Chapter 42

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"Damon, willst du mich gar nicht deiner neuen Freundin vorstellen?" Mein Bruder drehte sich zu mir um und verdrehte die Augen, schob aber die Frau an seiner Seite ein Stück nach vorne. Ich hatte ihren Namen zwar gestern Nacht schon gehört - das und einige andere Sachen, die ich lieber nicht gehört hätte - aber ich mochte es, meinen Zwilling in solche Situationen zu bringen.

"Das, liebste Schwester, ist Andie Star. Vielleicht kennst du sie ja aus dem Fernsehen, sie ist Reporterin. Andie, das ist meine Schwester Emily."

"Freut mich sehr." Andie wollte mir die Hand reichen, wurde aber von Damon schnell nach draußen geschoben.

"Freut sie auch, aber du musst jetzt los, Schatz. Und immer schön dran denken, den Schal nicht abzunehmen."

Grinsend sah ich Damon an, als wir wieder alleine waren, und hob eine Augenbraue. "Sie ist heiß."

"Sie ist nur eine Ablenkung", erwiderte er und ging an mir vorbei.

"Eine Ablenkung, ja? Also hättest du kein Problem, sie mit mir zu teilen?" Es machte einfach zu viel Spaß, ihn auch mal ein wenig zu ärgern.

"Wenn du unbedingt willst, bedien dich." Er klang zwar gelassen, aber sein Blick sagte mir etwas ganz anderes. Ich wusste, dass er nicht wirklich etwas für sie empfand, aber er musste sie mögen, wenn sie die Nacht gestern überlebt hatte. Außerdem glaubte ich, dass sie ihm guttun würde. Ein wenig Ablenkung würde ihm zumindest nicht schaden und eine neue Freundin kam da, auch wenn sie nur manipuliert war, wie gerufen.

"Was hast du denn damit vor?", fragte Damon mit Blick auf die Blutbeutel, die ich in der Hand hielt. Er wollte mich ablenken und zu seinem Glück gelang ihm das auch.

"Die bringe ich zu Kat. Und bevor du damit anfängst, mich zu nerven: Nein, du wirst mich nicht davon abhalten können. Ein wenig Blut wird sie auch nicht aus der Gruft befreien, also versuch gar nicht erst, es mir auszureden, meine Freundn zu versorgen."

Kurz sah er so aus, als wollte er widersprechen, zuckte dann aber nur mit den Schultern. "Schade, ich hatte gehofft, du würdest mich begleiten."

"Begleiten? Wohin denn?"

"Ins Lockwood-Anwesen. Ein gewisser Elijah Smith wird da sein und den würde ich zu gerne mal kennenlernen."

Sofort spannte sich jeder Muskel in meinem Körper an. "Selbst wenn ich nichts anderes zu tun hätte, würde mich keiner dazu bringen, freiwillig Elijah zu treffen. Du bist verrückt, wenn du etwas anderes tust. Ich an deiner Stelle würde ihn so lange meiden wie es nur irgendwie geht."

Damon setzte schon zu einer Erwiderung an, hielt dann aber erstaunt inne. "Du hast ja richtig Angst vor ihm." Ich konnte verstehen, wieso er so überrascht klang. Ich war niemand, der schnell Angst bekam, das war ich schon früher nicht gewesen.

"Selbstverständlich habe ich Angst vor ihm. Falls du es vergessen hast, bin ich über hundert Jahre mit Kat vor den Urvampiren geflohen. Wenn du klug wärst, solltest du auch Angst vor ihm haben. Unterschätze ihn nicht."

Ohne ein weiteres Wort zu sagen verschwand ich und lief auf direktem Weg zu Kat. Elijah war tatsächlich hier in Mystic Falls. Ich musste aufpassen, dass ich ihm nicht aus Versehen über den Weg lief. Außer der Strecke zwischen dem Anwesen und Katherine sollte ich mich nicht aus dem Haus wagen. Ich hatte schließlich keine Lust, mit zu Kat in die Gruft gesperrt zu werden.

So verbrachte ich den ganzen Tag bei meiner Freundin und versuchte, sie zumindest ein wenig zu unterhalten, bis ich mich erst spät abends wieder auf den Weg nach Hause machte.

Schon von weitem schlug mir der Geruch von getrocknetem Blut entgegen und etwas, das ich als Werwölfe identifizierte. Sofort wurde ich langsamer und sah vorsichtig durch ein Fenster. So wie es aussah war Damon an einen Stuhl gefesselt, mit irgendeinem übel aussehenden Folterinstrument um den Hals. Der Geruch nach Blut kam von ihm und dem toten Alaric, der auf dem Teppich lag. Und überall im Zimmer standen Werwölfe, die meinen Bruder gerade nach dem Mondstein befragten. Meine Chancen, unbemerkt da reinzukommen, standen gleich Null. Wenigstens war heute nicht Vollmond. Das einzige, worauf ich jetzt hoffen konnte, war mein Überraschungsmoment. Ich konnte natürlich auch erst bei Stefan anrufen und ihn um Hilfe bitten, aber bis der da wäre, hätten die Werwölfe meinen Zwilling wahrscheinlich schon längst umgebracht.

Also atmete ich tief durch, bevor ich die Tür aufriss und gleich den ersten Werwolf dadurch bewusstlos schlug. Schnell griff ich nach seinem Körper und hielt ihn wie ein Schutzschild vor mich, um die Kugeln abzuwehren, die man von allen Seiten auf mich feuerte. Ich hätte nicht erwartet, dass sie tatsächlich so schnell reagieren würden. Ich spürte, wie eine Kugel mich am Arm traf und zischte leise auf. Holz, natürlich. Diese Leute waren nicht zum ersten Mal auf Vampirjagd. Und sie schienen auch keine Hemmungen zu haben, auf ihren Freund zu schießen, der mittlerweile definitiv tot und ziemlich durchlöchert war.

Schnell warf ich seine Leiche weg, die mir so auch nicht mehr viel nutzte, und rannte stattdessen auf den Mann zu, der mir am nächsten stand. Dabei steckte ich wieder zwei Kugeln ein, beide in meinen Bauch, aber ich biss nur die Zähne zusammen und brach sein Genick, als ich bei ihm ankam. Leider war ich dabei aber so abgelenkt, dass sich von der Seite ein Pfahl in meinen Oberschenkel bohrte und einen Muskel zerriss. Sofort knickte mein Bein unter mir weg und ich fand mich auf dem Boden wieder. Ein zweiter Pfahl traf mein unverletztes Bein und nagelte mich so endgültig auf dem Boden fest. Ich schlug nach dem Werwolf, der sich über mich beugte und mir einen dritten Pfahl direkt durchs Herzs rammen wollte, aber ich wusste, dass ich das nicht sehr viel länger hinhalten konnte. Gerade als ich dachte, ich würde jeden Augenblick sterben, ertönte eine Stimme, die alle im Raum sofort innehalten ließ.

"Ihr sucht also den Mondstein? Meint ihr diesen hier?" Ich drehte meinen Kopf, um den Mann besser erkennen zu können, der gerade gelassen einen weißen Stein ablegte. Ich hatte seine Stimme bisher noch nie gehört, aber ich war mir sicher, dass ich sie jetzt nie wieder vergessen würde. Denn der Mann, der in unserem Wohnzimmer aufgetaucht war, war ohne jeden Zweifel niemand anderes als Elijah.

Mysteries - The Story of Emily SalvatoreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt