Chapter 12

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Verwirrt sah ich meinen Zwilling an. „Was meinst du mit „Zuhause"?"

„Na was wohl? Unser Zuhause natürlich! Riesiges Gebäude, größer als das Lockwood-Anwesen hier? Kaum zu übersehen."

Ich verdrehte die Augen. War ja klar, dass so eine sarkastische Antwort kommen musste. „Dir ist schon klar, dass ich bei Kat lebe?"

„Ja, aber ich werde dich auf keinen Fall bei diesem Miststück wohnen lassen!"

„Was hast du denn gegen sie? Das letzte Mal, als ich dich gesehen habe, hast du mich kaum noch wahrgenommen, weil du so verliebt in sie warst."

„Ja, und dann habe ich über 100 Jahre versucht, sie zu finden, und als ich dachte, dass ich es endlich geschafft habe, stellte sich heraus, dass sie nie in dieser Gruft war, die ich nur für sie geöffnet habe, womit ich haufenweise hungrige Vampire auf meine Heimatstadt losgelassen habe."

„Was?"

„Komm, steige ein. Ich zeig sie dir und erklär dir, was passiert ist, seit ich wieder hier bin."

Sofort folgte ich dem Befehl von meinem Bruder. Ich wollte wissen, was hier geschehen war. Kat hatte mir zwar erzählt, dass hier bis gestern ein paar ausgetrocknete Vampire aus der Gruft von damals herumliefen, aber nie, wie es dazu kommen konnte und dass mein Bruder beteiligt war.

Auf der Fahrt erklärte mir Damon endlich, was los war. Er dachte, dass Kat in der Gruft gewesen wäre und hatte mithilfe der Bennett-Hexe nach langem hin und her endlich seinen Willen bekommen. Die Gruft wurde geöffnet, doch statt Katherine waren nur jede Menge anderer ausgehungerter Vampire dort und Damon bemerkte, dass es alles eine Lüge war. Seitdem war er, verständlicherweise, wütend auf sie.

Er zeigte mir die Gruft, die ich ehrlich gesagt ein klein wenig gruselig fand, sodass wir auch schnell wieder zurückfuhren. Womit wir wieder beim eigentlichen Problem wären...

„Damon? Lässt du mich jetzt bitte hier raus?"

„Wieso sollte ich?"

„Weil Kat und ich hier in der Nähe wohnen."

„Das stimmt nicht. Katherine wohnt vielleicht hier, aber du nicht. Du lebst bei uns."

„Was? Nein! Wieso?"

„Ganz einfach: Weil du unsere Schwester bist. Du bist eine Salvatore und somit gehört das Haus auch dir. Außerdem können Stefan und ich dich kaum beschützen, wenn du am anderen Ende der Stadt wohnst."

„Ich brauche aber keinen Schutz.", schmollte ich. So sehr ich seinen Beschützerinstinkt auch liebte, wurde mir langsam wieder klar, warum ich ihn vor 150 Jahren noch gehasst habe. Es war einfach nervig. Und es war beinahe unmöglich, so einen Freund zu finden, weil ja niemand gut genug war.

„Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich dich bei KATHERINE wohnen lasse, wo ich dich doch nach so vielen Jahren endlich wiedergefunden habe?"

Auch auf mein Protest, dass ja eigentlich ich ihn gefunden hatte und nicht umgekehrt und dass ich mich sehr gut alleine verteidigen konnte, reagierte er nicht, bis ich schließlich aufseufzte und fragte: „Habe ich eigentlich überhaupt eine Chance, dich umzustimmen?"

„Nein, nicht die geringste.", grinste er. „Zur Not würde ich dir sogar dein Genick brechen und dich mit bloßen Händen zu uns tragen, wo ich dich festbinde, damit du nicht wieder abhaust."

„Charmant.", antwortete ich trocken und sah aus dem Fenster. Ich wusste zwar, dass er so etwas niemals machen würde, aber trotzdem war das nicht sehr nett. Aber was sollte ich auch von meinem Zwilling erwarten? Ich an seiner Stelle würde es schließlich nicht anders machen.

„Ach, Emily, du weißt doch, dass ich dich lieb habe, also hör auf zu schmollen und freu dich lieber, dass du in so einem atemberaubenden Anwesen mit deinen allerliebsten Brüdern wohnen darfst!"

Jetzt musste auch ich lächeln. Wieso konnte ich nur nie lange böse auf ihn sein? „Immerhin ist es groß genug, um euch aus dem Weg zu gehen."

„Wir wissen doch beide, dass du das doch nicht tun wirst."

„Ach ja? Wer sagt das?"

„Ich. Du kommst gar nicht ohne uns aus."

„Nein...", erwiderte ich ironisch. „Nur so um die... 150 Jahre?"

Mittlerweile waren wir bei seinem... nein, bei unserem Anwesen angekommen und wir beide blieben zeitgleich ein paar Meter vor der Tür stehen und sahen uns an. „Blut?", fragte ich und sprach damit unser beider Gedanken aus. Wieso roch es hier nach Blut?

Sofort stürmten wir mit übermenschlicher Geschwindigkeit ins Wohnzimmer, wo wir Stefan und das Katherine-Imitat nebeneinander auf dem Sofa sitzen sahen. Letztere versorgte gerade eine Wunde meines Bruders an seinem Bauch. Es sah ziemlich übel aus, er hatte ein zentimeterdickes Loch mitten im Bauch.

„Stef!", rief ich erschrocken, wobei ich unabsichtlich seinen alten Spitznamen verwendete. „Was ist passiert?"

„Dieses hinterlistige Miststück namens Katherine hat mir eine Eisenstange durch meinen Magen gerammt.", zischte er durch zusammengebissene Zähne. Offenbar hatte er ziemliche Schmerzen.

„Und wieso heilt das nicht?"

„Stefans kleine Tierblut-Diät schwächt ihn nun mal ziemlich.", antwortete Damon für ihn.

„Tierblut?" Angewidert verzog ich das Gesicht und meinte ironisch: „Wie lecker."

Stefan stöhnte wieder kurz auf, als Elena seine Wunde mit einem Tuch berührte, um sie sauber zu machen. Sofort stand ich neben ihm und riss ihr das Tuch aus der Hand. Nur mit Mühe hielt ich mich unter Kontrolle, ihr nicht auch gleich ihr Herz mit aus der Brust zu reißen. „Finger weg! Siehst du unkoordinierter Trampel denn nicht, dass ihm das weh tut?!"



Mysteries - The Story of Emily SalvatoreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt