Am nächsten Morgen wachte ich gerädert auf und ahnte bereits das es heute Muskelkater geben würde. Kaum bewegen wollte ich mich, doch mein Handy klingelte wieder. Bitte nicht schon wieder Sport, dachte ich und ging ohne zu sehen wer es ist ran. "Hallo? Nein, keine Lust auf Sport heute.", murmelte ich. "Guten Morgen Sweetheart, ich hab auch keine Lust auf Sport, eher auf einen ganz entpannten Tag mit dir auf meiner Couch.", hörte ich Michaels krächzende Stimme am anderen Ende der Leitung. "Was ist denn mit dir passiert?", erschrocken und besorgt lauschte ich seinen kaum verständlichen Worten. "Elena", sagte er nur. Ich verdrehte die Augen. "Hat sie dich so fertig gemacht?", lachte ich ihm entgegen. "Ja, nein, also nicht sie alleine. Wir waren auf meiner Dachterasse im Whirlpool und irgendwann sind wir eingeschlafen. Als ich aufgewacht bin war es morgens und sie war weg.", die Verwunderung in seiner Stimme war nicht zu überhören. "Ja was denkst du denn Michael? Das sie jetzt denkt sie wäre deine große Liebe? Ihr wolltet beide euren Spaß und den hattet ihr ja anscheinend.", erklärte ich ihm. "Ja, aber so einfach abgehauen ist noch keine.", murmelte er. War sein Stolz etwa angekratzt? "Sei doch froh, dann konntest du dir das rausschmeißen sparen.", kicherte ich. "Wie dem auch sei.. kommst du vorbei?", lenkte er ab. "Ja, kann ich machen. Soll ich was mitbringen?", hakte ich nach. "Nein..", winkte er ab. "Okay, dann bin ich in einer Stunde da. Ciao!", schon hatte ich aufgelegt und rollte mich aus dem Bett, unter die Dusche, zog mich an und fuhr los. Unterwegs hielt ich noch beim Bäcker und bei der Apotheke. Vorsichtshalber.
"Hey, schön das du da bist.", ein völlig verschlafener und bedröppelter Michael öffnete mir die Tür. "Hey, kranker Hase.", ich drückte ihm und küsste seine Wange. "Ich hab was für dich.", flötete ich ihm entgegen und hielt meine Tüten hoch. "Danke, aber ich hab keinen Hunger. Möchte einfach nur wieder ins Bett.", kaum ausgesprochen ging er zurück ins Schlafzimmer und ließ mich allein an der Tür stehen. Ich beschloss ihm erstmal frühstück zu machen, vielleicht überlegte er sich es dann nochmal. Ich schnitt die Brötchen auf und belegte sie. Machte ihm Rührei und einen Früchteteller. Alles zusammen plus die Medikamente brachte ich ihm hoch. "Oh Mina, ich hab doch gesagt ich mag nichts essen. Jetzt hast du alles so lieb gemacht und ich kann es nicht genießen.", stöhnte Michael und nahm zumindest die Tabletten. Ich brachte das Tablett wieder nach unten und legte mich anschließend zu ihm. "Macht es dir was aus wenn ich ein wenig schlafe?", fragte er mich vorsichtig. Er hatte ein schlechtes Gewissen, brauchte er aber nicht. "Nein, schlaf ruhig. Ruh dich schön aus.", ich legte ihm die Decke über die Schultern und kuschelte mich an ihn. Wenig später hörte ich sein regelmäßiges Atmen und war gerade dabei selber einzunicken, als die Tür klingelte. Erwartete er jemanden? Bestimmt irgendeine Bitch aus den letzten Wochen. Es klingelte wieder. Man die war aber hartnäckig. Ich beschloss runter zu gehen und mal nach zu schauen. Draußen stand ein Mann mit Kapuze. Aber ich konnte nicht erkennen wer. Für Ali war er zu schmal, für Yasser auch. Mein Vater trägt keine Kapuze und Anis würde gleich Sturm klingeln.
"Hallo, wer ist da?", fragte ich vorsichtig durch die Gegensprechanlage. "Ähm hey, hier ist Raf." Raf? Wunderte ich mich und öffnete die Tür. "Raphael? Was machst du denn hier?", verdutzt sah ich ihn an. "Ich wollte mit Michael Beats aufnehmen.", er kratzte sich am Kopf. "Oh, okay.", murmelte ich und ließ ihn erst einmal hinein. "Hmm, ich glaube dass ist schlecht. Er liegt oben im Bett und schläft. Es geht ihm nicht so gut.", erklärte ich ihm. "Wünsch ihm gute Besserung!", schwach lächelte er mich an. "Hat er dir nichts gesagt?", wunderte ich mich. "Nein, sonst wäre ich ja nicht zu euch gekommen.", machte er mir klar. "Entschuldige, hätte ich das gewusst, hätte ich ihn natürlich dran erinnert.", mich etwas für Michael schämend, bot ich ihm etwas zu trinken an. Ich fühlte mich etwas unwohl. Ich saß in Michaels offener Wohnküche mit einem mir eigentlich völlig unbekannten Mann. Ich holte ihm Wasser aus dem Kühlschrank und naschte vom Obstteller. Er sah mich komisch an. "Entschuldige, dass war unhöflich von mir. Willst du auch?", peinlich berührt schob ich ihm den Teller zu. "Hast du das alles gemacht?", wollte er gleich wissen und schnappte sich ein paar Weintrauben. "Ja für Michael, aber der will nichts essen.", klärte ich ihn auf und setzte mich zu ihm an den Bartisch. "Achso, seid ihr zusammen?", die Frage klang eher beiläufig aber bei mir führte sie zu meinem kurzen Herzstill stand. Geschockt sah ich ihn an. "Nein, wie kommst du darauf? Wir sind nur Freunde.", ich versuchte zu lächeln. "Nur Freunde? Oder läuft mehr zwischen euch?" Diese Frage trieb mir die Röte ins Gesicht. "Wir sind nur Freunde, ohne...", ich wollte dieses Wort in diesem Moment nicht aussprechen. "Okay, muss ja jeder selber wissen.", er winkte ab und sah zu den Brötchen. "Willst du?", folgte ich seinem Blick. "Wenn du die nicht willst.", ich sprang auf und brachte ihm die Brötchen. "Bedien dich gerne."
"Also du heißt Mina ja?", fragte er mich nach einer Weile. "Eigentlich Amina, aber alle nennen mich Mina.", berichtigte ich ihn. "Bist du Muslima?", hakte er nach. Ich nickte. "Soso, und wie alt bist du? Erzähl mir was von dir.", neugierig musterte er mich. "Ich bin 22, wohne in Berlin. Mache gern Fitness. Bin Einzelkind. Und du?", was sollte ich auch groß über mich erzählen? Das mein Vater Arafat war? Ich habe schon vor langer Zeit beschlossen diese Information für mich zu behalten. "Nur ein Kind? Leben deine Eltern noch zusammen? Ich bin älter als du, wohne derzeit auch in Berlin aber bin viel in Hamburg unterwegs, bin Musiker weißt du ja. Ich habe eine Schwester, die mit meiner Mama in Wien lebt.", erzählte er mir offen. "Ja, ich bin alleine. Nein, meine Mutter lebt leider nicht mehr.", murmelte ich ihm leise zu. "Oh, dass tut mir Leid.", flüsterte er bedrückt. "Alles gut, konntest du ja nicht wissen.", zaghaft lächelte ich ihn an.
"Du hast ein sehr schönes Lächeln", bemerkte er sofort und ich wurde wieder rot. "Danke.", erwischt sah ich zu Boden. "Schon deinen baldigen Verlobten kennengelernt?", dreist lachend sah er mich an. "Nein, wie kommst du darauf?" "Nur so, ich weiß ja nicht wie er die Sache hier sieht. Ich würde es nicht so toll finden, wenn meine zukünftige bei einem Heartbreaker-Rapper zu Hause ist und die ergiebige Hausfrau spielt.", er sah mich direkt an. "Bitte was?", mir fehlten die Worte. "Naja, ich finde, du hättest es gar nicht nötig. Du bist bestimmt ne tolle Frau, siehst gut aus und alles." "Was habe ich nicht nötig?", fragte ich verwirrt nach. "Das hier. Du hast nicht nötig für ihn die Beine breit zu machen, für ein bisschen Aufmerksamkeit.", ruhig sah er mich an. Ich verschluckte mich beinahe an meinem Wasser. "Was denkst du von mir? Wir sind befreundet!", versuchte ich ihm zu widersprechen. "Ach komm, dass sagen sie doch alle.", er grinste. "Ich glaube, es ist besser wenn du jetzt gehst.", mit meiner Hand deutet ich zur Tür. "Nicht, dass du mir auch noch an den Hals fällst.", er lachte, stand auf und ging zur Haustür.
"Hat mich gefreut dich wiederzusehen Mina. Denk über meine Worte nach.", er zwinkerte mir zu. Ich hingegen knallte die Haustür zu. So ein Arsch, als wenn ich das nötig hätte.
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Inshallah Amore | Raf Camora
FanfictionIn dieser Story geht es um die 22-ährige Mina und um ihre Familie, mitunter um ihren Vater Arafat Abou-Chaker, ihrem Onkel Anis Ferchichi und ihren besten Freund/schon fast Bruder Michael Schindler. Wie es sich in einer arabischen Großfamilie, mit...