Chapter 74

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Kat finden, ihr das Leben retten, mit ihr vor Silas fliehen. Das war einfacher gesagt als getan. Ich hatte das Auto gefunden, in dem sie saß, und auch Jeremy, aber von ihr selbst fehlte jede Spur. Den ganzen Tag hatte ich sie gesucht, aber irgendwie hatten Matt Donovan und Jeremy Gilbert es vor mir geschafft, sie zu finden. Und jetzt saß ich bei meinem Bruder fest, der mir nicht sagen wollte, wo die beiden mit meiner Freundin waren. Er hatte mir gesagt, dass sie sie hierherbringen wollten, aber ich war mir sicher, dass Kat bei der kleinsten Gelegenheit wieder versuchen würde, vor den beiden zu fliehen. Und wenn ihr das gelang, standen meine Chancen, sie wiederzufinden, nicht besonders hoch. Dennoch hatte ich keine andere Wahl als hier auf sie zu warten und zu hoffen, dass Matt und Jeremy sie sicher hierherbrachten. Wenn ihr etwas geschehen würde, während die beiden auf sie aufpassen sollten, würde ich sie eigenhändig umbringen. Glücklicherweise schien das nicht nötig zu sein, denn nach zwei Tagen - einer gefühlten Ewigkeit - hörte ich endlich, wie ein Auto draußen vorfuhr. Kat war noch nicht einmal ganz ausgestiegen, als ich schon vor ihr stand und sie fest in meine Arme schloss.

"Ich hatte solche Angst um dich", murmelte ich kaum hörbar. Vorsichtig löste ich mich ein wenig von ihr, aber nur genug, um sie besser ansehen zu können. Ich musste sicher gehen, dass sie nicht verletzt war. "Wie geht es dir?"

"Ich weiß nicht. Irgendwer-", bei diesen Worten sah sie genervt Richtung Jeremy und Matt, "wollte mir keine Medizin besorgen. Ich war erkältet, Emily. Kannst du dir vorstellen, wie furchtbar das war? Ein richtiger, menschlicher Schnupfen!"

Jeremy und Matt gingen, sichtlich von Kats Beschwerden genervt, ins Anwesen. Sobald die beiden außer Sicht waren, ließ Kat ihre Maske fallen und lächelte mich beruhigend an. "Du musst dir keine Sorgen machen. Mir geht es gut, es ist nichts passiert. Alles in Ordnung."

Skeptisch musterte ich sie, konnte aber tatsächlich keine Verletzungen an ihr erkennen. "Ich würde dir ja gerne glauben. Aber dass du es gleich drei Mal wiederholst, dass es dir gut geht... Du musst zugeben, das das ziemlich verdächtig ist. Also sag mir, was ist passiert?"

"Dir kann man auch wirklich nichts vormachen." Seufzend sah Kat mich an. "Bevor du dich aufregst, es ist nichts passiert. Zumindest ist mir nichts passiert. Wir waren im Wald, Matt wollte Feuerholz holen oder so etwas. Weißt du eigentlich, wie kalt es nachts im Wald ist? Unglaublich, Menschen frieren ständig."

Etwas genervt verdrehte ich die Augen. Sie versuchte wirklich alles, um vom eigentlichen Thema abzulenken. "Kat, komm zum Punkt. Sag mir einfach, was passiert ist."

"Ist ja schon gut. Silas war da."

"Was? Er hat euch angegriffen?" Panisch sah ich meine Freundin an. Und das erzählte sie mir so nebenbei? Er hatte sie entführen wollen, als ich sie das letzte Mal sah, und wer weiß, was er dann von ihr wollte. Ich wollte nicht herausfinden, was ein übermächtiger uralter Vampir von Kat brauchte. Es war mit Sicherheit nichts Gutes. Ich hatte gedacht, sie wäre bei Jeremy und Matt sicher. Oder zumindest einigermaßen sicher. Wenn ich die beiden das nächste Mal sehe...

"Reg dich nicht auf, es ist wirklich nichts passiert. Ich meine, er hätte beinahe Jeremy umgebracht, aber mich hat er nicht einmal berührt. Ich habe ihn erschossen, kurz bevor er den kleinen Gilbert umbringen konnte. Das hat ihn zwar nicht endgültig getötet, aber zumindest hatten wir genug Zeit, um zu fliehen. Kann ich dir die Details morgen erzählen? Wir sind die halbe Nacht durch den Wald gerannt, ich bin wirklich müde."

Einige Sekunden sah ich meine Freundin nachdenklich an. Ich ließ mich nur selten überreden, einfach nachzugeben, wenn ich etwas wissen wollte. Aber in diesem Fall könnte ich wohl eine Ausnahme machen. Kat sah wirklich fertig aus, und wenn man ihr so etwas ansehen konnte, dann sollte das schon was bedeuten. "Also gut, dann ruh dich erst aus. Dir sollte nur klar sein, dass ich dich ganz sicher keine Sekunde mehr aus den Augen lassen werde. So etwas wie vorgestern möchte ich nie wieder erleben."

Grinsend sah Kat mich an und als ich dieses Lächeln sah, beruhigte ich mich sofort wieder. "Ich glaube, damit komme ich klar."



Auch wenn ich gesagt hatte, ich würde Kat nicht aus den Augen lassen, schlief ich irgendwann neben ihr ein. Doch als sie sich früh am Morgen hin und her wälzte, wachte ich sofort auf und rüttelte vorsichtig an ihrer Schulter. "Kat, was ist los?" Hatte sie Schmerzen? Es war Ewigkeiten her, seit ich eine Erkältung hatte. Konnte man damit ruhig schlafen? Reagierte ich über, wenn ich sie gleich weckte, nur weil sie mal unruhig schlief? Ich hatte keine Ahnung, wie ich mich verhalten sollte.

Kurz sah meine Freundin sich verwirrt um, als sie die Augen öffnete, bis sie sich auf mich fokussierte. "Nur ein Albtraum", antwortete sie leise und ließ sich seufzend zurück in die Kissen fallen. "Das war wirklich merkwürdig..."

"Wieso, was ist denn passiert? Wovon hast du geträumt?" Es würde ihr sicher gut tun, darüber zu sprechen. Und im Moment war außer uns beiden niemand im Haus wach, also waren wir völlig ungestört.

"Ich habe deinen Bruder gesehen. Stefan. Er war in einer Bar an der Route 29 und hat eine Kellnerin dort angegriffen. Ich bin aufgewacht, als er nach draußen gegangen ist und die Sonne ihn verbrannt hat. Ich weiß auch nicht, wieso ich so ein komisches Gefühl habe. Vielleicht weil es sich so... real angefühlt hat."

Nachdenklich musterte ich sie und spannte mich plötzlich an, als ich mit meinem Vampirgehör Stimmen aus Damons Zimmer hörte. Anscheinend war Elena bei ihm.

"Oh, das ist gar nicht gut", murmelte ich leise.

"Wieso? Es war doch nur ein Traum, nichts weiter."

"Da wäre ich mir nicht so sicher. Elena ist auch gerade aufgewacht und-"

"Oh, dass Elena heute aufgewacht ist, ist tatsächlich gar nicht gut", unterbrach Kat mich scherzend. Ich konnte mich jedoch nicht zu einem Lächeln überwinden.

"Kat. Es geht nicht um Elena. Es geht um das, was sie gerade zu Damon sagt." Abwartend sah sie mich an, bis mir einfiel, dass sie das ja mit ihrem menschlichen Gehör gar nicht mitbekommen konnte. "Sie hatte auch einen Albtraum. Und zwar haargenau den gleichen wie du."

Mysteries - The Story of Emily SalvatoreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt