Ich ging gelangweilt durch die Gänge des alten Gebäudes und begab mich in das Klassenzimmer, in dem ich die ersten Unterrichtsstunden hinter mich bringen musste. Mit einem Seufzer ließ ich mich auf den Stuhl sinken und vergrub mein Gesicht in meinen noch immer verletzten Hände. Es waren schon drei Tage vergangen, seitdem die Party war und wir uns geküsst hatten. Seitdem hatte ich sie nicht mehr gesehen. Da die Party an einem Freitag stattgefunden hatte, hatten wir an den folgenden zwei Tagen Wochenende und konnten uns entspannen. Nachdem ich am Samstag im Fitnessraum war, ging ich erneut zu Cora, doch sie sagte mir, dass Sabrina nicht da sei. Auch am Sonntag hatte ich sie nicht zu Gesicht bekommen. Liam erzählte mir am Mittag, dass sie zu ihrem Vater gefahren sei und von dort erst am Abend wieder kommen würde.
Heute war Montag, das hieß, wir hatten wieder Unterricht und dies hieß, dass ich Sabrina wieder sehen würde, da wir mehrere Fächer gemeinsam hatten. Wenigstens ein Lichtblick an diesem Tag. Doch Sabrina kam in den ersten zwei Stunden nicht, auch in der dritten und vierten Stunde war sie nicht da. In der Pause schaute ich nach ihr, doch auch auf dem Hof oder in der Cafeteria konnte ich sie nirgends entdecken. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in mir aus.
Mit schnellen Schritten ging ich auf Cora zu, die mit den anderen um unseren Tisch saß. "Wo ist Sabrina?", fragte ich sie direkt und schaute zu ihr hinunter. Sie legte ihr Sandwich auf die Seite und schaute verwirrt zu mir hinauf. "Keine Ahnung, draußen? Wo sollte sie schon sein, wir haben Pause.", meinte diese verwirrt. "Sie ist aber auch nicht im Unterricht gewesen, Cora! Hör auf sie zu verstecken oder sonst was und sag mir verdammt nochmal wo sie ist!", schrie ich ihre beste Freundin an. Kyle stand ruckartig auf und kam auf mich zu. "Sprich nicht so mit ihr! Sie hat dir nichts getan. Wenn Sabrina dich nicht sehen will oder nicht im Unterricht auftaucht, dann hat sie sicherlich einen Grund dafür." Ohne ihnen einen weiteren Blick zu würdigen, drehte ich mich um und verließ die Cafeteria, ging in Richtung Rektorat, wo ich, ohne anzuklopfen, hineintrat und weiter zu dem Büro des Rektors ging, das Gesagte der Sekretärin ignorierend.
"Colton, was verschafft mir die Ehre?", fragte mich der ältere Mann und lächelte mich freundlich an. "Ich möchte Sabrina Taner vermisst melden, doch bevor ich zur Polizei fahre, wollte ich Ihnen bescheid sagen." "Sabrina ist vermisst? Wie lange schon?", wollte er nun aufgebracht wissen und griff zu seinem Hörer. "Ich weiß es nicht." Nickend wählte er eine Nummer und bestellte einen Polizeiwagen zu uns ans Internat, welcher knapp 20 Minuten später da war. Zwei Beamte betraten den Raum. "Gut das Sie da sind.", begann der Rektor und schüttelte den Männern die Hand. "Eine Schülerin, Sabrina Taner, ist vermisst. Wir wissen nicht wie lange schon." Die Beamten notieren sich alles und nickten hin und wieder einmal, bevor sie sich verabschiedeten und sagten, dass sie sich darum kümmerten.
Die Angst, dass ihr etwas zugestoßen war und ich sie nicht hätte beschützen können, nahm mit jeder Minute zu. Hundert Male versuchte ich sie anzurufen, schrieb ihr, wollte sie irgendwie erreichen, doch nichts. Auch bei ihrem Vater war sie nicht mehr. Sie war wie vom Erdboden verschwunden.
Ich beschloss sie alleine zu suchen, setzte mich in meinen Wagen und fuhr überall hin, wo sie sein könnte. Ich fuhr zum See, zum Skatepark, wo sie anscheinend öfters war, ich fuhr zu Harry, zu Jackson, zu Jeremy. Überall wo ich sie mir hätte vorstellen können, fuhr ich hin, doch ich fand sie nirgends. Ich suchte sie sogar bei dem Platz, an dem sie damals mit Zayn war, ich kannte ihn und wusste auch, dass er es ihr gezeigt hatte, dich selbst da war sie nicht.
"Wo bist du nur, Aurora?", sprach ich zu mir und starrte auf mein Lenkrad, schlug darauf ein, woraufhin ein lauten Hupen ertönte.
Es gab noch einen Ort, an dem ich noch nicht geschaut hatte. Der Friedhof, warum war ich nicht schon früher darauf gekommen? Mit viel zu hoher Geschwindigkeit fuhr ich die Straßen entlang zum Friedhof, hoffend, dass ich mich nicht irrte. Mit schnellen und schweren Schritten ging ich den Weg zwischen den Gräbern entlang, bis ich eine kleine, zusammengekauerte Person vor Grace's Grab entdeckte und schneller lief.
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Die Neue & die Wette #Wattys2016 #Wattys2017
Ficção AdolescenteWATTYS 2016 WINNER - Schreib-Debüt 1M Reads - 12. April 2017 Sabrina Taner zieht zu ihrem Vater und seiner neuen Familie. Mit ihrem neuen Bruder besucht sie ab sofort ein Internat, in dem sie auf Colton Brown trifft. Sie hassen sich von Anhieb und...