Chapter 17

5.3K 231 3
                                    

Vorsichtig platzierte ich die Hände an seinem Kopf und er ließ mich in seinen Geist. Eine weitere, sehr nützliche Fähigkeit, die man als Vampir hatte. Ich sah mir seine Erinnerung genau an, wie er in Elenas Zimmer auf sie wartete, wie er sagte, sie würde ihn lieben, wie er versuchte, es ihr zu beweisen, indem er sie küsste... Genau in dem Moment kam Elenas kleiner Bruder rein und fragte, ob alles in Ordnung wäre. Da ich mich im Gegensatz zu Damon nur auf Jeremy konzentrieren konnte, fiel mir sofort der dicke Ring an seiner Hand auf. Ziemlich klobig, ziemlich hässlich, aber trotzdem ziemlich wichtig, denn er würde ihm das Leben retten.

Ich zog mich aus dem Kopf meines Zwillings zurück, sobald ich den Ring gesehen hatte und meinte: „Er trug ihn. Jeremy kommt wieder ins Leben zurück, hörst du?"

„Danke, Emily. Trotzdem wird Elena mich hassen."

„Ja, vielleicht wird sie das. Aber sie wird dir vergeben können, weil er nicht endgültig tot ist. Es wird alles wieder gut, gib ihr nur etwas Zeit."

Wortlos nahm er mich in den Arm und strich mir über meine Haare, eine Tätigkeit, die ihn schon als Mensch immer beruhigt hatte.

Seufzend lehnte ich mich zurück und hörte zu, wie sich sein Atem und Herzschlag langsam beruhigten.

Stunden später öffnete ich meine Augen wieder, als ich wütende Schreie von Stefan hörte. Blinzelnd versuchte ich, mich zurechtzufinden und bemerkte, dass ich immer noch in Damons Armen lag, genauso wie ich eingeschlafen war. Er hatte sich anscheinend kein Stück bewegt, um mich nicht aufzuwecken. Das waren wieder diese Momente, in denen sein übermäßiger Beschützerinstinkt, der sich seit er ein Vampir war, offenbar noch mehr verstärkt hatte, einfach nur toll war.

„Toll, jetzt hast du sie geweckt.", meinte mein Zwilling tadelnd zu seinem Bruder und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.

„Das ist gerade nicht das Hauptproblem, Damon!", erwiderte dieser wütend. „Jeremy ist tot, nur wegen dir, und Elena am Boden zerstört. Weißt du eigentlich, was du angerichtet hast?"

Anscheinend wollte Stef unserem Bruder zuerst ins Gewissen reden, bevor er ihm offenbarte, dass Jeremy doch nicht tot war. Nicht sehr freundlich, aber verständlich. Nur wusste er ja nicht, dass Damon bereits von dem Gilbert-Ring wusste.

„Oh, Stef, hat dir denn niemand beigebracht, dass man seinen Bruder nicht belügen soll? Ich bin mir sicher, dass Jeremy schon lange wieder von den Toten auferstanden ist, was meinst du, Emily?"

„Ja, ich denke, der Ring sollte ihn inzwischen wiederbelebt haben. Aber das ist eine Sache zwischen dir und Elena, und vielleicht auch noch Jeremy, also werde ich mich da nicht einmischen. Wenn einer von euch gleich zu weit geht, sprich, den anderen umbringen will, einfach rufen, ich bin oben und mache mich frisch."

Mit diesen Worten löste ich mich aus Damons Umarmung und ging die Treppe hoch in sein Zimmer, das vorübergehend ja jetzt auch meines war. Schnell stellte ich mich unter die Dusche und zog mir etwas anderes an, wobei ich mich wohl oder übel an Elenas Sachen bedienen musste, die ich in Stefans Kleiderschrank fand. Da meine eigenen Sachen immer noch bei Kat lagen und ich auf keinen Fall meine alten Klamotten wieder anziehen würde, in denen ich geschlafen hatte, blieb mir keine andere Wahl, auch wenn sich alles in mir dagegen sträubte, ihre hässlichen, langweiligen Sachen zu tragen. Zum Glück wusste ich wenigstens, dass sie mir passen würden, da Kat und ich uns schon öfter unsere Klamotten geteilt haben.

Letztendlich entschied ich mich für eine schlichte Jeans und ein weißes Schlabber-T-Shirt, die mit meiner blauen Tageslichtkette und meiner Lederjacke nicht allzu langweilig aussahen. Dazu noch der passende Tageslichtring und meine High-Heels und ich war schon fast fertig. Gott sei Dank hatte Kat von einer befreundeten Hexe verzauberten Schmuck auf Vorrat bekommen, sodass wir ohne zu verbrennen in die Sonne gehen konnten, und gleichzeitig nicht immer denselben Ring oder dieselbe Kette tragen mussten. Ja, uns war unser Aussehen schon ziemlich wichtig. Außerdem trug ich immer mindestens zwei dieser magischen Schmuckstücke, nur zur Sicherheit. Sollte ich mal eines verlieren oder eines abgeben müssen, als Beweis, dass ich kein Vampir war, hatte ich immer noch das andere, das mich vor Verbrennungen bewahrte.

Schnell schminkte ich mich noch leicht mit meinen Sachen, die ich zum Glück immer in meiner Handtasche hatte und wellte mir meine Haare mit Elenas Glätteisen, bevor ich wieder nach unten ging. Da ich meine beiden Brüder immer noch in der Küche streiten hörte und ich mich nicht einmischen wollte, ging ich zielstrebig zum Wohnzimmertisch, um mein Handy zu holen, was ich hier liegen gelassen hatte. Als ich aufs Display sah, verdrehte ich die Augen. Drei verpasste Anrufe und zwei Nachrichten, alle von Kat. Sofort tippte ich auf die Nachrichten.

Hey, Süße,
ich komm dann gleich vorbei. Wenn du mich zurückrufst, bring ich dir sogar ein paar Sachen vorbei ;)

Miststück. Wieso hatte sie sie mir nicht trotzdem mitgebracht? Nur wegen ihr musste ich jetzt diese furchtbaren Sachen von ihrer kleinen Doppelgängerin tragen...

Sorry, bin nicht mehr dazu gekommen, bei dir vorbeizusehen. Bin von Damon aufgehalten worden, habe ihm die Wahrheit gesagt und bin dann lieber abgehauen, bevor er mich doch noch umbringt. Ruf mich an!

Seufzend folgte ich ihrer Anweisung und drückte auf ihre Nummer. Mal sehen, was sie mir so dringend sagen wollte.


Mysteries - The Story of Emily SalvatoreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt