Chapter 41

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Es war, als könnte ich endlich wieder frei atmen, als ich mit Damon aus dem Keller ging und wieder an der frischen Luft war. Am liebsten wäre ich sofort zu Kat gerannt, riss mich aber zusammen und sah noch einmal zu meinem Bruder.

"Brauchst du irgendetwas?", fragte ich ihn leise, aber er schüttelte nur den Kopf.

"Nein, ich wäre gerne ein wenig alleine. Ich muss mir über einige Dinge klarwerden. Und du willst doch sicherlich zu Katherine, also geh ruhig."

Ich konnte mir vorstellen, wie viel Überwindung ihn das gekostet haben musste, und küsste ihn daher kurz auf die Wange, bevor ich mit Vampirgeschwindigkeit zur Gruft rannte. Endlich würde ich Kat wiedersehen. Damon hatte mir erzählt, dass der Bann von der Gruft genommen war, der verhindert hatte, dass Vampire rauskonnten. Dafür wurde Kat aber von Elijah manipuliert, dass sie die Gruft nicht verlassen konnte. Was das alles um einiges komplizierter machte. Jetzt würde Klaus sofort wissen, wo Kat war, wenn er hier auftauchte. Und niemand konnte sie davor beschützen.

"Kat! Bist du da?", rief ich schon von weitem und lief schon in die Gruft. Ich vertraute Damon. Wenn er mir sagte, dass der Bann nicht mehr über der Gruft lag und jeder Vampir rein und rausspazieren konnte wie er wollte, dann glaubte ich ihm das.

"Wo sollte ich sonst sein?" Als ich die Stimme meiner besten Freundin hörte, atmete ich sofort auf und umarmte sie.

"Ich hab dich vermisst, Kat. Ich wünschte, ich hätte schon früher kommen können, aber meine Brüder..."

"Ja, ich weiß schon. Deine Nachricht ist damals bei mir angekommen. Außerdem hat Stefan mir hier einige Zeit unfreiwillige Gesellschaft geleistet."

Da war Stefan also gewesen, als er plötzlich einfach verschwunden war. "Ist es wirklich wahr, dass Elijah hier war?", fragte ich Kat leise.

"Ja, ansonsten würde ich schon längst nicht mehr in dieser Gruft festsitzen. Aber er hat mich nun mal manipuliert, ich komme hier erst einmal nicht mehr weg."

"Wir sitzen ganz schön in der Scheiße, oder?" Entmutigt musterte ich meine Freundin. Sie sah fürchterlich aus, aber sie war ja auch schon seit einem Monat hier. Und im Gegensatz zu mir hatte sie so gut wie nie Blut bekommen.

"Nein, ich sitze ganz schön in der Scheiße. Auch wenn du die letzten 150 Jahre mit mir geflohen bist, ist Klaus nur hinter mir her."

"Hinter dir und jedem, der dir bei deiner Flucht geholfen hat, meinst du wohl", widersprach ich. "Und dazu zähle ich auch. Ich dachte, wir wären uns einig, dass wir das zusammen machen."

"Ja, aber vielleicht war das eine schreckliche Idee. Jetzt, wo Elijah hier ist, hat sich einiges verändert, Emily. Ich will dich da nicht mit reinziehen, es ist zu gefährlich."

Fassungslos starrte ich Kat an. "Jetzt erzähl mir nicht, du willst mich nur beschützen. Das habe ich gerade erst mit meinen Brüdern hinter mir. Ich stecke doch schon längst mit drin."

"Das haben wir immer gedacht, aber was ist wenn nicht? Elijah hatte bisher nie mehr als Gerüchte über meinen Aufenthaltsort gehört. Es ist gut möglich, dass er gar nicht weiß, dass du die ganze Zeit bei mir warst. Und wenn keiner weiß, dass du mir während der letzen paar Jahrzehnte bei meiner Flucht geholfen hat, werden die Urvampire auch nicht hinter dir her sein."

"Vielleicht hast du ja recht damit. Aber ich habe schon vor langer Zeit beschlossen, dass ich dir helfen werde. Ich wusste, welches Risiko ich damit eingehen würde. Und ja, ich habe panische Angst vor Klaus und Elijah, aber das ändert doch nichts daran, dass ich dir helfen will."

"Du willst mir helfen? Okay, dann halte dich am besten aus allem raus. Ich habe schon einen Plan, wie ich hier rauskomme, der wird ohne dich am besten funktionieren."

"Das kannst du nicht ernsthaft von mir verlangen." Ihre Worte verletzten mich zutiefst. Dachte sie denn wirklich, dass ich ihr nicht helfen könnte? Wieso fing sie jetzt auch plötzlich an, mich beschützen zu wollen, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, was ich eigentlich wollte?

Kat schien aber zu merken, dass sie mich verletzte, denn sie atmete einmal tief durch und sprach danach viel ruhiger weiter. "So meinte ich das gar nicht. Ich wollte nur sagen, dass du kein unnötiges Risiko eingehen sollst. Ich habe Stefan dazu gebracht, Isobel anzurufen. Wenn sie herkommt, wird sie dafür sorgen, dass ich aus der Gruft komme. Das wird auch ohne dich funktionieren, vertrau mir. Aber das bedeutet nicht, dass ich dich gar nicht mehr brauche. Es ist nur so, dass du jetzt gerade nicht viel machen kannst, ebenso wenig wie ich. Das einzige, was ich brauchen könnte, ist Blut und ein wenig Gesellschaft."

Etwas beruhigter nickte ich. "Okay, dafür kann ich sorgen. Dann komme ich morgen früh wieder zu dir, in Ordnung?"

"Ich werde nicht weggehen", meinte sie grinsend und ich drückte sie noch einmal kurz, bevor ich wieder aus der Gruft ging. Es war furchtbar, dass ich sie da unten zurücklassen musste. Trotzdem machte ich mich auf den Weg zurück zum Salvatore-Anwesen, wurde aber aufgehalten, als ich eine Frau schreien hörte. Normalerweise wäre mir das egal gewesen, aber dann roch ich Blut, vermischt mit dem Geruch meines Bruders.

Als ich bei ihnen ankam, sah ich nur noch, wie Damon die Leiche einer Frau auf die Straße warf. Außer uns war weit und breit niemand zu sehen.

"Damon? Was ist los?"

Sofort drehte er sich panisch zu mir um, er hatte mich wohl nicht bemerkt. "Emily, was machst du hier? Ich... Diese Frau, ähm..."

"Du drehst gerade komplett durch, oder?" Vorsichtig ging ich ein wenig auf ihn zu. Er schien den Tod von Rose wirklich nicht zu verkraften, das machte mir Sorgen.

"Erzähl Elena nichts davon. Sie denkt, ich wäre der Gute, aber... Das bin ich nicht. Das will ich einfach nicht sein."

"Warum sollte wohl ausgerechnet ich Elena davon erzählen?" Damon wich meinem Blick aus, aber ich gab nicht nach. "Mir ist es egal, Damon. Bring von mir aus so viele Menschen um wie du willst, das macht mir nichts aus. Egal, ob du der Gute oder der Böse bist, das interessiert mich nicht. Du bist mein Bruder und ich stehe an deiner Seite. Unabhängig davon, ob du falsche Entscheidungen triffst oder nicht. Außerdem bist du nicht Stefan. Du wirst dich nicht vom Blutrausch kontrollieren lassen, du behältst die Kontrolle. Es ist okay, wenn du mal zwischendurch ausrastest. Mich wirst du damit nicht vertreiben können."

Einige Momente musterte mein Zwilling mich wortlos, nickte dann und verschwand mit Vampirgeschwindigkeit. Ein wenig langsamer folgte ich ihm. Er brauchte seinen Freiraum und nachdem ich genau das selbst von ihm gefordert hatte, würde ich das akzeptieren.

Mysteries - The Story of Emily SalvatoreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt