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Nathan's Sicht

Sobald wir ins Auto gestiegen waren drückte ich das Gaspedal genadenlos durch. Meine Finger waren so fest um das Lenkrad geschlossen, dass es weh tat. Ich legte eine Hand auf meinen Oberschenkel.

Hätte Davina in diesem Moment nicht meine Hand genommen, hätte ich vergessen das sie neben mir sitzt. Doch ihre Berührung entspannte mich auf eine andere Art. Ihre Hand lag einfach auf meiner, strich sanft über meine Knöchel und ... sie war einfach da.

Beinahe sofort löste sich die Angespanntheit auf. 

Dann kamen wir bei der Firma an und ohne lang zu Fackeln, parkte ich einfach mitten vor den Eingang. Die meckerndern Fußgänger ignorierte ich. Ich zog den Schlüssel und warf ihn in Davina's Schoß.

"Würdest du mir bitte kurz den Gefallen tun und richtig parken?" Eigentlich war es keine Frage, sondern eher eine Aufforderung, jedoch wartete ich noch kurz bis sie nickte und sprintete dann in das Gebäude.

"Sir, es tut mir leid, sie hat sich einfach vorbei gedrängt!" Hörte ich eine Empfangsdame rufen, hatte jedoch nur ein Knurren zu Antwort.

In der CEO-Etage angekommen, lag noch der schwere Duft ihres Parfüms in der Luft, welches schon beinahe ihr Eigengeruch war. Dann riss ich dir Tür zu meinem Büro auf.

"Mom..." Ich sah ihr in die eiskalten blauen Augen und meine Stimme klang emotionslos und kalt.

"Nathaniel!" "Nenn mich nicht so!" "Aber so heißt du, Nathaniel." "Ich sagte... NENN MICH NICHT SO!" Die letzten Wörter schrie ich und sah wie sie zurückwich. Dann war es still. Sehr still, niemand von uns beiden sagte etwas. Ich holte tief Luft. "Weißt du was damals passiert ist?" Meine Stimme zitterte, und ich ballte meine Hände zu Fäusten um auf nichts einzuschlagen. "Weißt du es... Mutter?" Das letzte Wort spuckte ich aus, und augenblicklich verdunkelte sich ihr Blick. "Natürlich, aber nicht nur du hast unter dem Tod deines Bruder gelitten. Auch dein Vater und ich!" Ich hob eine Augenbraue. "Mein Vater? Er ist nicht mein Vater! Dad, mein richtiger Vater hätte mich niemals geschlagen. Und du weißt gar nichts, ÜBERHAUPT NICHTS!" 

Sie sah mich an, mit Tränen in den Augen. "Es war deine Schuld!" Ich lachte laut auf. "Was? Was bitte soll meine Schuld gewesen sein. Rafael oder Dad?" Meine Stimme klang zischend. Plötzlich spürte ich ein Brennen an der Wange, sie hatte mir eine Ohrfeige gegeben. Ich sah sie kalt an. "Das tust du nie wieder! Und jetzt verschwinden bevor ich dich eigenhändig aus meinem Gebäude werfe!"

Sie drehte sich um und ging, kein Wort mehr, nur noch ihre Absätzte die über das Parkett klapperten.

Ich ging zu dem Aktenschrank und zog die unterste Schublade auf. Vor mir lag nur eine Akte, verblichen und angegriffen. Doch sie lag noch so da, wie ich sie das letzte Mal, als ich sie in den Händen gehabt hätte, hingelegt hatte.

Ich nahm sie heraus, ohne sie jedoch zu öffnen. Ich wusste was mir dann entgegensehen würde.

Auf der ersten Seite, war ein Bild meines Bruders, auf der zweiten Seite seine Leiche. Mehrere Waffe und ein kurzer Text. Dann ein Bild meines leiblichen Vaters, und wieder eine Leiche, bis zur Unendlichkeit verunstaltet...

Ich holte aus und schleuderte die Kaffeetasse vom Tisch, welche am Boden in tausend Stücke zersprang. Dann ließ ich mich an dem Aktenschrank zu Boden gleiten und legte mein Kopf auf meine Knie, hoffend das mich niemand so sehen würde...

Just One Drink #Wattys2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt