Chapter 69

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Für einen kurzen Moment war selbst ich ein wenig irritiert, dass Kat das sagte, aber dann sagte sie, wir würden meine Brüder und die Urvampirin zu unserer Wohnung bringen. Sie wollte sie also genug ablenken, um Gelegenheit zu bekommen, zu verschwinden. Denn in unserer Wohnung hier war das Heilmittel nicht. Dafür gab es dort jede Menge Verstecke, in dem wir das Heilmittel aufbewahren könnten, sodass die Suche eine Weile dauern würde. Und spätestens wenn sie die Fälschung des Heilmittels finden würden, die wir versteckt hatten, würden sie so abgelenkt sein, dass wir ohne Probleme fliehen könnten. Und zwar wir beide.

Als wir unsere Wohnung betraten, ging Kat zielstrebig auf unseren Tresor zu und öffnete ihn. "Er ist leer. Ich schwöre, das Heilmittel war hier! Jemand muss es gestohlen haben!", meinte sie. Ich musste zugeben, sie war eine gute Schauspielerin, aber meine Brüder hatten mittlerweile auch verstanden, wie Kats Art war. Sie glaubten ihr kein Wort. Ich an ihrer Stelle hätte es auch nicht getan.

Also fingen sie an, die Wohnung zu durchsuchen, während Kat und ich herumstanden und möglichst unschuldig aussahen.

"Du wolltest nicht, dass wir dein Leben gegen Elenas eintauschen", fing Damon irgendwann mit Blick auf meine Freundin an. "Wieso nicht? Hattest du Angst, dass Elijah herausfinden könnte, was für ein manipulatives Miststück du bist?"

"Damon!" Empört sah ich meinen Bruder an. "Ich dachte, das hätten wir geklärt."

"Das hatten wir ja auch. Ich habe versprochen, Katherine nicht mehr zu beleidigen, weil sie deine Freundin ist. Aber das ist sie doch nicht mehr, zumindest nicht so richtig. Oder etwa doch? Ich kenne dich, Emily, du bist niemand, der gerne teilt. Entweder ganz oder gar nicht. Wenn Katherine jemand anderen hätte, würdest du dich sofort von ihr trennen, Freundschaft hin oder her. Was bedeutet, dass ihr beide immer noch zusammen seid. Aber sie ist doch jetzt auch mit Elijah zusammen. Und irgendetwas sagt mir, dass er nichts von eurer kleinen Beziehung weiß und möglichst auch nicht erfahren soll, dass er nicht der einzige im Leben von Katherine Pierce ist."

Ich verzichtete auf eine Antwort und versuchte, irgendwie einen neutralen Gesichtsausdruck zu behalten. Aber Damon hatte recht. Er hatte den Schwachpunkt unseres Plans gefunden. Wenn Elijah erfahren würde, dass Kat ihm nur etwas vorgemacht hatte und in Wirklichkeit nicht hoffnungslos in ihn verliebt war... Er würde uns nie helfen. Und außerdem wäre er dann enorm wütend, sodass wir nicht nur vor einem, sondern gleich zwei Mitglieder aus der Urfamilie fliehen konnten.

"Keine Sorge, ich werde euer kleines Geheimnis niemandem verraten", redete Damon weiter und grinste mich selbstzufrieden an. "Ich will doch nicht, dass meine Lieblingsschwester in Schwierigkeiten gerät. Aber eine kleine Bedingung hätte ich schon. Ich will das Heilmittel, Emily."

"Wieso? Um es Elena zu geben? Was hast du denn davon? Sie ist endlich mit dir zusammen, ihre Verwandlung in einen Vampir hat sie zu dir geführt. Was ist, wenn sie das Heilmittel nimmt und dann sofort wieder zu Stef will?"

"Dann ist das eben so. Im Moment ist Elena unerträglich. Wenn der einzige Weg, ihre Menschlichkeit wieder anzuschalten, das Heilmittel ist, dann werde ich es für sie besorgen. Also hör auf, abzulenken. Sag mir, wo das Heilmittel ist, Emily."

Leise seufzte ich auf und ließ meinen Blick zu dem Aquarium wandern, das im Wohnzimmer stand. Meinem Bruder schien das als Antwort zu reichen, denn er grinste sofort noch ein wenig breiter. Ich hatte fast schon ein schlechtes Gewissen, als er in das Wasser griff und sofort seine Hand zurückzog, als er bemerkte, dass das Wasser voll Eisenkraut war. Er war so überzeugt davon, dass in diesem kleinen Kästchen im Aquarium das Heilmittel war. Wenn er mich wirklich kennen würde, wüsste er, dass ich niemals so leicht aufgeben würde.

Bevor ich es verhindern konnte, rannte Kat auf Damon zu und drückte seinen Kopf unter Wasser, während sie zeitgleich nach dem gefälschten Heilmittel griff. "Kat, hör auf damit!"

Sofort ließ sie meinen Bruder los, der mit verbranntem Gesicht auf den Boden fiel. Damit wäre ich ganz sicher nicht einverstanden gewesen. Aber er würde wieder heilen. "Komm schon, verschwinden wir hier", meinte Kat, doch bevor wir es auch nur bis zur Haustür schaffen konnten, hatte sich Rebekah uns in den Weg gestellt.

"Du kannst dich jetzt entscheiden, Rebekah", meinte Kat und holte die kleine Glasflasche aus dem Kästchen. "Entweder du hältst uns auf, oder du bekommst das Heilmittel."

Mit diesen Worten warf sie die Flasche hinter sich auf den Boden. Rebekah zögerte tatsächlich keine Sekunde und rannte sofort los, damit die Flasche nicht zerbrach. Ohne einen einzigen Blick zurück rannten Kat und ich raus und auf direktem Weg zu Elijah. Wir mussten so weitermachen wie zuvor, wir durften nicht von unserem Plan abweichen.

Ein wenig von Elijah entfernt blieb ich jedoch stehen und ließ Kat alleine zu ihm gehen. Schlimm genug, dass ich sie überhaupt dazu gebracht hatte, etwas mit Elijah anzufangen, das wollte ich mir wirklich nicht auch noch anhören müssen. Also wartete ich geduldig, bis Kat genervt wieder zu mir zurückkam.

"Was ist passiert?", fragte ich sofort besorgt. Dieser Gesichtsausdruck von ihr war kein gutes Zeichen.

"Elena hat ihm erzählt, dass ich Jeremy umgebracht habe."

"Na und? Er kannte Jeremy doch kaum. Ihm musste doch klar gewesen sein, dass es nicht leicht war, an das Heilmittel zu kommen."

"Ja, aber ich habe ihm nichts davon gesagt. Er hat geglaubt, ich hätte mich verändert, dass ich wieder wie früher sei. Dass ich jetzt aber Elenas letzte lebende Familie umgebracht habe, hat ihm gezeigt, dass ich kein Mitgefühl habe oder so. Er fängt an, an mir zu zweifeln, Emily. Er glaubt mir nicht mehr, er hat verstanden, dass er für mich nur ein Mittel ist. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn liebe, aber er ist einfach verschwunden. Es ist vorbei, er wird mir nicht mehr vertrauen. Wir müssen uns etwas anderes überlegen."

Nachdenklich sah ich Kat an und schüttelte den Kopf. "Nein, das können wir nicht. Wir haben das Heilmittel, aber das allein bringt uns nichts. Wenn sich das herumspricht, werden wir von jedem einzelnen Vampir verfolgt, der sich sein altes Leben zurückwünscht. Und selbst mit dem Heilmittel haben wir keine Chance, uns von Klaus zu befreien. Wir haben nur eine Wahl."

"Tatsächlich? Und welche wäre das?"

"Wir müssen das Heilmittel loswerden. Wir werden jetzt das Heilmittel holen gehen und dann gehst du wieder zu Elijah. Er wird dir nicht glauben, dass du ihn nicht nur benutzt, also musst du ihm zeigen, dass er dir mehr bedeutet als das Heilmittel. Du sagst ihm, dass du dich wirklich ändern willst, das aber alleine nicht schaffen kannst. Erzähl ihm, dass du ihn nicht verlieren willst, dass du sein Vertrauen brauchst, um dich ändern zu können. Keine Ahnung, dir wird schon irgendetwas einfallen. Und dann gibst du ihm das Heilmittel. Ohne Voraussetzungen, ohne Bedingungen. Du gibst es ihm und überlässt ihm die Entscheidung, was er damit tun soll. Elijah ist ein ehrenhafter Mann. Wenn er dir auch nur die Hälfte glaubt, von dem, was du sagst, dann wird er Klaus dazu bringen, uns freizulassen. Wenn du ihm die Entscheidung lässt, wird er sich für dich entscheiden."

Mysteries - The Story of Emily SalvatoreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt