Talai 1-4 Die Wälder von Inoira

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Die Wälder von Inoira

He'sha sitzt auf der Burgmauer im obersten Hof von Silita-Suan, seinem Lieblingsplatz. Bereits als kleiner Junge kam er stets hierher, wenn er allein sein wollte. Der Hof des Mondbaums ist der königlichen Familie vorbehalten. Natürlich bedeutet das, dass seine ältere Schwester Tanàn jederzeit hier auftauchen kann. Allerdings ist er heute nicht hier, um sich vor seiner Familie zu verstecken. Er lässt den Blick über den Hof schweifen, in dem vorige Nacht die Ratsversammlung stattfand. Heute Nacht ist es sehr ruhig hier. Die kahlen Äste des Mondbaums, des Wahrzeichens des Hauses Silita, werfen eine gespenstische Silhouette gegen den milchigen Hof des Mondes.
He'sha nahm gestern zum ersten Mal am inneren Rat der Königin der Nacht teil. Während Tanàn, die Thronfolgerin, bereits seit einiger Zeit in die Aktivitäten ihrer Mutter einbezogen ist, gelang es ihm bisher, sich aus den Geschäften der Nacht herauszuhalten. Er sieht sich selber lieber als Sohn von A'shei, dem ungekrönten König der Tannarí, denn als Sprössling der Königin der Nacht. Dabei war Silàn trotz ihrer vielfältigen Aufgaben eine gute Mutter und er liebt sie über alles. Aber seine Magie unterscheidet sich von jener seiner Mutter und Schwester. Die mächtige Magie der Nacht ist allein den Töchtern des Hauses Silita vorbehalten. Wie sein Vater ist He'sha ein Schattenwandler. Bis heute hat er allerdings noch nicht herausgefunden, welches seine spezielle Begabung ist. Und weil er sich ohnehin für das magisch unbegabteste Familienmitglied hält, bemühte er sich auch nie wirklich darum, seine Fähigkeiten zu entwickeln. Als Kind spielte er lieber mit den magisch unbegabten Kindern auf der Burg und später übte er sich im Bogenschiessen und als Jäger. Er träumte davon, allein durch das Land zu ziehen, ein Mitglied des Volkes der Dämmerung, das keinen festen Wohnsitz und keine Bindungen kennt. Natürlich entspricht dieses Bild der Tannarí längst nicht mehr den Tatsachen. Das Volk seines Vaters lebt heute friedlich mit den Kelení und den Lelliní zusammen. Viele blieben der fahrenden Lebensweise treu und ziehen als Händler oder Schausteller und Musikanten durch das Land. Andere haben sich niedergelassen und teilen inzwischen das Leben von Bauern oder Handwerkern. Sein Vater A'shei ist selber ein gutes Beispiel für einen Tanna, der außerhalb des Volkes eine lebenslange Bindung eingegangen ist. Es gelingt ihm scheinbar mühelos, die Pflichten des Anführers der Tannarí mit jenen des Gemahls der Königin der Nacht zu vereinen. Natürlich helfen ihm seine Freundschaft mit der Hrankae Noak und seine starke magische Begabung dabei. He'sha bezweifelt, dass es ihm irgendwann gelingen wird, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, wie dieser das zu erwarten scheint. Erstens ist er kein reinblütiger Tanna, zweitens ist seine Magie oft unberechenbar und auch die Heilkunst liegt ihm nicht besonders. Heute fragt er sich zum ersten Mal, ob es nicht ein Fehler war, seine magische Ausbildung zu vernachlässigen.
Der Grund für die Ratsversammlung waren beunruhigende Nachrichten aus der Haonebene. Offenbar leiden einige der dort lebenden Kaedin unter einer seltsamen Krankheit. Bisher war sich He'sha nicht bewusst, dass Wesen der Nacht überhaupt krank werden können. Er hat noch nie von kranken Hrankaedí, Nsilí oder Xylin gehört. Allerdings weiß er nicht sehr viel über die Kaedin, die am liebsten fern der Berge von Eshte in den sumpfigen Ebenen des großen Flusses leben.
Gespannt verfolgte er deshalb letzte Nacht die Diskussionen, ohne sich selber daran zu beteiligen. Silàn und ihre Vertrauten scheinen geschlossen der Meinung zu sein, dass die Ursache der Krankheit magischer Natur sein muss. Etwas anderes könnte einem Wesen der Nacht nicht nachhaltig Schaden zufügen. Bis jetzt sind die Meldungen allerdings diffus und widersprüchlich. Nsilí und Xylin berichten von verpassten Zusammenkünften und Gerüchten von kranken oder verschwundenen Kaedin. Nun sind alle Späher der Königin der Nacht unterwegs, um mehr Informationen zu sammeln. Unterdessen brüten Silàn und Tanàn über den alten Schriften der Königinnen, auf der Suche nach einer Erklärung. He'sha, der seinen Vater und Noak zu Beginn der Nacht mit Luok und anderen Hrankaedí wegfliegen sah, kommt sich dagegen völlig unnütz vor.

~ ~ ~

Die Sonne durchbricht einen winzigen Moment lang die graue Wolkendecke, die sich über den endlosen Hügeln von Inoira erstreckt. Auf einer flachen Kuppe wendet sich Talai im Sattel um und lässt dem Blick über dieses seltsame Land schweifen. Stellenweise ist es karg und steinig, dann folgen wieder Abschnitte mit üppigem Bewuchs. Die Straße führt in mehr oder weniger gerader Linie auf einen bewaldeten Höhenzug zu, den sie bereits eine ganze Weile am Horizont erkennen können. Sie begegneten in den vergangenen Tagen nur verhältnismäßig wenigen Reisenden, meist Händlern mit schwer beladenen Wagen oder Bauern auf dem Weg zu ihren Feldern oder zum nächsten Markt.
Talai ist froh, dass sie zu Pferd unterwegs ist und nicht in einer Kutsche sitzen muss. Die Straße ist schlecht unterhalten und mit wassergefüllten Schlaglöchern übersät. Vermutlich würde sie gnadenlos durchgeschüttelt, wenn das Gefährt nicht ohnehin immer wieder im Schlamm steckenbliebe. So geht es zumindest den Händlerwagen, denen sie bisher begegnet sind. Das Klima scheint hier im Winter sehr feucht zu sein. Trotz der Bewölkung ist es warm, deutlich wärmer als in dieser Jahreszeit zuhause in Kelèn.
Mit der Hand wischt sich Talai den Schweiß von der Stirn. Trotz der Wolken findet sie es drückend und die hohe Luftfeuchtigkeit erschwert das Atmen. Bestimmt beginnt es bald wieder zu regnen. Sie reiten nun zwischen Feldern mit einem hohen, schilfartigen Bewuchs hindurch. Die Pflanzen sind kultiviert, aber sie hat noch nie Felder dieser Art gesehen. Deshalb fragt sich Talai, um was es sich dabei handelt. Aber sie verzichtet darauf, die Männer ihrer Eskorte auf solche Dinge anzusprechen. Sie mögen gute Krieger sein, aber für die Besonderheiten und Schönheit dieses Landes interessieren sie sich nicht wirklich.
Endlich rückt der bewaldete Hügelzug näher. Seit sie sich vor fünf Tagen in der Nähe von G'hrak von König Pentim verabschiedeten, sind sie beinahe ununterbrochen unterwegs. Bis nach Jadrash stehen ihnen aber noch mindestens vier weitere Tagesreisen bevor. Die Hauptstadt Inoiras liegt auf einem Hochplateau. Obwohl das Terrain seit dem Morgen stetig sanft ansteigt hofft Talai, dass die vorausliegenden Hügel endlich den Aufstieg auf die Hochebene von Jadrash markieren. Zumindest verspricht der Wald etwas Abwechslung, vielleicht sogar Abkühlung.
Talai hat sich immer noch nicht von den überstürzten Ereignissen in Lelai erholt. Bereits zwei Tage nach dem großen Ball war ihr Vater wieder zur Abreise bereit. Die Zeit bis dahin verbrachte er fast ausschließlich in Besprechungen, von deren Inhalt Talai keine Ahnung hat. Sie ließ sich unterdessen von einer älteren Ratsdame die Geschichte, Sitten und Gebräuche von Inoira erklären. Dabei wurde sie die Vermutung nicht los, dass das Wissen über den östlichen Nachbarn in Lellini gering ist. Wenn sie schon eine diplomatische Mission in dieses Land leiten soll, hat sie aber nun wenigstens eine grobe Ahnung, worauf sie sich einlässt. Allerdings fühlt sie sich immer noch ungenügend vorbereitet. Wie auch immer, die Entscheidung ist gefallen, es führt kein Weg zurück. Pentim ist mit dem Schiff flussaufwärts nach Kelèn unterwegs, um sich dort um die unbekannte Krankheit zu kümmern. Talai wird zunächst dem Fürsten von Inoira die Grüße ihres Vaters überbringen und ihn zu einem Besuch in Kelèn einladen. Danach wird sie mit ihrer Eskorte so rasch als möglich auf dem Landweg nach Penira zurückkehren. Wenn sie sich auf einen Teil dieser Reise freut, dann auf diesen. Immer noch bedauert sie zutiefst, dass sich ihr nun keine Gelegenheit bieten wird, das nördliche Meer zu sehen. Dabei hatte sie so sehr gehofft, einmal am Ufer der endlosen Wasserfläche zu stehen und vielleicht, mit etwas Glück, einen Blick auf einen Feuerdrachen zu erhaschen, der darüber seine Kreise zieht. Natürlich weiß sie, dass die Wahrscheinlichkeit gering ist, eines dieser seltenen Wesen zu sehen. Sie leben mit ihrer Hüterin an der Küste im Westen von Lellini und nur wenige Menschen erhalten Gelegenheit, sie zu beobachten.
Talai ist so in Gedanken versunken, dass sie nicht bemerkt, dass der Wald inzwischen direkt vor ihnen aufragt. Die Straße führt zunächst durch einen Gürtel mit dichtem Buschwerk und verschwindet danach im Schatten mächtiger Bäume, um dort stetig anzusteigen. Die dichten Baumkronen lassen kaum Licht hindurch und am Boden herrscht ständige Dämmerung. Der Hufschlag der Pferde hallt dumpf auf den Pflastersteinen, mit denen die Straße befestigt ist. Während sie ihr tiefer in den Wald hinein folgen, lässt Talai den Blick neugierig über die seltsamen Pflanzen schweifen, die hier gedeihen. Sie hat noch nie etwas Vergleichbares gesehen. Es gibt Farne, die hoch wie Häuser aufragen, mit einem einem faserigen Stamm und gefiederten Blättern, an denen feine Wassertropfen hängen. Grossblättrige Pflanzen wachsen entlang der Stämme von hochstämmigen Bäumen empor und halten sich mit armdicken Wurzeln fest. Überhaupt scheint es zahlreiche Pflanzen zu geben, die nicht in der Erde wurzeln, sondern sich in Astgabeln oder am Stamm der mächtigen Baumriesen festklammern. Ihre Wurzeln hängen frei in der Luft oder schlingen sich eng um die Wirtspflanze. Das Unterholz ist dicht ineinander verflochten, so dass abseits der Straße zu Pferd und vermutlich auch zu Fuß kein Durchkommen wäre. Ein schwerer Geruch nach Feuchtigkeit und verrottenden Pflanzen sättigt die Luft und die Rufe von unsichtbaren Vögel hallen durch das Blätterdach. Ungläubig registriert Talai die außergewöhnliche Artenvielfalt in diesem seltsamen Wald. Die sechs Krieger ihrer Eskorte sind genauso überrascht wie sie und betrachten staunend die reiche Vegetation. Nur ihr Anführer lässt den Blick unruhig von einer Seite des Wegs zur anderen gleiten, die Hand immer in der Nähe seines Schwertknaufs. Talai fragt sich, ob er einen besonderen Grund zur Sorge hat. Numesh ist ein erfahrener Hauptmann und hat sowohl ihren Vater wie auch General Liha bereits mehrfach auf gefährlichen Reisen begleitet.
«Numesh? Ist etwas nicht in Ordnung?»
«Nein, Prinzessin. Soweit ist alles Bestens, kein Grund zur Sorge. Ich habe nur gerade überlegt, dass es Dinge gibt, die unsere Phantasie sich nicht vorstellen kann. Ich habe von solchen Wäldern gehört, aber nicht für möglich gehalten, dass die Geschichten der Wahrheit entsprechen.»
«Was hast du denn gehört?»
«Nur, dass sie uralt sind und dass sie einzig in wenigen Gegenden Inoiras vorkommen. In Lellini wurden die meisten Baumriesen gefällt, um daraus Schiffe zu bauen. Er heißt auch, dass diese Bäume nur dort wachsen, wo täglich Regen fällt. Große Teile von Lellini sind trockenes Steppenland. Hier muss es außergewöhnlich viel regnen, dass ein solcher Wald gedeihen kann.»
Das entspricht auch Talais Vermutung. Die Steine der Wegbefestigung glänzen nass, obwohl es seit einer ganzen Weile nicht mehr geregnet hat und von zahlreichen Blättern tropft Feuchtigkeit. Die Stimmung wirkt irgendwie bedrückend und im Weiterreiten beginnt sie sich zu fragen, wo sie in diesem Wald übernachten wollen. Bisher fanden sie immer ein Gasthaus oder doch zumindest Unterkunft bei einem Bauern. Aber da bewegten sie sich noch im Tal des Haon, das sich trotz allem nicht wesentlich von Lellini oder Kelèn unterschied. Hier hat sie nun zum ersten Mal das Gefühl, wirklich ein anderes Land betreten zu haben.
«Numesh, hast du eine Ahnung, ob es in diesem Wald ein Gasthaus gibt?»
«Ja, Prinzessin. Unser Wirt versicherte mir heute Morgen, dass wir noch vor Sonnenuntergang auf eine Siedlung treffen werden. Holzfäller haben auf einer Lichtung ein Lager eingerichtet. Außer einem Gasthaus soll es dort auch genügend Weide für unsere Tiere geben.»
Etwas beruhigt treibt Talai ihr Pferd an. Der Wald erscheint ihr zwar faszinierend, aber auch etwas unheimlich. Es ist gut zu wissen, dass sie zu einem festen Zeil unterwegs sind, auch wenn es bis dahin noch eine halbe Tagesreise dauert.
Mit der Zeit wird das düstere Licht unter den Bäumen bedrückend. Sie sind keinen anderen Reisenden begegnet, seit sie den Wald betreten haben. Einer der Krieger beginnt halbherzig eine scherzhafte Unterhaltung, sie verstummt aber rasch wieder und die Gruppe setzt ihren Weg schweigend fort. An einer Wegbiegung, wo etwas mehr Licht durch die Bäume fällt, lässt Numesh halten und Mittagsrast machen. Talai ist froh über die Gelegenheit, sich kurz die Beine zu vertreten. Sie bringt sogar die Neugier auf, einige Schritte in das Dickicht einzudringen. Sofort umfangen sie die Geräusche des Waldes, das Zirpen von Insekten, das Rascheln von Blättern und die Rufe von unsichtbaren Vögeln. Ein kleines, pelziges Tier flüchtet vor ihren Schritten. Talai fühlt sich plötzlich von ihren Begleitern abgeschnitten und kehrt rasch zu ihnen zurück. Numesh wirft ihr einen vorwurfsvollen Block zu.
«Prinzessin, dieser Wald könnte gefährlich sein. Wir sollten alle zusammenbleiben.»
«Du hast natürlich Recht, Numesh. Verzeih, ich war nur neugierig.»
Dankbar nimmt sie ihren Teil der Mittagsration an. Wie die Krieger isst sie im Stehen. Der Boden ist zu feucht, um sich hinzusetzen. Sie hat das Stück Brot und Trockenfleisch noch nicht fertig verzehrt, als es zu regnen beginnt. Zunächst ist nur das Geräusch der schweren Tropfen auf dem Blätterdach zu hören. Dann finden kleine Rinnsale den Weg durch die Baumkronen. Talai sucht sich einen trockenen Platz unter einer Pflanze mit mächtigen, dunkelgrünen Blättern und zieht sich ihre Jacke über, obwohl es eigentlich zu warm ist. Numesh bedeutet den Kriegern, wieder aufzusitzen. Er hält es für besser, im Regen zu reiten und diesen unheimlichen Wald hinter sich zu lassen. Mit hochgeschlagener Kapuze folgt Talai der Aufforderung. Ihr Blickfeld ist nun eingeschränkt und sie überlässt es ihrem Pferd, den Weg zu suchen. Sie reitet ohnehin inmitten der Krieger und kann nicht von der Straße abkommen. Das eintönige Geräusch des Regens macht die Prinzessin müde. Sie hofft, dass sie ihr Ziel endlich erreichen und sie trockene Kleider anziehen kann. Nein, vorher braucht sie definitiv ein Bad. Sie träumt von einer Wanne mit angenehm warmem Wasser und gut riechender Kräuteressenz.
Ein gellender Schmerzensschrei reißt Talai aus ihren Gedanken. Sie schlägt ihre Kapuze zurück und starrt entsetzt auf den vordersten Krieger ihrer Eskorte, der regungslos am Boden liegt. Aus seinem Rücken ragt der gefiederte Schaft eines Pfeils. Numesh hält das Schwert in der Hand und drängt sein Pferd an Talais Seite. Zwei seiner Krieger tun das gleiche auf ihrer anderen Seite. Beinahe gleichzeitig stürzt ein weiterer Mann von einem Pfeil getroffen aus dem Sattel, ein anderer greift stöhnend an seine Schulter, in der ebenfalls ein Pfeil steckt. Numesh packt Talais Zügel und drängt ihr Pferd zurück. Er ruft dem Krieger an ihrer linken Seite zu, die Prinzessin in Sicherheit zu bringen, während er selber sich nach den verborgenen Gegnern umsieht. Unvernünftigerweise sträubt sich Talai, sie will ihre Männer in der Gefahr nicht allein lassen. Erst als sie sieht, wie ein Pfeil Numeshs Schwertarm trifft, begreift sie die unmittelbare Bedrohung. Sie wendet ihr Pferd und jagt zwischen zwei Kriegern zurück auf der Straße, die sie vor Kurzem gekommen sind. Ängstlich wirft sie einen Blick über die Schulter zurück. Vier ihrer Begleiter und mindestens eines der Pferde liegen verwundet oder tot am Boden. Sie schilt sich für den Moment der Unachtsamkeit, als der Mann neben ihr schreiend aus dem Sattel stürzt. Talai beugt sich tief über den Hals des Pferdes und treibt es an. Das Tier gehorcht willig und lässt den letzten Krieger schon nach wenigen Schritten hinter sich. Er ruft ihr zu, so schnell als möglich weiterzureiten. Diesmal zögert sie nicht. Trotzdem wirft sie einen Blick zurück, als sie einen dumpfen Aufprall hinter sich hört. Der letzte ihrer Krieger wurde von einem Pfeil getroffen. Nun sieht sie erstmals auch ihre Gegner, einige zerlumpt aussehende Männer, die mit langen Bogen bewaffnet sind. Die Pfeile sind auf sie gerichtet. Sie duckt sich so tief wie möglich und konzentriert sich nur noch auf die Flucht, bedacht soviel Distanz wie möglich zwischen sich und die Angreifer zu bringen. Aber schon nach wenigen Schritten bricht das Pferd unter Talai zusammen, von einem tödlichen Pfeil getroffen. Die Prinzessin wird unsanft aus dem Sattel geschleudert und schlägt hart auf der Straße auf. Bevor sie das Bewusstsein verliert, bemerkt sie mit Erstaunen den gefiederten Pfeilschaft, der aus ihrem rechten Arm ragt.

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