Chapter 62

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"Okay, verratet ihr mir jetzt, was ihr vorhabt?", fragte Damon kurz darauf. Wir waren schon einige Kilometer aus Mystic Falls herausgefahren und bisher hatte er noch nicht bemerkt, dass im Kofferraum seines Autos der Bruder seiner Lieblings-Doppelgängerin war.

"Ich glaube nicht, dass wir schon weit genug weg sind", bemerkte Kat vom Rücksitz aus.

Auf Damons fragenden Blick hin antwortete ich: "Wir wollen nur sicher gehen, dass du nicht sofort wieder umdrehst, wenn du von unserem Plan erfährst."

"Das klingt nicht besonders vertrauenserweckend. Muss ich Angst haben?"

Leise lachte ich und schüttelte den Kopf. "Musst du nicht. Es könnte nur sein, dass Elena mit unserem Vorgehen... na ja, nicht ganz einverstanden wäre. Ich hoffe, du wirst jetzt deswegen keinen Rückzieher machen."

Abwartend sah ich zu Damon, aber er schien davon nicht sonderlich überrascht zu sein. "Nein, das werde ich nicht. Ich habe ja schon gesagt, dass Elena und ich gerade... unsere Differenzen haben. Es ist mir egal, was sie denkt. Sie wird eh nicht begeistert sein, wenn sie erfährt, dass ich mit euch beiden weggefahren bin."

"Du hast etwas viel Besseres als sie verdient, weißt du das?", fragte ich leise.

Mein Bruder warf mir einen scharfen Blick zu. "Ebenso wie du etwas Besseres als Katherine verdient hättest."

"Wie unhöflich!", beschwerte sich Kat, aber wir ignorierten sie beide.

"Okay, schon verstanden. Das Thema Elena kommt mit auf den Nicht-ansprechen-Stapel. Wir mischen uns einfach beide nicht in unsere Beziehungen mit Doppelgängern ein."

"Klingt gut", antwortete Damon und fuhr dann von der Straße ab auf einen kleinen Parkplatz.

"Was soll das, wieso hältst du an?", wollte Kat wissen. Wir tauschten einen Blick, als Damon wortlos ausstieg und ich verdrehte leicht die Augen, bevor wir auch das Auto verließen.

"Damon, Bruderherz, wieso fahren wir nicht weiter?"

"Wir sind jetzt weit genug von Mystic Falls entfernt. Unsere Geschwisterstreitigkeiten sind beigelegt, ich habe klar gemacht, dass ich nicht sofort zu Elena zurückrennen werde... Es wird Zeit, dass ihr mir euren geheimen Masterplan verratet."

Ich öffnete schon den Mund, um ihm zu widersprechen, aber mein störrischer Bruder grinste mich provozierend an und warf dann die Autoschlüssel ins Gebüsch. "Ich meine es ernst. Wir fahren erst weiter, wenn ihr mir sagt, was ihr vorhabt."

"Wow, das ist ja sehr erwachsen von dir", meinte ich ironisch, während Kat ihm die Kette zeigte, die sie sich von Bonnie besorgt hatte.

"Euer Plan baut auf einer Kette auf? Wir wissen doch nicht einmal, wofür Klaus die Kette braucht." Damon schien fast schon enttäuscht zu sein, aber er wusste ja auch nichts von unserer besonderen Fracht im Kofferraum.

"Nein, das wissen wir nicht", bestätigte ich und ging zur Rückseite des Autos. "Aber Klaus will sie haben und wir haben sie. Das ist unser Druckmittel, damit er uns nicht stört, während wir unseren eigentlichen Plan durchführen."

Mit diesen Worten öffnete ich den Kofferraum. Ich spürte förmlich, wie Damon aufseufzte, als ihm klar wurde, dass Elena ihm das definitiv übel nehmen würde. Aber er hielt sein Wort. Er schnappte sich nicht Jeremy, um ihn so schnell wie möglich zurück nach Mystic Falls zu bringen, sondern blieb hier und half mir, Jeremy aufzuwecken.

"Wieso genau habt ihr klein Gilbert noch mal entführt?", fragte mein Bruder und Kat erklärte ihm, dass Jeremys Geisterfreundin Informationen über diesen mysteriösen Mikael hatte, der in der Lage wäre, Klaus zu töten.

"Anna will nicht helfen." Es waren die ersten Worte, die Jeremy sagte und die sorgten nicht gerade dafür, dass ich gut gelaunt war.

"Jeremy. Es ist wichtig, dass wir alles über Mikael erfahren", versuchte Damon es so freundlich wie möglich, aber als der kleine Gilbert nur mit dem Kopf schüttelte und wiederholte, dass Anna nicht helfen wollte, griff Damon seinen Kopf und stieß ihn mit voller Kraft gegen einen Holztisch. Sofort roch ich sein Blut und ich musste unwillkürlich leicht lächeln. So sehr ich es hasste, wenn Stefan gewalttätig war, mochte ich es bei Damon umso mehr. Vielleicht weil Damon dabei nicht durchdrehte und um sich mordete. Er behielt die Kontrolle. Und in gewisser Weise verhielt er sich dabei genauso wie ich es getan hätte.

"Okay, okay, sie redet ja schon", meinte Jeremy schnell, bevor mein Bruder ihn noch einmal verletzen konnte. "Mikael ist ein Vampir, der Vampire jagt. Annas Mutter hat ihr gesagt, dass er eine Waffe besitzt, mit der man Klaus umbringen könnte."

Einige Sekunden sah er ins Nichts. Wahrscheinlich war an dieser Stelle gerade seine Geisterfreundin. Der Gedanke war schon irgendwie gruselig. Wie viele tote übernatürliche Wesen wohl noch um uns herumstanden, ohne dass wir sie bemerkten?

"Außerdem sagt sie, dass es idiotisch wäre, ihn wiederzuerwecken", fügte er hinzu, während er sich die blutende Wunde an seinem Kopf hielt.

Nachdenklich sah ich Jeremy an. "Ihn wiederzuerwecken? Wieso, ist er tot? Wo ist er?"

"Anna kann euch zu ihm bringen, sie weiß, wo er ist."

Jeremys Worte drangen kaum zu mir durch, weil Damon währenddessen irgendeine Nachricht auf seinem Handy las.

"Damon, was ist los?" Irgendetwas sagte mir, dass es kein gutes Zeichen war, dass er an dieser SMS so interessiert war. Und anscheinend täuschte mich mein Bauchgefühl wieder einmal nicht.

"Es ist Elena. Sie braucht meine Hilfe."

Frustriert seufzte ich auf und stemmte meine Hände in die Hüften. "Das ist doch jetzt wohl nicht dein Ernst, oder? Du hast doch gesagt, du rennst nicht sofort zu ihr zurück. Du kannst jetzt nicht umdrehen."

"Ich bin mir sicher, dass ihr beide es gut alleine hinbekommt, Mikael zu finden. Ich vertraue dir, dass du Jeremy wieder sicher zurückschickst, wenn ihr diesen Vampirjäger gefunden habt. Aber ich muss zurück."

"Damon, du kannst doch nicht einfach-"

"Was würdest du an meiner Stelle tun?", unterbrach mein Zwilling mich. "Wenn du mit mir und Elena hier stehen würdest und dann erfährst, dass Katherine gerade alleine bei Klaus ist und von ihm bedroht wird? Sag mir nicht, du würdest nicht sofort zu ihr rennen."

Leise seufzte ich auf, als mir klar wurde, dass er recht hatte. "Doch, ich würde sofort zu ihr gehen", gab ich zu. "Also gut, ich werde dich nicht aufhalten. Aber versprich mir wenigstens, dass du auf dich aufpassen wirst. Lass dich nicht von Klaus umbringen, provoziere ihn nicht. Nicht, bevor wir nicht diese mysteriöse Wunderwaffe gegen ihn haben. Und bleib bitte am Leben."

"Ich werde mir Mühe geben", grinste er und ging dann los, um seine Autoschlüssel zu suchen. Dann würde es also an Kat und mir liegen, einen uralten Vampirjäger-Vampir wiederzuerwecken. Na super.

Mysteries - The Story of Emily SalvatoreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt