Chapter 84

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Die nächsten Tage und Monate wurden überraschend anstrengend. Ich war so erleichtert, dass Kat noch am Leben war, durfte mir das aber nicht anmerken lassen. Nach allem, was meine Brüder wussten, war Katherine endgültig gestorben und dementsprechend musste ich mich auch verhalten. Also hatte ich vorgegeben, meine Gefühle ausgeschaltet zu haben und war in eine kleine Wohnung gezogen, die in der Nähe von dem College war, auf das Elena ging. So konnte ich in der Nähe von Kat bleiben, ohne besonders aufzufallen.

Nachdem wir es geschafft hatten, Kat dauerhaft in Elena zu verankern, sodass Elena nicht einfach plötzlich auftauchen konnte, hatten wir beschlossen, noch eine Weile hier zu bleiben. Ich könnte in der Nähe meiner Brüder sein und außerdem wäre es viel zu auffällig, wenn "Elena" plötzlich ohne ein Wort der Erklärung verschwinden würde. Nadia war in Mystic Falls geblieben und hielt sich meist in der Nähe von Matt auf. Sie hatte es geschafft, ihm sein Eisenkraut wegzunehmen, damit sie ihn manipulieren konnte. So konnte Kat immer auf Matt zugreifen, wenn sie Hilfe dabei brauchte, sich als Elena auszugeben. Er als ihr bester Freund hatte bisher auf jede Frage zu Elena eine Antwort gehabt. Ihre Freunde ahnten nicht einmal, dass Elena schon lange nicht mehr sie selbst war. Wirklich tolle Freunde.

Kat und ich schafften es sogar, uns regelmäßig zu treffen. Meistens, indem sie irgendeine Ausrede erfand und sich vom College wegschlich, aber gelegentlich stattete sie mir auch als Elena einen Besuch ab. Ich hatte meinen Brüdern erzählt, dass es mir half, zumindest Kats Doppelgängerin zu sehen und "Elena" gab vor, mir mit ihren Besuchen dabei helfen zu wollen, meine Gefühle wieder anzustellen. Niemand wagte es, das zu hinterfragen. Niemand kam auch nur auf die Idee, dass das merkwürdig sein könnte. Es war einfach so typisch für Elena, sich um jemanden wie mich kümmern zu wollen. Als sie Stefan erzählt hatte, sie wollte versuchen, meine Gefühle wieder anzuschalten, hatte er sich sogar bei ihr bedankt. Es war nicht alles perfekt, aber zumindest funktionierte es. Und solange Kat nur am Leben war, war ich glücklich.

"Emily? Bist du da?", rief von draußen eine leise Stimme zu mir herein, woraufhin ich sofort zu meiner Tür rannte.

"Kat, was machst du denn hier?" Schnell zog ich sie ins Haus, bevor ich die Tür schloss und sie fest umarmte. Wir hatten uns schon seit einigen Tagen nicht mehr gesehen, aber ich hatte nicht gewusst, dass sie vorhatte, mich heute zu besuchen.

"Ich habe dich vermisst", antwortete mir meine Freundin grinsend. "Wir haben uns schon zu lange nicht mehr getroffen, da dachte ich mir, dass ich dich mal wieder überraschen sollte."

"Und was ist mit Caroline? Ihr teilt euch doch ein Zimmer, was denkt sie, wo du bist?"

"Ich habe gesagt, dass ich mal ein wenig Zeit für mich brauchen würde. Sie ist heute Abend auf irgendeiner Party, also wird sie gar nicht merken, wie lange ich weg bin. Und falls sie doch etwas bemerkt, behaupte ich einfach, dass ich bei einer neuen Freundin im College geschlafen habe."

"Heißt das, wir haben den ganzen Abend nur für uns?", fragte ich begeistert und spürte sofort, wie sich ein Lächeln auf meinen Lippen ausbreitete.

"Ja, das bedeutet es", grinste Kat leicht. "Und das ist noch nicht alles. Ich habe noch eine Überraschung für dich."

"Noch eine Überraschung? Was ist es?" Neugierig sah ich zu, wie Kat in ihrer Tasche nach etwas suchte. Irgendetwas an ihr war anders heute Abend. Ich brauchte eine Weile, bis mir auffiel, was es war. Sie wirkte nervös. Ich wusste nicht, wann ich sie das letzte Mal so aufgeregt gesehen hatte.

"Eigentlich wollte ich dir das erst an deinem Geburtstag geben. Aber ich habe das Gefühl, dass ich das schon mehr als lange genug herausgezögert habe. Ich möchte nicht mehr warten, also..."

Endlich schien Kat zu finden, was sie suchte, denn sie setzte ein triumphierendes Lächeln auf, als sie ein kleines Kästchen hervorzog. Irritiert sah ich sie an, als sie vor mir auf die Knie ging und spürte, wie mein Herz schneller schlug. Bedeutete das wirklich, was ich vermutete?

"Ich weiß, das kommt jetzt ziemlich überraschend, aber wir haben schon so lange gewartet", fing sie leise an zu sprechen. "Ich habe mehr als ein Jahrhundert gebraucht, um dir endlich zu sagen, dass ich dich liebe, und selbst das habe ich nur geschafft, weil ich manipuliert wurde, die Wahrheit zu sagen. Auch wenn wir noch die ganze Ewigkeit vor uns haben, möchte ich nicht, dass es noch einmal so lange dauert, bis wir den nächsten Schritt machen. Ich liebe dich und nichts in der Welt könnte etwas daran ändern. Wir haben schon so viel zusammen durchgemacht... Früher habe ich immer nur mich selbst geliebt, ich war immer allein. Bis ich dich traf. Du warst die erste und die einzige, die mich so gesehen hat, wie ich wirklich bin, und trotzdem bei mir geblieben ist. Bei dir muss ich mich nicht verstellen, bei dir kann ich ganz ich selbst sein. Nicht Katherine, die manipulative Vampir-Schlampe, nicht Katerina, der hilflose Mensch. Einfach nur ich selbst, als deine Kat. Sogar als ich mich aufgegeben hatte, hast du noch weiter um mich gekämpft und mir Hoffnung gegeben. Du hättest mich so oft verlassen und in Frieden leben können und doch bist du bei mir geblieben. Und jetzt möchte ich das gleiche für dich tun. Ich möchte für immer an deiner Seite sein, ganz egal wie oder unter welchen Umständen. Ich möchte bei dir sein, für den Rest unseres Lebens und vielleicht sogar noch danach. Ich habe nie an die Ehe geglaubt, ich habe sie immer für ein Zeichen der Abhängigkeit gehalten. Aber du hast meine Sichtweise darauf verändert." Langsam öffnete Kat das kleine Kästchen in ihrer Hand und brachte einen wunderschönen Ring zum Vorschein. "Du hast mir einmal gesagt, du würdest mir überall hin folgen und dieses Versprechen würde ich liebend gerne erwidern.  Also möchte ich dich fragen... Emily Salvatore, willst du meine Frau werden?"

Sofort breitete sich ein Grinsen auf meinem Gesicht auf und ich fing an, wie wild zu nicken. "Ja, ja, natürlich will ich! Nichts würde ich lieber. Ich liebe dich, Kat!"

Mysteries - The Story of Emily SalvatoreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt