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Nathan's Sicht

Also Davina Anna Karenina aus dem Bücherregal zog, huschte mir ein kurzes Lächeln über die Lippen. Es war ein Klassiker und eines meiner Lieblingsbücher.

Dann stellte sie es zurück und trat vor mich. Sie sagte etwas worauf sie grinste, doch ich hörte weniger zu als dass ich mehr auf ihre Lippen achtete, ihre Hände die auf meiner Brust lagen und ihre zierlichen Finger die ich durch den dünnen Stoff meines Hemdes warm auf meiner Haut spührte.

Doch dann fragte sie mich ob ich über heute Mittag sprechen wollte und ich erstarrte. Kurz sagte ich nichts und sah sie nur an. "Warten wir doch bis es Essen gibt oder?" Und da klingelte es schon an der Tür. Ich entschuldigte mich kurz und ging an die Tür.

Doch anstatt eines Pizzaboten blickte mir ein wohlbekannte Gesicht entgegen. "Nathan, mein alter Freund!" Er sprach mit einem starken italienischen Akzent. Kurz blieben mir die Worte im Mund stecken. "Michelangelo... was tust du hier?" Er lachte ein kehliges Lachen. "Freundlichkeit besaßt du noch nie!" Ich wollte gerade etwas erwiedern, als sich sein Blick auf etwas hinter mich heftete. Ich drehte mich um und sah Davina.

"Gibt es ein Problem?" Ihre Stimme war freundlich und doch etwas verwirrt. "Nathan... ist das deine Freundin? Ich hätte nie gedacht dass du dich an jemanden bindest... bei deinen Umständen!" "Sie ist nicht meine Freundin!" Zischte ich. " Und meine Umstände haben dich nicht zu interessieren!" Dann knallte ich die Tür zu. Ich wusste das er nun einen Brief in den Briefkasten schieben würde. Doch das hatte morgen auch noch Zeit.

Davina sah mich mit großen Augen an. Ihr Blick wirkte traurig und verletzt. "Ich g-gkaube ich sol-llte gehen..." Sie wollte sich an mir vorbei quetschen, doch ich hielt sie zurück. "Nein!" Ich hatte ihren Oberarm anscheinend ziemlich fest zusammengedrückt und lauter gesprochen als ich es beabsichtigt hatte, denn sie zuckte zusammen und sah mich erschrocken an. Sofort ließ ich sie los. "Entschuldige... aber bitte... bleib! Es ist besser wenn Michelangelo nicht erfährt in welcher Beziehung wir zueinander stehen... welcher Art auch immer das ist!"

Sie nickte drehte sich auf den Absätzen um. "Dann erkläre es mir!" "Es ist kompliziert!" Ich wollte ihr gerade nachgehen als es erneut klingelte. Ich riss die Tür auf. "Was?!" Doch es war nicht Michelangelo sondern der Pizzabote welcher mich irritiert ansah. "Ihre Pizza, Sir." Ich bezahlte und ging dann zu Davina.

Ich stelle die Pizza ab und sie sah mich erwartungsvoll. "Also...?"

Ich setzte mich, stütze mich auf meine Knie und falte die Hände. "Wie soll ich anfangen..."

"Wie wäre es am Anfang?" Sagte sie und ich begann zu erzählen.

"Ich würde am 23.12 mitten in der Nacht auf Heiligabend geboren. 5 Minuten vor meinem Zwillingsbruder. Wir wurde von Kind auf sehr streng erzogen, aber immer auf gerechte Art und Weise.

Mit fünf Jahren dann aber trennten sich meine Eltern. Wir waren je einen Monat bei meiner Mutter und dann wieder bei meinem Vater. Wir wurden damals von Zuhause aus unterrichtet, da der ständige Ortswechsel unseren Schulnoten nicht gut getan hatte. Besonders mein Vater legte viel Wert auf einen hohen Schulabschluss. Die Trennung machte mir nicht viel aus, denn es war angenehmer meine Eltern nicht jeden Tag streiten hören zu müssen.

Mit 16 Jahren dann zogen wir jedoch dann vollständig zu meinem Vater, da meine Mutter neu heiratete und ihr Idiot von Ehemann ein Riesen-Vollpfosten war. In den nächsten 2 Jahren gingen wir erst auf die High School in LA und dann nach Stanford. Unsere gesamte Ausbildung zahlte mein Vater. Wir fragten uns damals nicht wie er es anstellte, denn er arbeitete nicht.

Als wir volljährig waren, wurden wir und unser Vater zu Freunden von ihm eingeladen.

Es waren die Fortuno's. Eine der reichsten und berüchtigsten Familien in LA. Wir sprachen den ganzen Abend nur über Zahlen und Wirtschaft. Natürlich ...es war interessant, aber es diente nur dem Zweck zu sehen ob ich und mein Bruder geeignete Kandidaten waren... Denn anscheinend hatten unser Vater und die Fortuno's geplant uns in der Mafia aufzunehmen..."

Davina's Augen waren während meiner Erzählung immer größer geworden und nun starrte sie mich mit offenem Mund an. "Die Mafia?!"

Ich nickte nur. "Eine ganze Weile lang ging alles gut und ich verstand wie mein Vater sich unsere Ausbildung leisten konnte. Doch dann entschied sich mein Bruder aussteigen zu wollen. Die Fortuno's wollten das nicht zulassen und er drohte damit zur Polizei zu gehen... zwei Tage später fand man ihn in einer Lagerhalle... tot." Ich schluckte schwer, erzählte jedoch weiter. "Ich bekam einen Brief, anonym, doch natürlich wusste ich von wem er war. Es stand darin, ob ich die Drohung verstanden hätte." Ich antwortete nicht. "2 Wochen später wurde mein Vater bei einem "Unfall" getötet. Meine Mutter gibt mir bis heute die Schuld dafür. Nicht weil sie ihn liebte, nein, weil er ihr jetzt keinen Unterhalt mehr bezahlte.

Und das Schlimmste, ich Versuche sie immer noch aus der Sache herauszuhalten. Und jedes Mal wenn sie erneut kommt, wirft sie mir Sachen an den Kopf, das es meine Schuld ist, dass sie tot sind, doch sie weiß nichts."

Allein bei dem Gedanken daran wurde ich wütend, doch ich schluckte die Wut herunter. Dann sagte ich nichts mehr.

"Und wer war der Typ vorhin?" fragte Davina. Es wunderte mich kurz das sie sonst nichts fragte doch ich beließ es dabei und war beinahe schon froh darüber. Auch wenn sie jetzt vielleicht nichts mehr mit mir zutun haben wollte. Jetzt wüsste wenigstens jemand meine Geschichte.

"Michelangelo Fortuno, der Sohn von Alessandro Fortuno..."

Just One Drink #Wattys2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt