56 - Liebe oder Freundschaft?

29K 1.2K 121
                                    

Coltons Sicht:

Die gesamte restliche Nacht hatte ich kein Auge zugemacht. Immer wenn die Dunkelheit mich umschloss sah ich Sabrina vor mir, spürte, schmeckte ihre Lippen und erwischte mich jedes Mal dabei, wie ich es genoß daran zu denken, wie ich den Kuss genossen hatte und wie ich mir wünschte, sie erneut küssen zu können, immer und immer wieder.

Als der Wecker um sechs Uhr zu klingen begann, starrte ich noch immer an die graue Decke hinauf. Ich schlug die Decke auf die Seite und stieg müde aus dem Bett, stellte mich unter die Dusche und ließ das kalte Wasser über meinen übermüdeten Körper fließen. Ich musste mit irgendjemanden darüber sprechen, doch ich wusste nicht, mit wem, ob ich mit Zayn darüber reden konnte. Auch musste ich herausfinden, ob es ihr bewusst war, dass sie mich küsste und nicht einen fremden, den sie nie wieder sehen würde. Mit einem halben Plan und noch immer wirren Gedanken im Kopf stieg ich aus der Dusche und band ein Handtuch um meine Hüften. Ich verließ das Bad, trat in den eigentlichen Raum, nur um Zayn vorzufinden, der über etwas, das Sabrina gesagt hatte, lachte. Als sie mich erblickten, verstummte Zayn, doch meine Aufmerksamkeit galt nur Sabrina, die mich mit großen Augen anschaute. Ihre Wangen erleuchtete in einem hellen rot, was sie hinter ihren Haaren zu verstecken versuchte, dennoch wendete sie den Blick nicht von mir ab. Wurde sie mit, weil ich nur im Handtusch bekleidet vor ihr stand, oder weil sie wusste, dass sie mich gestern geküsst hatte?

Ich entriss mich ihres Blickes, ging mit einem 'Guten Morgen, Prinzessin' zum Schrank, aus dem ich Hose, Shirt und eine Boxershorts herausholte, bevor ich, ohne ihr eine weiteren Blick zu würdigen, zurück ins Bad. Mit beiden Händen hielt ich mich am Keramik des Waschbeckens und starrte in den Spiegel, aus dem mich mein verwirrtes, nach Hilfe schreiendes Spiegelbild anstarrte. Am liebsten würde ich wieder zu ihr hinaus und sie an mich drücken, meine Lippen auf die ihren drücken und sie kosten, doch das würde unsere Freundschaft zerstören und dies würde vor allem mich zerstören. Ich hoffte, dass ich mich unter Kontrolle haben würde, denn, wäre ich nicht sofort wieder gegangen oder hätte sie erneut angeschaut, hätte ich für nichts garantieren können. Ich atmete tief durch, stieß mich vom Waschbecken ab und zog mich um, machte mich fertig. Mit einem letzten, tiefen Atemzug öffnete ich die Tür und trat erneut in den Raum ein. Sabrina und Zayn saßen noch immer auf seinem Bett und unterhielten sich, sobald sie mich wieder wahrnahmen, stand Zayn auf und begab sich nun ebenfalls ins Bad. Ich setzte mich auf mein Bett und schaute auf einen Punkt an der gegenüberliegenden Wand, vermied jeglichen Blickkontakt mit ihr, so schwer es mir auch viel.

„Wie war es bei Harry?", unterbrach ich die unangenehme Stille, schaute sie endlich an, nur um in einem blaugrünen Meer aus tausenden von Emotionen und Fragen zu versinken. Es war, als würde ich direkt in ihre Seele schauen können und ich befürchtete, dass es ihr bei mir nicht anders erging. „Seine Schwester ist aus England gekommen, weshalb wir den Filmabend verschoben haben.", meinte sie schulterzuckend. „Also warst du den ganzen Abend in deinem Zimmer?", fragte ich weiter, obwohl ich die Antwort schon kannte. Sie schüttelte den Kopf, knetete ihre Hände. „Ich bin zu Jeremy's Party gefahren, aber ich war nicht lange dort, maximal eine Stunde." Und in dieser einen Stunde hatte ich mit ihr getanzt und ihre Lippen kosten dürfen, doch ich sagte nichts davon, sondern nickte nur. Die Stimmung zwischen uns war verklemmt und das merkte auch sie. 

„Colton?", ertönte ihre zierliche Stimme und ich hob meinen Blick, um sie wieder sehen zu können. „Ja?" Sie öffnete gerade ihren Mund, als Zayn wieder in das Zimmer kam. „Ach nichts.", meinte sie und in diesem Moment hätte ich meinen besten Freund umbringen können. Vielleicht wusste sie, dass sie mich geküsst hatte und wollte den Kuss gerade ansprechen, oder sie wollte über etwas ganz anderes sprechen. Egal was es war, ich würde es nicht herausfinden und dieses Wissen machte mich wütend, denn ich wusste genau, dass sie es nicht ein zweites Mal versuchen würde zu sagen, wenn man sie nicht darauf ansprechen würde, doch ich wusste noch nicht einmal, ob ich es versuchen sollte sie darauf anzusprechen, denn ich war mir nicht sicher, ob ich das, was sie sagen wollte, hören wollte.

Die Neue & die Wette #Wattys2016 #Wattys2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt