ich hatte seine schwarzen Haare, auch wenn ich sie bei mir durch ihre Länge bei Tageslicht oft bräunlich schienen. Meine meist grünen Augen erinnerten eher an Stefans, doch bei bestimmtem Licht, zum Beispiel das einer Straßenlaterne, wirkten sie doch auch mal so blau wie Damons. Jedenfalls konnte man mich gut als seine Schwester identifizieren. Ein Glück, dass wenigstens Damon und Stefan mich noch nicht gesehen hatten, ich wollte mich ihnen lieber von selbst zeigen.

„Geh erstmal ins Haus, ja? Ich komme vorbei. Vielleicht finde ich ja noch etwas."

„Das mache ich. Wir sehen uns dann nachher."

„In Ordnung, bis gleich. Und Elena?"

„Ja?"

„Ich liebe dich."

„Ich dich auch."

Sie beendete das Telefongespräch und öffnete ihre Haustür. Beinahe sofort stieg mir der Geruch von frischem Blut in die Nase. Anscheinend hatte Katherine ihren Plan erfüllt. Elena schloss die Tür hinter sich, doch der Geruch blieb.

Ich beschloss, wieder ins Auto zu gehen und dort auf Kat zu warten, die auch kurze Zeit später kam.

„Na, wer musste heute dran glauben?", begrüßte ich sie, bevor ich schon einmal losfuhr.

„John Gilbert, Elenas leiblicher Vater. Aber wer weiß, vielleicht können die Sanitäter ihn ja noch retten. Das wäre wirklich zu schade, aber was soll man machen? Meine kleine Doppelgängerin ist einfach zu früh nach Hause gekommen."

„Als ob das für dich ein Grund wäre, ihren Vater am Leben zu lassen. Wenn du jemanden töten willst, dann stirbt er auch. Ich kenne dich doch, also spiel mir nichts vor. Außerdem wäre Elena noch früher gekommen, wenn ich mich nicht für dich blamiert hätte und sie aufgehalten hätte."

„Danke, Süße. Was hast du denn gemacht?"

„Nach dem Weg gefragt und mich dabei extrem blöd angestellt."

Sie lachte. „Oh, da wäre ich zu gerne dabei gewesen. Deine Schauspielkünste sind wirklich unglaublich, sie muss dich für total dämlich gehalten haben."

„Das hat sie auch. Jedenfalls bis ich sie versehentlich mit Elena angesprochen habe."

Überrascht zog Kat eine Augenbraue hoch. „Du hast sie mit ihrem Namen angesprochen, obwohl ihr euch eigentlich gar nicht kennen dürftet? Emily, so ein Anfängerfehler darf nicht passieren!"

„Jaja, ich weiß ja selber, dass das dumm war. Ich war nur noch mit meinen Gedanken bei meinem Zwillingsbruder und meiner besten Freundin, die mal wieder mit seinen Gefühlen spielt." Vorwurfsvoll sah ich Kat an, die stur auf die Straße sah.

„Schon klar. Das war eine einmalige Sache, versprochen. Außerdem habe ja genau genommen nicht ich ihn geküsst, sondern Elena."

„Ja, aber das glaubt auch nur er. Lass bitte einfach deine Finger von Damon, ja?"

„Versprochen. Wenn du besser aufpasst, was du sagst. Schließlich gibt es in Mystic Falls genug heiße Jungs, die mir nicht widerstehen können."

„Ich habe nicht vor, so einen Fehler zu wiederholen, wenn du das meinst." Den zweiten Teil ignorierte ich jetzt mal einfach.

„Dann ist ja gut. Also, wo übernachten wir?"

„Hier.", beschloss ich und hielt vor einem großen Haus. Vermutlich war es das größte in ganz Mystic Falls, abgesehen von der Salvatore-Villa selbstverständlich.

„Wer wohnt hier?", wollte Kat wissen.

„Keine Ahnung. Aber ich denke, das Haus ist groß genug für zwei arme, gestrandete Mädchen, die eine Bleibe für eine einzige Nacht suchen."

Wir klingelten und eine sympathisch aussehende Frau begrüßte uns: „Oh, hallo Elena. Was machst du denn hier?"

„Hallo. Könnten sie meine Freundin und mich bitte in ihr Haus lassen?", manipulierte Kat sie.

„Wieso denn, meine Liebe?", fragte sie, machte aber keine Anstalten, zur Seite zu gehen. Eisenkraut. Na toll.

„Oh, es ist nur ziemlich kalt hier draußen. Aber eigentlich wollten wir ihnen auch nur unser herzliches Beileid aussprechen und sehen, wie es Ihnen geht."

Ich versuchte, nicht allzu verwirrt zu gucken. Katherine wusste eigentlich immer über alles Bescheid, deswegen wird sie wohl einen Plan haben.

„Vielen Dank, aber ich komme zurecht."

„Ja, wir müssen dann auch schon weiter. Grüßen sie doch bitte Tyler von mir, wenn sie ihn das nächste Mal sehen, ja?"

„Natürlich, Elena."

Wir verabschiedeten uns und gingen. Sobald wir im Auto saßen, sah ich Katherine verwirrt an. „Klärst du mich bitte auf?"

„Das hier war gerade die Bürgermeisterin, Carol Lockwoood. Ihr Mann ist heute Abend gestorben und ihr Sohn hatte einen Autounfall."

„Ah. Okay."

„So, wie es aussieht, werden wir uns wohl doch ein Hotel suchen müssen, weil wir nie wissen können, wer in dieser Stadt Eisenkraut nimmt."

„Ist gut.", gab ich mich geschlagen und machte mich dann auf in Richtung Zentrum.

Mysteries - The Story of Emily SalvatoreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt