Chapter 89

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Sechs Jahre. Sechs Jahre waren wir mittlerweile schon in der buchstäblichen Hölle gefangen. Aber mittlerweile kam es mir weniger wie die Hölle vor und vielmehr wie ein Zuhause. Es war ein merkwürdiges Zuhause, umgeben von Flammen und mit dem Teufel als Nachbarn, aber trotzdem waren wir glücklich. Vielleicht war es absurd, aber ich genoss diese Jahre sogar. Und auch Kat schien zufrieden zu sein. Natürlich war sie immer noch wütend auf meine Brüder und wenn sie könnte, würde sie die ganze Stadt zerstören, weil sie uns umgebracht hatten, aber das konnte ich ihr nicht übel nehmen. Streng genommen war ich schließlich auch immer noch wütend. Und wenn wir die Gelegenheit bekommen würden, uns an Mystic Falls zu rächen, dann würde ich sie ebenso ergreifen wie Kat.

Meine Brüder arbeiteten seit einigen Monaten für Cade. Ich wusste selbst nicht, wie genau das passiert war. Eines Abends hatte Cade mir erzählt, dass meine Brüder ihm Seelen brachten und er sie im Gegenzug dafür nach ihrem Tod nicht in der Hölle behalten würde. Er hatte mich gefragt, ob ich mit ihnen sprechen wollte, aber ich hatte mich dagegen entschieden. Wenn ich ehrlich war, war ich ein wenig verletzt. Meine Brüder hatten mich umgebracht - Zugegeben, sie hatten es nicht gewusst, aber trotzdem war ich wegen ihnen gestorben. Und sie wussten, dass Kat und ich von einer mysteriösen Dunkelheit weggezogen wurden und nie auf die Andere Seite gekommen waren. Der Gedanke, dass das die Hölle gewesen sein könnte, war wirklich sehr naheliegend. Wenn sie auch nur einen Gedanken an mich verschwendet hätten, wären sie darauf gekommen, dass ich hier in der Hölle wäre. Ich wusste nicht, welche Möglichkeit schlimmer war: Dass sie mich einfach vergessen hatten und deshalb nicht darüber nachdachten oder dass sie ahnten, dass ich hier war, sie aber nur nicht nach mir gefragt hatten, weil ihnen ihr eigenes Leben wichtiger war. Ich war fest davon ausgegangen, dass sie Cade bitten würden, mich gehen zu lassen, aber sie hatten nie nach mir gefragt. Meine Brüder hatten ihr Leben weitergelebt und mich vergessen, so wie sie es schon einmal getan hatten. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihnen noch einmal verzeihen könnte. Also verzichtete ich im Gegenzug darauf, Cade zu bitten, gnädig mit ihnen zu sein, als meine Brüder ein Schlupfloch fanden, um aus dem Vertrag mit ihm herauszukommen. Anscheinend war Stefan jetzt wieder menschlich und seine Abmachung mit dem Teufel damit hinfällig. Eigentlich sollte ich mich wohl für ihn freuen, er hatte es immer vermisst, ein Mensch zu sein, aber ich konnte es einfach nicht. Immer wenn ich an meine Brüder dachte, konnte ich nur vor mir sehen, wie sie Kat vor meinen Augen umbrachten und mich damit auch töteten. Es hatte mich nicht überrascht, aber es hatte trotzdem wehgetan. Und dass ich ihnen jetzt so egal war und sie nicht einmal mehr an mich dachten, verletzte mich noch mehr. Ich wollte zwar nicht ihren Tod, wie Kat es am liebsten hätte, aber ich wollte dennoch, dass sie ebenso sehr litten wie ich wegen ihnen leiden musste.

Aus diesem Grund hatten Kat und ich uns einen Plan überlegt. Cade hatte erzählt, dass es in Mystic Falls eine Glocke gab, die von einem Mitglied der Donovan-Familie zwölf Mal geläutet werden musste, um das Höllenfeuer auf die Erde zu bringen und alles in einem weiten Umkreis zu vernichten. Mystic Falls würde komplett eingeäschert werden und das war genau das, was ich brauchte, um mit dieser ganzen Geschichte abschließen zu können. Matt Donovan hatte uns den Gefallen getan und die Glocke geläutet. Nur elf Mal, also zu wenig, um die Hölle auf Erden hereinbrechen zu lassen, aber genug, um ein paar Seelen aus der Hölle freizulassen. Sechs, um genau zu sein. Cade ging als erster, ohne zu wissen, dass er nicht alleine war. Als nächstes schickten wir Kai Parker hinterher, der für uns ein paar Zaubersprüche sprechen würde, sollten wir magische Hilfe brauchen. Dann folgte Vicki Donovan, die alles tun würde, um aus der Hölle rauszukommen. Die komplette Vernichtung ihrer Heimatstadt, wenn sie die Glocke läuten würde, eingeschlossen. Danach schickten wir ihre Mutter hinterher, aus dem einzigen Grund, dass sie die perfekte Ablenkung war. Außerdem wusste niemand in Mystic Falls, dass sie überhaupt tot war und ich hatte Mitleid mit ihr. Ihre Familie dachte anscheinend ebenso oft an sie wie meine Familie an mich. Also hatte ich Kat überzeugt, dass Kelly Donovan die perfekte Ablenkung sein würde. Und als letztes folgten Kat und ich. Wir hörten die Glocke, sahen Mystic Falls vor uns und hielten unsere Hände, während wir direkt auf meine Heimatstadt zuliefen.

Als wir Mystic Falls erreichten, sah ich mich ungläubig um. Es fühlte sich merkwürdig an, nach all den Jahren wieder hier zu sein. Beinahe erwartete ich, dass ich plötzlich sentimental werden und meine Heimat beschützen wollen würde, aber nichts davon geschah. Das einzige, was ich fühlte, während ich mich umsah, war Leere und Wut. Alles Schlechte, was mir je in meinem Leben passiert war, war hier gewesen. Es gab nur zwei gute Erinnerungen, die ich hier hatte: Dass ich Kat kennengelernt hatte und dass ich meine Brüder hier wiedergefunden hatte. Und beide Erinnerungen wurden davon überschattet, dass genau diese Brüder meine Frau und mich umgebracht hatten, nur um ihre kostbare Elena zu schützen. Sie hatten meine Liebe getötet, um ihre zu retten und diesen Gefallen würde ich ihnen jetzt erwidern. Ich hatte schon zu lange Verständnis für sie gehabt.

"Wie geht es dir?", fragte Kat mich leise, während sie sich selbst hier umsah.

"Ich bin glücklich, dass wir nicht mehr in der Hölle sind", antwortete ich ehrlich. "Aber ich kann es nicht erwarten, die Hölle hierherzubringen."

Sofort grinste meine Frau mich ein wenig an. "Du klingst schon wie ich. Deine Brüder wären sicher gar nicht davon begeistert."

"Was meine Brüder denken, interessiert mich nicht. Sie interessieren sich schließlich auch nicht dafür, was ich denke."

Nachdenklich musterte Kat mich von der Seite, auch wenn ich versuchte, diesen Blick zu ignorieren. "Möchtest du sie sehen? Ich weiß, wir wollten uns eigentlich erst zeigen, wenn Cade tot ist und wir alles vorbereitet haben, aber wenn du vorher mit ihnen sprechen willst, ist das okay."

Einige Sekunde zögerte ich, schüttelte dann aber den Kopf. "Nein, ich will nicht mit ihnen sprechen. Wir halten uns an unseren Plan. Vicki und Kelly bleiben mit uns versteckt und Kai besorgt uns den Körper von Elena. Und dann sehen wir ganz entspannt dabei zu, wie meine Brüder versuchen, den Teufel zu töten. "

Mysteries - The Story of Emily SalvatoreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt