Chapter 50

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Es war beinahe schon eine Erleichterung, als Klaus endlich wiederkam und Kat aufhören konnte, mich wieder und wieder zu verletzen. Wir hatten nicht viel miteinander geredet, hauptsächlich weil ich Angst hatte, jedes Mal aufzuschreien, wenn ich den Mund öffnete. Kat hatte sich andauernd entschuldigt, dass sie mir das antat und ich hatte nur versucht, ihr zu erklären, dass sie nichts dafür konnte. Wenigstens schien Klaus zufrieden zu sein, als er mein blutüberströmtes Bein sah, denn er verzichtete darauf, sich gleich etwas Neues auszudenken und ignorierte uns.

Er begann, mit seinem Hexer darüber zu reden, was er als nächstes vorhatte, woraufhin Kat und ich einen kurzen Blick wechselten. Ich war mir sicher, dass sie das gleiche dachte wie ich. Wenn wir schon hier waren, konnten wir genauso gut ein wenig lauschen, was Klaus so plante. Falls wir irgendwann doch wieder freikommen sollten, wüssten wir das zumindest. Also verhielten wir uns so ruhig und unauffällig wie möglich, was erstaunlicherweise ganz gut funktionierte. So erfuhren wir, dass Klaus plante, Bonnie umzubringen. Diese Information brachte uns zwar nicht viel, aber zumindest wussten wir, dass sein Hexer ziemlich loyal war.

Zu unserem Glück ignorierte Klaus uns weiter, während er sich vorbereitete, und so verbrachten wir den gesamten Tag nur damit, herumzusitzen und zu schweigen. Selbst während er auf dieser Party war, auf der er die kleine Hexe umbringen wollte, schwiegen wir, weil wir die ganze Zeit von seinem Hexer beobachtet wurden. Wenn ich ehrlich war, fing ich sogar an, mich zu langweilen. Hätte mich vor einigen Tagen jemand gefragt, was die Opfer von Klaus fühlen würden, wäre Langeweile definitiv nicht meine Antwort geworden. Aber wahrscheinlich sollte ich dankbar darum sein, das war immer noch besser als gefoltert zu werden.

Erst als Klaus am nächsten Tag wieder das Haus verließ und auch sein Hexer mitkam, fing ich wieder an, ein wenig zu lächeln. Wir waren allein. Natürlich wurden wir manipuliert, dass wir die Wohnung nicht verlassen konnten, bis Klaus es uns befahl, aber zumindest konnten wir jetzt offen miteinander reden.

"Ich hätte nicht erwartet, dass eine Gefangenschaft bei Klaus so... langweilig werden würde", bemerkte ich grinsend und drehte mich zu Kat um, die mein Grinsen sofort erwiderte.

"Dann kannst du ja froh sein, dass zumindest ich hier bin. Ohne mich wäre es noch viel schlimmer."

"Ohne dich wäre es überall schlimmer", lächelte ich und sah mich in der Wohnung um. "Also, was machen wir jetzt?"

"Ich hätte da eine Idee..." Plötzlich stand Kat direkt vor mir, zog mich noch näher zu sich heran und küsste mich.

Sofort musste ich ein wenig lächeln, erwiderte ihren Kuss aber, ohne auch nur darüber nachdenken zu müssen. Ich hatte in den letzten Jahren schon öfter davon geträumt, wie sich das anfühlen würde, aber es war noch schöner als ich es mir vorgestellt hatte. Vorsichtig fuhr ich durch ihre weichen Haare und schloss meine Augen. Ich könnte ewig so weitermachen, aber gerade als ich das dachte, löste sie sich wieder von mir. Ich wollte mich schon beschweren, doch sie legte nur einen Finger auf meine Lippen und deutete grinsend zur Tür. Erst jetzt bemerkte ich, dass dort draußen irgendjemand war, der gerade versuchte, die Tür aufzubrechen. Wow, ich hatte ja wirklich alles um mich herum ausgeblendet, wenn ich das nicht gemerkt hatte.

Leise hörte ich die Stimmen von draußen und spürte, wie mein Herz sofort schneller schlug. Das war Damon mit seiner neuen Freundin Andie. Er musste mitbekommen haben, dass Kat und ich hier gefangen waren. Ich konnte nur hoffen, dass er uns helfen würde, obwohl wir vorgehabt hatten, Elena auszuliefern.

Langsam öffnete Andie die Tür und trat ein. Kat musterte sie kurz, aber ich sah nur zu meinem Bruder. "Sieh mal an. Ich dachte, ihr wärt schon tot", meinte dieser gerade mit Blick auf Kat und mich.

Ungläubig zog ich eine Augenbraue hoch. "Welch nette Begrüßung. Du scheinst nicht allzu viel um mich getrauert zu haben."

"Um dich schon. Katherine hingegen..." Er zuckte nur mit den Schultern und ich bedeutete Kat mit einem Blick, dass sie mir das Reden überlassen sollte. Wir konnten es uns jetzt nicht leisten, Damon zu verärgern.

"Schon klar. Was machst du hier, Bruderherz?"

"Ich habe Geschenke mitgebracht." Neugierig sah ich zu, wie Damon eine kleine Flasche aus seiner Jackentasche zog. "Eisenkraut. Ich dachte mir, das könntet ihr vielleicht gebrauchen."

"Das wird unsere Manipulation nicht rückgängig machen, das weißt du, oder?"

"Natürlich, aber zumindest könnt ihr nicht neu manipuliert werden. Lass mich raten, hat Klaus euch befohlen, die Wohnung nicht zu verlassen, bis er es sagt?"

Ich wollte schon Ja sagen, bis ich merkte, dass ich kein einziges Wort rausbrachte.

"Und anscheinend könnt ihr auch nicht darüber reden, was er gesagt hat." Böse sah ich meinen Zwilling an, als er grinste. Er freute sich viel zu sehr darüber, dass ich nichts sagen konnte. "Aber hat er euch auch gesagt, dass ihr für den Rest der Ewigkeit alles machen müsst, was er sagt?"

Nachdenklich sah ich Damon an und schüttelte den Kopf. Nein, das hatte er nicht. Seine Manipulationen bezogen sich immer nur auf die nächste Zeit. "Na also. Dann braucht ihr das Eisenkraut hier dringender als je zuvor, bevor er auf die Idee kommt, das von euch zu verlangen."

Ich wollte schon nach dem Fläschchen greifen, aber Damon hielt es außerhalb meiner Reichweite. "Erst einmal musst du mir noch eine Frage beantworten, Emily. Wieso habt ihr Isobel vertraut und nicht uns? Wieso wolltet ihr uns hintergehen?"

"Wir sind davon ausgegangen, dass ihr es niemals schaffen würdet, Klaus zu töten", antwortete Kat an meiner Stelle. "Isobel und ein Deal mit Klaus waren für uns die bessere Wahl."

"Und jetzt seht, was euch das genützt hat." Genervt sah ich Damon an, bis er mir das Fläschchen rüberwarf. Sofort trank ich einen kleinen Schluck davon und reichte es dann Kat. Das Eisenkraut brannte in meinem Mund, aber ich hatte mich noch nie so sehr über diesen Schmerz gefreut.

"Passt darauf auf, dass Klaus das nicht findet. Ich habe jetzt etwas gut bei euch, vergesst das nicht", meinte Damon noch und verschwand dann wieder mit seiner Freundin.

"Das war doch mal eine freudige Überraschung", bemerkte Kat grinsend und versteckte das Eisenkraut. "Also, was tun wir jetzt?"

Zu gerne würde ich sie als Antwort wieder küssen, aber der Gedanke, dass Klaus uns dabei überraschen könnte, weil ich ihn nicht gehört hatte, änderte meine Meinung. Also öffnete ich nur einen Küchenschrank und drehte mich dann mit einer Flasche Bourbon in der Hand zu Kat um, während ich mit einer Fernbedienung Alarics Musikanlage anmachte. "Jetzt trinken wir."

Mysteries - The Story of Emily SalvatoreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt