Chapter 13

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Empört stand Elena auf, damit sie größer war als ich. Was sie dann leider auch war. Trotzdem war mir immer noch klar, dass sie einen Fehler gemacht hatte, der meinen kleinen Bruder verletzt hatte und niemand verletzte meinen kleinen Bruder. „Natürlich, mir macht das doch auch keinen Spaß! Aber die Wunde muss doch...", versuchte sie sich zu rechtfertigen, doch ich fiel ihr ins Wort.

„Was? Gereinigt werden? Er ist ein Vampir, Süße, er wird sich wohl kaum eine lebensbedrohliche Infektion holen! Die Wunde heilt sich von selbst und braucht sicherlich nicht die ungeschickten, kleinen Finger von einem Menschen!"

„Hey, Emi, das ist doch nicht so schlimm!", beruhigte mich Stefan. „Sie hat es doch nur gut gemeint."

„Und trotzdem hat sie dich verletzt.", schnaubte ich, immer noch wütend.

„Nicht so sehr wie Katherine. Und solange du nicht zu ihr gehen willst, um sie dafür anzumotzen, wirst du auch Elena in Ruhe lassen, ja?"

„Oh, zu Kat wollte ich sowieso noch. Ich glaube, ich muss mal ganz dringend mit ihr reden!", meinte ich wieder wütender.

Erschrocken sah Stefan mich an, während Elena sich leise verabschiedete und ging. Konnte ich in gewisser Weise verstehen. Es war nicht sehr gesund für einen Menschen, wenn er in meiner Nähe war, wenn ich gerade wütend war.

„Emi! Du wirst nicht zu Katherine gehen und sie herausfordern, hörst du? Sie ist viel stärker als wir alle zusammen, sie könnte dich mit Leichtigkeit töten!"

„Ach was, das würde sie nie machen.", winkte ich ab.

„Wieso denn nicht? Weil ihr Best Friends seid?", fragte Stefan spöttisch.

„Ja, eigentlich genau deshalb."

Das darauffolgende Gesicht von Stefan war... einfach unbeschreiblich. Damit hatte er wohl am wenigsten gerechnet und ich musste laut loslachen.

„Warum?", fragte er mich einfach nur und ich wurde wieder etwas ernster.

„Weil sie nach meiner Verwandlung die einzige war, die ich hatte. Ich dachte, ihr hättet euch dagegen entschieden, Vampire zu werden und dachte, ich wäre alleine. Nur Kat ist bei mir geblieben und hat mir geholfen, mit meinem neuen Leben zurechtzukommen. Sie war immer für mich da und ist mir nie von der Seite gewichen. Deshalb ist sie meine beste Freundin, Stef."

„Sie ist ein verlogenes, selbstsüchtiges Biest, das alle um sie herum manipuliert!"

„Jap. Und ganz ehrlich, ich bin auch so geworden. Komm damit klar, Bruderherz."

„Du hast vergessen, dass sie dafür sorgen wird, dass du Elena verlässt.", schaltete sich Damon ein wenig schadenfroh ein.

„Das wird niemals passieren.", erwiderte Stefan bestimmt.

Ich verdrehte die Augen und machte mich auf den Weg nach oben. „Ich bin müde, ich gehe mir jetzt ein Zimmer suchen.", verkündete ich, erhielt aber keine Reaktion, sodass ich nochmals mit den Augen rollte.

„Ich werde dich nicht bekämpfen.", hörte ich unverkennbar Stefans Stimme von unten. Wenigstens einer, der einen kühlen Kopf bewahren konnte, denn Damon und ich konnten das definitiv nicht.

Beruhigt ging ich weiter und hörte auf, zu lauschen. Stattdessen öffnete ich verschiedene Türen, um zu sehen, ob hinter einer von ihnen mein neues Zimmer liegen könnte. Das erste Zimmer, das ich betrat, gefiel mir sofort. Es war genau nach meinem Geschmack eingerichtet, mit dunklen Holzvertäfelungen an den Wänden und einem riesigen Kingsize-Bett in der Mitte des Raumes, das die gleiche Farbe wie die Wände hatte. Dunkelbraune und einige beige Vorhänge verhinderten, dass allzu viel Sonnenlicht in das Zimmer kam. Für ein menschliches Auge wäre das Zimmer wohl viel zu dunkel gewesen, doch mit meiner übernatürlichen Sehkraft reichten das bisschen Sonnenlicht und die kleinen Lämpchen an der Decke vollkommen aus. Leider bemerkte ich schnell, dass der Raum anscheinend schon bewohnt war, da einige Kleidungsstücke auf dem Boden verteilt lagen. So wie ich meine Brüder kannte, war ich wohl in Damons Zimmer gelandet. Schade eigentlich, ich hätte hier auch gerne gewohnt.

Hinter der nächsten Tür lag ein Raum, der im Vergleich zu Damons sehr hell war. Offene Fenster, heller Boden... Allgemein sah es mehr aus wie ein Arbeitszimmer. In der Mitte des Raumes stand ein Schreibtisch, auf dem alle möglichen Bücher lagen und mehrere bequeme Sessel standen quer im ganzen Raum verteilt. An der Wand stand ein riesiges Bücherregal. Dem großen Bett schenkte ich nur einen Seitenblick, da ich beinahe magisch von den vielen Büchern an der Wand angezogen wurde. Nachdenklich musterte ich die Titel auf dem Buchrücken. Über die Hälfte von ihnen bestand nur aus Jahreszahlen. Neugierig, wie ich nun einmal war, zog ich das mit der Aufschrift 1864 aus dem Schrank, dem Jahr, indem wir verwandelt wurden. Zögernd schlug ich die erste Seite auf und überflog die ersten paar Zeilen.

Liebes Tagebuch,
heute hat uns eine junge Lady mit ihrer Zofe besucht. Ihr Name ist Katherine Pierce und sie reiste in der Begleitung einer gewissen Emily Bennett. Sie werden für einige Zeit bei uns wohnen bleiben. Miss Katherine ist von einer außergewöhnlichen Schönheit...

Ich schloss das Buch schnell wieder. Das war das Privatleben meines Bruders, es gehörte sich einfach nicht, sein Tagebuch zu lesen. Andererseits hatte er es ja auch nicht gerade versteckt...

Schnell sah ich mich um und drehte mich wieder zu dem Tagebuch meines Bruders um, als ich meine Geschwister unten noch streiten hörte. Ich wollte wissen, was er zum September 1864 geschrieben hatte, der Tag, an dem Katherine mich heilte...



Mysteries - The Story of Emily SalvatoreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt