Ich dachte, zumindest jetzt würden meine Brüder verstehen, wieso ich so verletzt war. Ich dachte tatsächlich, sie würden sich bei mir entschuldigen. Denn wenn sie das tun würden, wäre ich vielleicht sogar bereit, unseren Plan zu vergessen. Einen Waffenstillstand zu schließen, in Frieden neben ihnen zu leben. Sie mit Elena an ihrer Seite und ich mit Kat an meiner. Ich hätte wissen müssen, dass sie so etwas niemals tun würden.
Das einzige, was Damon sagte, war "Tut mir leid, Emily." Eine Entschuldigung, aber nicht für all das, was sie schon getan hatten, sondern für das, was er jetzt tun würde. Denn in genau der Sekunde, in der er das sagte, holte er den Dolch aus Kats Knochen heraus und stieß ihn genau in ihr Herz.
Plötzlich wurde alles um mich herum schwarz und das nächste, was ich sah, waren Flammen. Ich war wieder in der Hölle. Sofort drehte ich mich um und atmete erleichtert aus, als ich Kat neben mir erkannte.
"Was machst du denn hier?", fragte sie sofort. "Haben sie für dich etwa auch so einen netten Dolch angefertigt?"
"Nein, ich bin hier gelandet, nachdem sie dich umgebracht haben." Sofort wurde ich wieder wütend bei diesem Gedanken. "Das dritte Mal mittlerweile. Sie haben wirklich nicht verstanden, worauf ich mit meiner kleinen Rede hinauswollte. Aber anscheinend sind unsere beiden Leben immer noch miteinander verbunden. Wir haben den Zauber schließlich nie aufgelöst. Schicken sie dich also in die Hölle zurück, dann komme ich gleich hinterher."
"Tja, so war das jetzt zwar nicht geplant, aber was soll's. Wirklich zu schade, dass deine Brüder nicht wissen, dass so ein kleiner Dolch uns nicht in der Hölle halten kann."
"Ja, das ist wirklich eine Schande. Wir sollten zurückgehen und sie ganz freundlich darauf hinweisen." Mit diesen Worten griff ich entschlossen nach Kats Hand und nur wenige Sekunden später schlug ich meine Augen wieder auf. Damon und Stefan waren gerade dabei, sich zu streiten, ob es jetzt gut war, dass ich mit Kat gestorben war, oder nicht. Wirklich nett, bei so einem Gespräch zuzuhören. Soweit ich es verstehen konnte, war Damon der Ansicht, dass ich eh vollkommen den Verstand verloren hatte und es besser war, wenn ich an einem Ort war, an dem ich keine Unschuldigen verletzen konnte.
"Wenn man es genau nimmt, verletze ich hier auch keine Unschuldigen", schaltete ich mich ein, während ich langsam aufstand. Gelassen strich ich meine Klamotten gerade und genoss die irritierten Gesichter meiner Brüder "Seien wir ehrlich, Elena mag ja immer auf lieb und nett tun, aber auch sie hat schon gemordet und Unschuldige verletzt. Und ich weiß aus sicherer Quelle, dass ihre Seele ebenso für die Hölle vorbestimmt ist wie eure. Wenn sie aber durch das Höllenfeuer aus der Glocke stirbt, wird sie nie die Hölle betreten müssen. Wir tun ihr also genau genommen sogar einen Gefallen damit. Und wir haben euch eine ganze Stunde gegeben, um alle in Sicherheit zu bringen. Ich an eurer Stelle würde laufen. Weit, weit weg."
"Du lebst?", fragte Stefan, der von dieser Tatsache anscheinend zu überrascht war, um mir vernünftig zuzuhören.
"Natürlich lebe ich. Wie du vielleicht gemerkt hast, habe ich die Angewohnheit, immer zurückzukommen, wenn ihr mich aus Versehen – oder vielleicht nicht ganz so aus Versehen – umbringt. Dieser Dolch kann Kat und damit auch mich zwar in die Hölle schicken, aber wie ihr wisst, sind wir die Herrscher über diesen Ort. Es gibt nichts, was uns zwingen kann, dort zu bleiben."
"Tja, dann müssen wir wohl improvisieren", meinte Damon und bevor ich auch nur realisieren konnte, was er damit meinte, warf er den Dolch wieder zu Kat, die sich gerade aufrichtete, und alles wurde wieder schwarz.
Als ich das nächste Mal mit Kat aus der Hölle zurückkam, war ich dementsprechend wütend. "Hast du jetzt Gefallen daran, deine Zwillingsschwester in die buchstäbliche Hölle zu bringen?", fauchte ich ihn an.
"Gefallen nicht. Aber wenn ich nur dadurch Elena beschützen kann, dann bleibt mir keine andere Wahl. Beschwer dich nicht, dir geht es in der Hölle sicher besser als den meisten anderen."
Genervt verdrehte ich die Augen und sah zu Kat, die sich auch gerade hier umsah. "Wo sind wir überhaupt?"
"Unter Mystic Falls, direkt in den Tunneln. Wirklich praktisch, diese Wege. Wir haben einen Weg gefunden, wie wir euch aufhalten können. Bonnie wird den Tag retten. Hoffen wir zumindest."
"Bonnie will das Höllenfeuer durch die Tunnel umleiten?", wiederholte ich fassungslos und tauschte einen kurzen Blick mit Kat. Damit hatten wir nicht gerechnet. Und ich fürchtete, dass ihr das tatsächlich gelingen könnte.
"Ja, sie wird es umleiten und dann sogar direkt zurück in die Hölle schicken. Das Höllenfeuer, das die Hölle zerstört, und mit ihr gleich die beiden Herrscherinnen. Das hat doch etwas Poetisches, findest du nicht?"
Ungläubig sah ich meinen Zwillingsbruder an. Er wollte mich umbringen. Selbst bei meinem Racheplan, die Stadt zu vernichten, hatte ich immer darauf geachtet, dass Stefan und Damon genug Zeit hätten, sich in Sicherheit zu bringen. Aber er war fest entschlossen, Kat und mich endgültig umzubringen, um Elena zu retten. Seine Liebe zu ihr war einfach größer als die zu mir. Wann ist es nur so weit gekommen? Und bei Stefan war es scheinbar ebenso, denn er fing gerade an, mit Damon zu diskutieren, wer von ihnen bei uns bleiben sollte. Einer der beiden musste hier sein, um Kat und mich im richtigen Augenblick in die Hölle zu schicken, damit wir mit ihr vernichtet wurden. Und wer auch immer das war, würde seine "Heldentat" selbst nicht überleben. Sie beide waren bereit, ihr Leben aufzugeben. Ihr eigenes und meines. Nur für Elena. Noch nie zuvor habe ich mich so betrogen gefühlt. Sie dachten nicht einmal darüber nach, eine andere Lösung zu finden. Sie wollten Kat tot sehen und wenn ich mit ihr sterben würde, würden sie das hinnehmen. Kat schien zu sehen, wie sehr mich das verletzte, denn während Stefan Damon das Heilmittel gab, um ihn außer Gefecht zu setzen, ging sie ein wenig näher zu mir und griff nach meiner Hand.
"Du bist nicht allein", flüsterte sie mir leise zu. Wie in Zeitlupe spürte ich, wie das Höllenfeuer um Punkt 12 Uhr entfesselt wurde und durch die Tunnel auf uns zuraste. Ich wollte Kat greifen und wegrennen, aber ich konnte mich nicht bewegen. Ich war wie erstarrt, während ich zusah, wie Stefan den Dolch erhob und ihn in Kats Brust stieß. In der nächsten Sekunde war ich mit ihr wieder zurück in der Hölle und mir war klar, dass wir es unmöglich schaffen würden, zurückzukehren, bevor Bonnie das Höllenfeuer direkt zu uns leiten würde. Meine Brüder hatten es tatsächlich getan. Sie wussten, dass sie mich endgültig umbringen würden, wenn sie Kat töteten, und hatten es doch getan. Dieses Mal sogar mit voller Absicht. Irgendwann in den letzten Jahrzehnten war ich ihnen egal geworden.
"Denkst du, wir werden uns wiedersehen?", flüsterte ich leise und griff fest nach Kats Hand. Ich spürte ihren Ehering an meiner Hand. Ein Versprechen, dass wir für immer zusammen sein wollten. Für immer war nur leider nicht so lange wie wir es gedacht hatten.
Ich drückte fest Kats Hand, als ich spürte, wie das Feuer direkt auf uns zukam, und bereitete mich auf die Schmerzen vor. Doch die Schmerzen kamen nicht. Es war ein schmerzloses Ende, begleitet von Kats letzten Worten an mich.
"Ich bin mir sogar sicher, dass wir uns wiedersehen. Du wirst deinen Frieden finden und dann werde ich bei dir sein. Ich folge dir überall hin."
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Mysteries - The Story of Emily Salvatore
Fanfiction• Beendet • Sie starb am 25. September 1864. Und am 26. September begann ihr gemeinsames Leben mit Katherine Pierce. Seit diesem Tag hielt sie jeden aus ihrer Familie für tot. Doch jetzt, 150 Jahre später, kehrt sie in ihre Heimatstadt zurück, wo ih...