Chapter 4

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Erschrocken sah ich zu Katherine, die aber ebenso überrascht schien.

„Vielleicht wartet er auf Elena.", vermutete sie. „Dann wissen wir wenigstens, dass sie noch nicht wieder da ist. Bleib einfach hier im Wagen sitzen, wo er dich nicht sieht, ich werde mich als sie ausgeben. Hoffen wir, dass mich dann irgendjemand reinbittet."

„Das wird schon. Viel Glück.", wünschte ich meiner bester Freundin, als sie den Wagen verließ. Alles in mir widerstrebte sich, hier still sitzenzubleiben, während Kat meinen Bruder traf, aber ich wusste, dass sie sonst nie in das Haus könnte. Katherine hatte nach meiner Verwandlung so viel für mich getan, sie hatte mir geholfen, zurecht zu kommen, damit ich nicht zu dem Ripper wurde, der Stefan geworden war, da war es das mindeste, hier kurz zu warten.

Trotzdem lauschte ich natürlich dem Gespräch zwischen meinem Bruder und der Doppelgängerin. Einerseits, weil ich einfach neugierig war, andererseits, weil es gut tat, einfach nur seine Stimme zu hören. Sie hatte sich kein bisschen verändert, genauso wie er. Naja, er trug die Haare jetzt anders und hatte selbstverständlich auch andere Klamotten an, aber er sah immer noch genauso aus wie vor 150 Jahren.

„Damon? Was machst du hier?", fragte Katherine scheinbar ahnungslos.

„Ich habe auf dich gewartet, Elena."

Offenbar ging Kats Plan auf. Damon dachte nicht eine Sekunde daran, dass das hier nicht Elena sein könnte. Er erklärte ihr, dass er ursprünglich nach Mystic Falls gekommen war, um die Stadt zu zerstören, heute aber anscheinend alles daran gesetzt hatte, sie zu retten. Mehrmals deutete er darauf hin, dass er kein Held war, wie Stefan, Elena oder ein Mädchen namens Bonnie, was mich ein wenig beruhigte. Es wäre furchtbar gewesen, wenn Damon plötzlich moralisch und vernünftig geworden wäre, das war er schon früher nie gewesen. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass er unheimlich in Elena verliebt war. Auch wenn ich ihn durch die Scheiben des Taxis kaum erkennen konnte, erkannte ich doch die Art, wie er Katherine ansah. Als würde er alles für sie tun. Früher hatte er mich auch oft so angesehen. Es hatte mir immer ein Gefühl von Sicherheit gegeben. Ich gebe zu, ein wenig eifersüchtig war ich schon. Nicht auf Kat, aber auf Elena, da er sie anscheinend genauso sehr liebte wie mich früher, aber ich gönnte Damon sein Glück. Trotzdem zog ich skeptisch die Augenbrauen hoch, als er meine beste Freundin leidenschaftlich küsste. Soweit ich wusste, war Elena doch mit Stefan zusammen. Hatte sich das geändert, oder bedeutete Damon das Band zwischen Geschwistern gar nichts mehr? Katherine erwiderte natürlich den Kuss. Ich wusste, dass sie eine Vorliebe für meine Brüder hatte und ich hatte mich schon ein paar Mal mit ihr deswegen gestritten und verlangt, dass sie endlich eine Entscheidung traf. Das war gewesen, als ich noch ein Mensch war. Bei einer dieser Gelegenheiten hatte sie mir verraten, dass sie beide liebte, doch dass sie immer Stefan wählen würde, dieser sie aber nicht genug liebte, um auch sie zu wählen. Ich wusste, dass es Damon das Herz brechen würde, wenn er das herausfinden würde, also ließ ich sie einfach machen. Ich wollte nicht, dass mein Zwilling leiden musste und letztendlich hätte es niemandem etwas gebracht, wenn sie sich für Stefan entschieden hätte. Dass sie jetzt jedoch wieder anfing, mit seinen Gefühlen zu spielen, machte mich ziemlich wütend. Ich hatte gedacht, dass wir einen Schlussstrich unter diese ganze Dreiecksbeziehungen gezogen hätten, aber Kat war da anscheinend anderer Meinung. Da würde ich wohl nachher noch einmal mit ihr drüber reden müssen. Auch wenn ich nicht wusste, wie Damon auf mich reagieren würde, würde ich dennoch nicht zulassen, dass er wieder verletzt werden würde. Irgendwann löste sich Katherine endlich von meinem Bruder und wurde glücklicherweise von Elenas Tante ins Haus gebeten. Damon ging, ohne mich gesehen zu haben und ich blieb weiterhin im Wagen sitzen und wartete darauf, dass Katherine erledigte, was auch immer sie zu erledigen hatte.

Kurze Zeit später sah ich, wie ein Mädchen, das genauso aussah wie Katherine, direkt auf das kleine Haus zuging. Elena kam nach Hause zurück und Kat war immer noch drinnen. Ich musste sie aufhalten, das wusste ich. Ein paar Sekunden später war ich bereits aus dem Auto ausgestiegen und lief hinter ihr her. Sie telefonierte gerade mit Stefan. Seine Stimme hatte sich auch kein bisschen verändert. Elena wollte gerade die Stufen zu ihrer Veranda hochgehen, als ich sie leicht am Arm packte und sie sich zu mir herumdrehte. Anscheinend hatte ich sie sehr erschrocken, so wie sie zusammenzuckte, doch ich lächelte sie nur freundlich an.

„Entschuldige bitte, aber könntest du mir vielleicht weiterhelfen? Ich bin gerade neu hierher gezogen und kenne mich noch nicht wirklich aus. Und jetzt, wo es so dunkel ist, weiß ich nicht mehr, wie ich nach Hause komme."

„Oh, ähm, ja, natürlich. Warte kurz.", meinte sie zu mir und verabschiedete sich dann leise von meinem Bruder. Sie legte auf und fragte freundlich: „Okay, wo wohnst du denn?"

„Ähm... tut mir leid, ich habe den Namen der Straße vergessen. Ich bin ziemlich schusselig.", lachte ich übertrieben, aber ihr schien das nicht aufzufallen.

Da ich ein Vampir war, spürte ich, wie genervt sie war, doch sie ließ sich nichts anmerken. „Okay, wie sieht es denn dort aus?"

„Oh, es ist ganz in der Nähe von dem großen Kirchturm. Wenn ich den finde, finde ich den Weg bestimmt alleine."

Die nächsten fünf Minuten beschrieb sie mir ausführlich, wie ich mein Ziel von hier erreichen konnte. Ich stellte mich absichtlich dumm an, um die Zeit für Kat noch mehr hinauszuzögern, aber als sie mir irgendwann anbot, mich einfach zu fahren, lehnte ich schnell ab und bedankte mich. Schließlich hatte ich kein Haus, zu dem sie mich hätte bringen können.

„Okay, danke, Elena. Du hast mir wirklich sehr geholfen."

Verwirrt und etwas ängstlich sah sie mich an: „Ich glaube nicht, dass ich dir schon gesagt habe, wie ich heiße."

Mysteries - The Story of Emily SalvatoreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt