"Wenn du eine Meerjungfrau siehst, sag Bescheid." hörte ich seine tiefe Stimme und mein Herz setzte aus.
Langsam drehte ich mich zu ihm um und öffnete die Augen. Er stand ein paar Meter von mir entfernt und grinste mich an. Mit Freudentränen in den Augen lief ich los, überwand die letzte Distanz zwischen uns und sprang ihm in die Arme. Er schlang seine Arme um mich, hielt mich einfach fest. "Amore..", flüsterte er leise und küsste meinen Hals. "Ich liebe dich..", flüsterte ich ebenfalls mit brüchiger Stimme und sah ihm in die Augen. Sie leuchteten förmlich und in ihrem Inneren spiegelte sich das Meer. Er ließ mich runter und umfasste mein Gesicht mit den Händen. „Ich liebe dich auch.", er küsste mich vorsichtig, bedacht mir nicht weh zu tun. Ich erwiderte den Kuss von Herzen und erneut kullerten die Tränen über meine Wangen. Er wischte sie sanft weg und drückte mich an sich. Zaghaft legte ich meine Arme um seinen Oberkörper. Ich spürte seine Wärme, seine Liebe, Arm in Arm schauten wir zusammen auf die seichten Wellen.
"Es tut mir so Leid... alles, ich.. ich weiß dass ich es nie wieder gut machen kann....", flüsterte ich mit erstickter Stimme. "Du bist hier, dass ist Alles was für mich zählt.", entgegnete er und ich hatte das Gefühl zu zerspringen. Ich war voller Hoffnung, voller Liebe, hatte ich vor 2 Stunden noch gedacht, nie wieder fühlen zu können, beweiste mir das Universum nun das Gegenteil. "Ich dachte, du willst mich nie wiedersehen." "Sagst du mir warum du so etwas denkst oder soll ich den Brief lesen?", wich er aus, zog den Umschlag heraus und hielt ihn mir unter die Nase. Schnell griff ich danach und schnappte ihn mir. "Den darfst du niemals lesen.", fauchte ich erschrocken und steckte ihn unter mein Shirt in meine Hose. "Glaub mir, wenn ich will, hole ich mir den auch von da.", hauchte er und ich bekam Gänsehaut. "Bitte lies ihn nicht.", bat ich ihn eindringlich und er nickte kaum merklich. "Wieso eigentlich? Verfluchst du mich darin?", er schmunzelte. "Nein, ich war wütend und enttäuscht als ich ihn schrieb.", erklärte ich mich und atmete tief durch. "Wegen dem was bei BMG passiert ist.", sein Blick verdunkelte sich. "Nicht heute.", brummte er mürrisch. "Darüber können wir irgendwann sprechen.", fügte er beschwichtigend dazu und zog mich an der Hand in Richtung Haus. "Komm, wir gehen hoch, ich brauche was zu trinken.", wechselte er ungalant das Thema, was ich aber sehr begrüßte und ihm folgte. "Eine halbe Flasche Yamazaki hast du ja noch.", konnte ich mir nicht verkneifen. "Woher weißt du?", abrupt blieb er stehen, sodass ich beinahe in ihn rein lief. "Du hast es sicherlich nicht weggeräumt.", tadelte ich ihn und er grinste. "Nee, ich war auch zu beschäftigt dich zu suchen." "Und an dein Telefon zu gehen.", er verdrehte gespielt die Augen und ging weiter. Der Weg war hoch noch viel steiler, als er mir beim runtergehen vorgekommen war. Kraftlos hing ich irgendwann nur noch an Raphaels Hand, der mich unermüdlich mit sich zog. Die letzten Wochen hatten mich ausgezerrt. "Ist alles okay?", er drehte sich zu mir um, als ich meine Hand von seiner löste um kurz stehen zu bleiben und durch zu atmen. Ich nickte und pustete. "Ich - brauche-nur kurz-Pause.", hechelte ich beinahe und versuchte mich zusammen zu reißen. Er musterte mich kritisch, kam die paar Schritte zurück zu mir und hob mich auf seine Arme. "Lass mich runter, du sollst das nicht!", quengelte ich undankbar. "Nur das kleine Stück.", zwinkerte er mir zu. "Ich hab doch gar keine High Heels an.", lachte ich und schlang meinen Arm um seinen Hals. "Uh, rasierst du dich gar nicht mehr?", vorsichtig fuhr ich über sein Gesicht. "Eh, wozu sollte ich das in letzter Zeit tun?!", lachte er und versuchte mir in den Finger zu beißen.
In der Küche ließ er mich runter, öffnete den Kühlschrank und zog eine Flasche Wasser heraus. "Möchtest du auch?", fragte er mich, stellte jedoch gleich zwei Gläser raus und goss ein. "Danke.", nahm ich es entgegen und trank. "Das Haus ist wirklich schön.", beglückwünschte ich ihn und er grinste stolz. "Komm, ich führe dich rum.", schlug er vor und ich folgte ihm schmunzelnd. Er öffnete eine Tür nach der nächsten, trug mich die Treppe hinauf ins Schlafzimmer. "Und hier: Ihr Reich Madame, das schö-.. Warst du schon hier?", fragte er skeptisch und sah zur offenen Balkontür. "Was meinst du, wer dein Bett gemacht hat?", lachte ich. "Wann?", wunderte er sich und legte mich auf die sorgfältig gefalteten Laken. Sofort zog ich ihn zu mir und kuschelte mich an ihn. "Als ich auf dich gewartet habe." "Es war nicht so einfach eine Frau Ajdinovic zu finden.", warf er empört ein. "Das ist nicht auf meinen Mist gewachsen, Martens Idee.", zuckte ich so gut es ging mit den Schultern. "Ich weiß.", grinste mein gegenüber. "Woher?", legte ich den Kopf schief. "Ich kenne doch die Jungs! Wo wir gerade schon mal bei den sind: Wie bist du eigentlich nach Hamburg gekommen?", stutzte er. "Ich dachte, du willst heute nicht darüber reden?", erinnerte ich ihn. "Einiges wüsste ich schon gerne, wenn es für dich okay ist?", fragte er rücksichtsvoll, weshalb ich nickte und zu erzählen begann: "Ich wollte abhauen, Burak hat mich erwischt, aber ich glaube, er hat gemerkt, wie scheiße die anderen waren und hat mir ein bisschen Geld gegeben, dann bin ich mit dem Zug nach Hamburg. Ich wusste ja nicht genau wo John wohnt oder das Studio ist, also bin ich über die Reeperbahn gelaufen. Irgendwann war es stockdunkel und gruselig dort, dann bin ich zu den Palmen gegangen." Er lachte. "Du bist nachts alleine über den Kiez gelaufen?" "Das war alles andere als lustig.", erwiderte ich angesäuert. "Sorry, aber du bist die letzte, die ich dort alleine gesehen hätte. "Glaub mir, ich mich auch, aber ich hatte doch keine andere Wahl?!", murrte ich und fuhr fort. "Irgendwann kam so ein Typ und hatte zwei Hunde dabei, unter anderem.. zu meinem Glück auch Chopper. Und hat mich dann zu Marten gebracht. Du glaubst gar nicht, wie froh ich war ihn zu sehen, obwohl ich ihn ja auch eigentlich gar nicht kannte. Und oh mein Gott, weißt du dass er eine Pole-Dance-Stange bei sich zu Hause hat?", meine Augen wurden immer größer als ich mein Erlebtes schilderte. Raphael nickte lachend. "Jedenfalls hat er mich dann mit zu sich genommen, für die Zeit bis ich hierher gekommen bin." "Wo hast du geschlafen?" "In seinem Bett.", sein Blick wurde düster. "Aber sicherlich alleine?", hakte er nach. Ich schüttelte den Kopf und musterte ihn amüsiert. "Mit Chopper.", erlöste ich ihn. Die Erleichterung war nicht zu übersehen. "Hättest du dich eher gemeldet, wäre ich auch nie so lange dort geblieben.", wies ich ihm sein Verschulden zu und er legte den Kopf in den Nacken. "Ich weiß, aber ich brauchte Zeit und vor allem Ruhe um nach zu denken.", seine ehrlichen Worte trafen mich. "Hast du echt gedacht, ich hätte dir was vorgespielt?", ich rutschte ein Stück von ihm weg, um ihn besser ansehen zu können. "Nein, eigentlich nicht.. Aber es hat irgendwie Sinn gemacht, du wolltest keinen Kontakt zu mir, hast geschrieben, es war ein Fehler..... was soll ich da denken?" Ich ließ seine Worte kurz auf mich wirken. "Es war kein Fehler mit uns, alles andere war ein Fehler. Ich wollte Kontakt zu dir, aber ich ...", ich brach ab, meine Stimme fing an zu zittern. "Was aber du?", fragte er sofort und sah mich erwartend an. "Ein Kontaktabbruch war der einzige Weg meinen Vater davon abzuhalten, dir oder deiner Familie etwas anzutun.", flüsterte ich kaum hörbar und doch verlangten mir diese Worte enorme Kraft ab. Ich konnte ihm nicht in die Augen, nicht mal in seine Richtung mehr sehen. "Ich musste so tun.." Raphael zog mich wieder zu sich und nahm mich in den Arm. Ich schmiegte mich an ihn und wischte meine Tränen in sein Shirt. "Er hat mir SO viel schlimmeres angetan.", murmelte mein Freund leise, doch ich verstand nicht.
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Inshallah Amore | Raf Camora
FanfictionIn dieser Story geht es um die 22-ährige Mina und um ihre Familie, mitunter um ihren Vater Arafat Abou-Chaker, ihrem Onkel Anis Ferchichi und ihren besten Freund/schon fast Bruder Michael Schindler. Wie es sich in einer arabischen Großfamilie, mit...