Chapter 32

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Da ich nach dieser Auseinandersetzung nicht wirklich etwas Interessantes zu tun hatte, verließ ich das Anwesen und rief nebenbei Mason an. Er war momentan die einzige Person, mit der ich mich heute unterhalten wollte. Meine Brüder fielen schließlich beide raus, Damon aus den offensichtlichen Gründen und Stefan, weil er mir nur ein schlechtes Gewissen einreden würde. Und meine beste Freundin hatte ihre eigenen Pläne, also blieb eigentlich nur noch Mason.

„Emily, was kann ich für dich tun?", meldete er sich sofort.

„Hey, Mase. Hast du heute schon irgendetwas vor?"

„Eigentlich schon, wieso?"

„Naja, ich habe gerade ziemlich Stress mit Damon und will aus unserem Haus verschwinden. Ich will ihn nicht mehr sehen und einen Tag ohne meinen nervigen Zwilling verbringen."

„Oh, das klingt ernst. Weißt du was, komm doch einfach mit. Ich helfe heute bei irgendeinem sozialen Projekt, ganz bei euch in der Nähe. Ich weiß, das ist eigentlich nicht so wirklich dein Ding, aber immerhin ist da die Wahrscheinlichkeit auch ziemlich gering, dass Damon dort aufkreuzt."

Zuerst wollte ich absagen, aber dann hörte ich meinem Freund weiter zu. „Ja, tatsächlich, da hast du wohl Recht. Ich würde gerne mitkommen."

„Super, dann treffen wir uns in zwei Minuten bei mir."

„Bin schon da.", antwortete ich grinsend und legte auf, als ich vor dem Lockwood-Anwesen stand.

Leise lachend kam er nach draußen und deutete mir, zu ihm in seinen Wagen zu steigen, bevor er losfuhr. „Und, hast du Damon in den Arsch getreten?", fragte er mich grinsend.

„Nein. Ich habe ihm die Nase gebrochen. Dachte, das tut seinem Ego mehr weh."

Sofort musste er lachen. „Da könntest du sogar Recht haben."

„Natürlich habe ich Recht.", meinte ich eingebildet. „Ich habe immer Recht."

„Oh, selbstverständlich hast du das. Wir sind da."

Sofort stieg Mason aus und fing an, seinen Wagen abzuladen, auf dem er irgendwelche Holzkisten gestapelt hatte. Ich wollte es ihm gerade gleich tun, als ich Stefan auf ihn zugehen sah. Und da ich nun einmal neugierig war, blieb ich lieber im Wagen sitzen, um ungestört zu lauschen. Mein kleiner Bruder machte ihm tatsächlich gerade ein Friedensangebot. Irgendwie süß, dass er keinen Ärger wollte, aber ich wusste genau, dass Mason Damons Mordversuch sicher nicht so einfach vergessen würde. Und genau das sagte er meinem Bruder dann auch. Nur dass Stefan daraufhin anders reagierte, als ich es mir gewünscht hätte. Er drohte ihm. Stefan jetzt also auch noch? Und ich dachte, dass Damon der einzige sei, dem meine Gefühle egal waren.

Durch den Außenspiegel von Masons Wagen konnte ich erkennen, wie mein Freund kurz Stefans Hand schüttelte und dann ging. Wahrscheinlich nur um Ruhe zu haben. Ich kannte Mase, er war gerade kein Stück an Frieden interessiert, weil er genau wusste, dass ein Frieden mit meinen Brüdern früher oder später seinen Tod bedeuten würde.

Als er weg war, stieg ich schnell aus und lief zu meinem Bruder.

„Stefan, ich muss mit dir reden."

„Klar, was ist los, Emi?"

„Es geht um Mason. Ihm wird nichts passieren, hast du verstanden? Ich werde ihn beschützen, vor Damon und, wenn es sein muss, auch vor dir. Ihr lasst ihn in Ruhe oder..."

Eigentlich wollte ich noch weiterreden, aber dann bemerkte ich wie Damon uns näher kam. Damon?! Was machte der denn hier? Ohne ein weiteres Wort warf ich meine Haare über die Schulter und stolzierte davon, in die Richtung, in die auch Mase verschwunden war.

Wieso war ich eigentlich auf diesem bescheuerten Freiwillige-helfen-irgendetwas-aufzubauen-Fest? Es gab keinen Alkohol, und ich mochte von allen Anwesenden im Moment nur Mason. Ich wollte Damon nicht sehen, doch jetzt lief der hier auch rum. Aber wenn ich jetzt wieder gehen würde, würde es so aussehen, als ob ich vor ihm fliehe und außerdem konnte ich Mase kaum mit meinem durchgeknallten Zwilling alleine lassen.

Also lief ich weiter über das Gelände und versuchte herauszufinden, wohin Mason verschwunden war. Nach ein paar Minuten, die für mich schon viel zu lange waren, fand ich ihn dann auch endlich, während er gerade mit dem Sheriff redete.

„Und wenn ich es Ihnen beweisen kann?", meinte er gerade und ich stellte mich grinsend zu den beiden.

„Wenn du ihr was beweisen kannst?", fragte ich neugierig nach. Sofort wechselten die beiden einen ziemlich auffälligen Sie-darf-es-nicht-wissen-Blick, bevor Mason mir antwortete:

„Dass ich auch mal Polizist war, sie will mir das tatsächlich nicht glauben."

„Du warst mal Polizist? Nein, das würde ich dir auch nicht glauben.", antwortete ich locker und täuschte somit vor, dass ich diese Lüge nicht bemerkt hätte. Ich würde die Wahrheit schon noch herausfinden, aber ich würde meinen besten Freund sicher nicht vor dem Sheriff verhören.

„Ich bin schwer enttäuscht von dir, Emily.", lachte er, verabschiedete sich kurz von Liz und zog mich dann zu einem Haufen, auf dem lauter Farbe und Pinsel standen.

„Wenn du schon mal hier bist, kannst du eigentlich auch wenigstens helfen."

„Was? Nein!", widersprach ich sofort. „Ich werde hier doch jetzt nicht den gutmütigen, freiwilligen Helfer für Mystic Falls sein!"

„Ach komm schon, so schlimm ist das jetzt nicht. Außerdem fällt es doch total auf, wenn du nur hier rumstehst und nicht arbeitest. Und du willst doch nicht, dass du irgendjemandem auffällst?"

„Apropos auffallen... Du weißt schon, dass mir jede kleine Lüge an dir auffällt? Was hast du gerade mit Liz besprochen?", fragte ich ihn mit verschränkten Armen, aber sein Lächeln fiel keine Sekunde von ihm ab.

„Ja, das weiß ich. Aber es dauert zu lange, dir das jetzt alles zu erklären. Heute Abend sage ich dir in allen Einzelheiten, worüber wir geredet haben, okay? Aber erst einmal gehst du jetzt einfach dort rüber und tust das, wofür wir alle überhaupt hier sind."

„Manchmal hasse ich dich wirklich, Mase...", murmelte ich, musste aber leise lachen, während er mich zu den Holzbalken schob, die dringend einen neuen Anstrich benötigten. Ich wollte immer noch wissen, worüber er mit der Polizeichefin getuschelt hatte, aber wenn er mir sagte, dass es reicht, es heute Abend zu erfahren, vertraute ich ihm da. Er würde schon nichts allzu Dummes geplant haben, er war schließlich nicht mein Bruder.

Mysteries - The Story of Emily SalvatoreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt