Mein Herz schlug wahnsinnig schnell und daran war das Beinahe-von-Werwölfen-ermordet-werden nur teilweise schuld. "Dann holt ihn euch doch", meinte Elijah ruhig.
Bei jedem anderen hätte es mich gewundert, wie er so gelassen bleiben konnte, obwohl so viele Werwölfe hier waren, die dazu ausgebildet waren, Vampire auch in ihrer menschlichen Form umzubringen. Bei Elijah hingegen zweifelte ich keine Sekunde daran, dass er die Werwölfe ohne jedes Problem in nur wenigen Sekunden umbringen könnte. Selbst wenn sie ihn mit ihren Holzkugeln treffen würden, würde ihn das kaum verletzen. Und tatsächlich enttäuschte Elijah meine Erwartungen keineswegs.
Ohne eine Miene zu verziehen riss er jedem Werwolf, der ihm auch nur nahe kam, das Herz heraus. Selbst als der letzte Werwolf sich zusammenkauerte und sich ergeben wollte, schlug Elijah ihm ohne mit der Wimper zu zucken den Kopf ab. Ich zuckte zusammen, als sein Kopf dumpf auf dem Boden aufschlug. Wie erstarrt sah ich zu, wie Elijah zu meinem Bruder lief, der noch immer an den Stuhl gekettet war. Bevor ich aber etwas Dummes tun konnte wie Elijah auf mich aufmerksam zu machen, riss der Urvampir an den Ketten, die Damon festhielten. Er... befreite ihn? Ach ja, Kat hatte mir erzählt, dass Elena einen Deal mit Elijah abgeschlossen hatte und der beinhaltete, dass keiner ihrer Freunde verletzt wurde. Gut zu wissen, dass Damon anscheinend zu Elenas Freunden gehörte.
"Jetzt rette ich dir schon wieder das Leben. Das solltest du nicht vergessen", warnte Elijah meinen Bruder leise. Dieser grinste den Urvampir vor sich jedoch nur an und am liebsten hätte ich ihn für diese Respektlosigkeit geschlagen. Wusste er denn nicht, dass so ein Verhalten in nur einem Sekundenbruchteil zu seinem Tod führen könnte?
Meine Sorgen um meinen Bruder vergaß ich allerdings sofort, als Elijah sich mir zuwandte.
"Und du bist dann vermutlich die Schwester. Emily, nicht wahr?"
Instinktiv wich ich vor ihm zurück, als er langsam auf mich zukam. Der Pfahl in meinem Oberschenkel nagelte mich noch an den Boden, aber das war mir vollkommen egal. Die Wunde riss immer weiter auf, während ich nur noch daran denken konnte, so schnell wie möglich von dem Urvampir vor mir wegzukommen.
"Mir scheint, als wüsstest du, wer ich bin. Und im Gegensatz zu deinem Zwillingsbruder scheinst du zu verstehen, was das bedeutet. Schön zu wissen, dass wenigstens einer in der Salvatore-Familie Vernunft hat. Für einen so jungen Vampir hast du dich sogar ausgesprochen gut gegen diese Werwölfe behauptet."
Schlagartig wurde mir klar, wie erbärmlich ich aussehen musste, wie ich hier hilflos am Boden lag und vor ihm zurückkroch. Also versuchte ich, mich zusammenzureißen und sah Elijah in die Augen. Wenn er mich schon töten würde, würde ich zumindest erhobenen Hauptes sterben. Und nicht wie der schwächliche Werwolf, der sich ergeben wollte, und dessen tote Augen mich jetzt vom Boden aus ansahen.
"Wenn Sie schon länger zugesehen haben, um das beurteilen zu können, wieso haben Sie dann nicht schon früher eingegriffen?"
Ich konnte kaum glauben, dass ich das gerade wirklich gesagt hatte. Wie dumm musste ich sein? Anscheinend färbte Damon auf mich ab, aber jetzt konnte ich das auch nicht mehr zurücknehmen. Glücklicherweise blieb Elijah jedoch entspannt und blieb nur wenig vor mir stehen.
"Ich war neugierig, wie sich die berühmte Emily Salvatore schlagen würde. Weißt du, ich habe schon viel über dich gehört." Er bluffte. Er bluffte nur. Es musste so sein. Trotzdem war mir die Angst ins Gesicht geschrieben. "Es gibt Gerüchte, dass du die letzten Jahre mit einer... alten Freundin von mir verbracht hast. Wie gefällt dir das Leben auf der ständigen Flucht?"
Und da ging sie hin, meine Hoffnung, dass er vielleicht nicht wissen würde, dass ich Katherines Freundin war. Jetzt brachte es auch nichts mehr, höflich zu sein. "Zumindest wird einem nie langweilig", antwortete ich also sarkastisch.
"Du erinnerst mich an sie. Katerina hat auch nie verstanden, wann sie besser nachgeben sollte." Sofort war mein gerade wiedergefundener Mut schon wieder verloren. Zufrieden lächelte Elijah, als ich nichts mehr antwortete. "Anscheinend bist du doch klüger, wie schön."
"Ich dachte, du darfst uns nichts antun? Was soll dieses Drohen also?", fragte Damon von seinem Stuhl aus. Dieses Ding um seinen Hals schien ihn immer noch darauf festzuhalten. Trotzdem wünschte ich, er hätte nichts gesagt. Elijah drehte sich nicht einmal zu ihm um, er nahm den Blick keine Sekunde von mir.
"Elenas Deal beinhaltete den Schutz ihrer Freunde. Soweit ich weiß, gehört du nicht dazu, Emily. Liege ich da etwa falsch?" Kurz überlegte ich, einfach zu behaupten, dass ich durchaus zu Elenas Freunden gehörte. Irgendetwas sagte mir jedoch, dass er es sofort merken würde, wenn ich ihn anlog. Und das wollte ich lieber nicht riskieren. Und da ich fürchtete, wieder etwas Falsches zu sagen, wenn ich den Mund aufmachte, schüttelte ich nur stumm den Kopf. "Na also. Wäge dich lieber nicht in falscher Sicherheit, nichts hält mich ab, dich umzubringen, wenn mir danach ist. Du kannst dennoch beruhigt sein. Ich weiß es zu würdigen, dass du Katerina aus Loyalität geholfen hast. Das ist eine Charaktereigenschaft, die man heutzutage nur noch selten findet. Ich töte niemanden, nur weil er einem Freund geholfen hat. Und zu deinem Glück töte ich auch niemanden, nur weil sein Bruder mich provoziert. Wir sehen uns, Emily Salvatore."
Elijah nahm sich den Mondstein und spazierte dann zufrieden aus dem Anwesen, während ich mich seufzend zurücksinken ließ. Mein Herz raste immer noch, aber langsam beruhigte ich mich wieder.
"Was war das denn gerade?", fragte Damon mich und ich warf ihm einen wütenden Blick zu.
"Was das war? Das war ein Urvampir! Ich habe dir doch gesagt, du solltest dich nicht mit ihm anlegen! Was hast du getan, um ihn so zu provozieren?" Tief atmete ich durch und zog dann die Pfähle aus meinen Beinen.
"Eventuell habe ich ihm gedroht, dass ich ihm das Herz rausreißen würde, wenn er uns hintergeht."
Auf immer noch wackligen Beinen lief ich auf Damon zu und befreite ihn von dem Ring um seinen Hals. "Das war das Dümmste, was du je in deinem Leben getan hast", knurrte ich leise, während ich mit zusammengebissenen Zähnen die Holzkugeln aus meinem Körper holte. "Und das soll schon einiges bedeuten, schließlich bist du schon gestorben, um eine Frau zu retten, die dich weder liebte noch deine Rettung wollte. Wenn du dich unbedingt mit den Urvampiren anlegen willst, von mir aus, aber halte mich da raus." Mit diesen Worten ging ich nach oben in mein Bett. Ich hatte wirklich genug von diesem ganzen Drama.
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Mysteries - The Story of Emily Salvatore
Fanfiction• Beendet • Sie starb am 25. September 1864. Und am 26. September begann ihr gemeinsames Leben mit Katherine Pierce. Seit diesem Tag hielt sie jeden aus ihrer Familie für tot. Doch jetzt, 150 Jahre später, kehrt sie in ihre Heimatstadt zurück, wo ih...