Chapter 59

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Am liebsten wäre ich Stefan sofort nachgelaufen, aber da er direkt zu Klaus ging, war mir das kaum möglich. Es war aber trotzdem schwer, ihn gehen zu lassen. Ich hätte ihm beinahe geglaubt, dass er keine Gefühle mehr zuließ. Dass er noch Wut verspürte, aber mehr auch nicht. Wenn seine letzten Worte nicht gewesen wären. Emi. Ich konnte es mir einfach nicht vorstellen, dass es Zufall war, dass er meinen alten Spitznamen benutzte. Das musste etwas bedeuten. Er hatte noch nicht endgültig aufgegeben, der alte Stefan war noch irgendwo dort drin.

Aber im Moment würde ich nicht an ihn herankommen, also blieb Kat und mir nichts anderes übrig als ihn weiter aus der Ferne zu beobachten. Im Moment war er bei einer Hexe namens Gloria und wir nutzen diese Zeit, um von einem der Touristen hier zu trinken.

"Denkst du, dass Stefan noch wieder er selbst werden kann?", fragte ich Kat, während sie unser Mittagessen manipulierte.

"Ich glaube schon. Er hat seine Menschlichkeit noch nicht ganz abgestellt. Es ist mehr wie ein Dimmer. Ich würde sagen, er fühlt nicht mehr viel. Er versucht, das alles nicht zu nah an sich rankommen zu lassen. Und das ist im Moment vermutlich auch besser so."

Ich öffnete schon den Mund, um ihr zu antworten, als ich plötzlich ein Geräusch hörte, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ein Schrei. Stefan. Ohne weiter darüber nachzudenken, rannte ich in die Bar, in der er sich mit dieser Gloria treffen wollte. Der Anblick, der sich mir bot, war wirklich grauenhaft.

Stefan lag gefesselt auf einem Tisch, die Arme aufgeschnitten, mit Brandwunden auf der Brust. Diese Hexe folterte ihn, um an Informationen zu kommen. Ich wusste nicht genau, welche Informationen das waren, aber ich konnte es mir vorstellen. Wir hatten mitbekommen, dass sie mit Klaus arbeitete und die Kette wollte. Irgendwie musste sie mitbekommen haben, dass Stefan wusste, wo sie war.

Gloria beugte sich gerade über meinen Bruder. "Sie ist bei der Doppelgängerin. Die noch lebt, interessant. Schade, dass du, lieber Stefan, dadurch jetzt unwichtig für mich geworden bist."

"Nicht mein Bruder", knurrte ich leise und bevor Gloria sich auch nur umdrehen konnte, um zu sehen, wer das gesagt hatte, hatte ich bereits ihr Genick gebrochen. Geschah ihr recht. Am Rande bemerkte ich, dass Kat auch hereinkam, aber meine Aufmerksamkeit lag ganz bei Stefan. Vorsichtig befreite ich ihn und sah dabei zu, wie seine Wunden langsam heilten. Es hatte auch positive Seiten, dass Stef wieder Menschenblut trank. Er heilte viel schneller, als er es mit Tierblut tun würde.

"Wieso hast du das gemacht?" Auf seine Frage hin verdrehte ich die Augen.

"Natürlich, Stefan, ich habe dir doch gerne das Leben gerettet. Kein Grund, dich zu bedanken."

Bevor ich noch etwas Spöttisches sagen konnte, trat Kat neben mich und musterte meinen Bruder. "Es scheint ja nicht besonders gut gelaufen zu sein, alleine zu arbeiten. Wie sieht es aus? Bist du jetzt bereit, unsere Hilfe anzunehmen?"

"Klaus weiß nicht, dass ich hier war, und das muss er auch nicht erfahren."

"Und was ist mit seiner Schwester?", fragte ich. Stefan gab mir keine Antwort und das genügte mir. Er schien darüber nachgedacht zu haben, was wir gesagt hatten, und war zu dem Schluss gekommen, dass wir in gewisser Weise recht hatten.

"Weißt du, wir wollen dir wirklich helfen", bemerkte Kat. "Ich kenne die Urvampire gut, vielleicht sogar besser als du. Rebekah sehnt sich nach Liebe und Aufmerksamkeit. Wenn du es richtig anstellst, wird sie dir alles verraten, was du wissen willst."

"Du meinst, ich soll sie verführen, um an Informationen zu kommen? Das klingt sehr nach dem Katherine-Stil, auf den kann ich gut verzichten."

"Nein, ich meine, dass du sie ignorieren sollst", meinte meine Freundin ein wenig beleidigt. "Wenn sie dich nicht haben kann, wird sie dich nur noch mehr wollen. Das ist ihre Schwachstelle."

"Und wieso erzählst du mir das?"

"Wir wollen helfen, Stef, verstehst du das denn nicht?", antwortete ich an Kats Stelle. "Wir wollen Klaus ebenso tot sehen wie du." All unsere Probleme hätten sich damit gelöst. Nicht nur wir wären dann endgültig frei, sondern auch Stefan. "Sag uns, was du weißt."

"Da war ein Mann, in den Zwanzigern", meinte mein Bruder nach einem kurzen Seufzen. "Klaus und Rebekah waren auf der Flucht vor ihm. Sein Name ist Mikael. Ich weiß nicht viel über ihn, aber Klaus hatte definitiv Angst vor ihm. Wer auch immer er ist, er kann ihn bestimmt töten."

"Super, dann finden wir nur heraus-"

"Ich. Ich finde heraus. Es gibt kein Wir", unterbrach Stefan mich. "Ich werde das alleine machen. Wenn ich euch hier noch einmal sehe, werde ich Klaus erzählen, wo ihr seid."

Fassungslos sah ich Stefan hinterher, als er ging. Ich wollte ihm nachlaufen, aber Kat hielt mich auf. Sie hatte recht. Er hatte seine Drohung ernst gemeint. Wir mussten uns etwas anderes überlegen.

Mysteries - The Story of Emily SalvatoreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt