AMINAS SICHT
"Er ist in Barca. Und dein Vater ist wieder draußen.", berichtete mir Marten und legte sein Handy zur Seite. "Warum fliegt er nicht gleich zum Mond, damit ich ihn ja nicht erreiche.", meine Stimme triefte nur so vor Sarkasmus. Marten schmunzelte. "Woher soll er denn wissen, dass du hinter ihm her bist? Außerdem ist Spanien doch nicht weit, wir buchen dir ein Ticket und dann fliegst du hin.", er streichelte mir aufmunternd über den Arm, was mir Gänsehaut bereitete. Bitte einfach nicht anfassen, dachte ich mir insgeheim auch wenn ich wusste es war nur nett gemeint. "Ich habe keinen Ausweis.", gab ich kleinlaut zu verstehen und er ahnte das Problem. "Dann wird es natürlich schwieriger. Kriegen wir auch hin.", hoffnungsvoll zwinkerte er mir zu. "Wie denn?" "Wir machen einen neuen.", sagte er so, als wenn es nicht weiter der Rede wert war. "Das dauert mindestens 4 Wochen oder so.", zweifelte ich an seinem Plan. "Du liebes Kind, es kommt immer auf die Bezahlung an wie lange es dauert." "So wie ich jetzt aussehe, kann ich kein Foto machen lassen.", gab ich zu Bedenken. Er hörte gar nicht richtig zu, sondern tippte schon wieder in seinem Handy rum. "Hey Digga, ich brauch dich ganz dringend.", erklärte er dem Menschen an der anderen Seite der Leitung. "Schnelles Passbild, ist übelst wichtig.".. kurze Pause. "Nein, dass kannst nur du machen.", er lachte. "Okay, wir sind in ner Stunde bei dir.", dann legte er auf. "Hast du dir mal mein Gesicht angeguckt?" "Kann man doch retuschieren.", gelassen lehnte er sich mit dem Rücken ans Sofa und mustere mich unverständlich. "Mach dich fertig, wir fahren gleich los." "Du hast gesagt ne Stunde.", erinnerte ich ihn an seine eigenen Worte. "Ja, aber wir fahren bis dahin ein ganzes Stück." Geschlagen stand ich auf, schminkte mich so gut es ging, dass ich ein bisschen frischer aussah und machte meine Haare. "Zufrieden?", fragte ich den tätowierten Riesen nach 15 Minuten und er nickte. "Jetzt nur noch eine andere Hose.", lachte er und schnappte sich Choppers und Skittelz Leinen. Schnell schlüpfte ich in eine schwarze Skinny-Jeans, die nun mehr nach Boyfriend aussah und schluckte schwer.
Martens Fahrstil würde ich als einen sehr sicheren, aber rasanten beschreiben. Dagegen glich Raphael eher einem Sonntagsfahrer. Die Hunde saßen gemütlich auf der Rückbank und dösten vor sich hin. Marten stoppte vor einem Laden. "Sind wir schon da? Das war ja jetzt nicht allzu weit.", merkte ich an. Statt mir zu antworten, stieg er aus und kam mit zwei Smoothies in der Hand zurück. Es sah irgendwie lustig aus, so ein "harter Kerl" mit zwei Gemüsebreien in der Hand. "Hier trink!", hielt er mir einen vor die Nase und ich nahm ihm den Becher mit pinkem Strohhalm aus der Hand. "Ich hab gar ke-" "Trinken!", Widerworte waren nicht erlaubt. Er fuhr wieder los und diesmal dauerte es tatsächlich fast eine halbe Stunde, aufgrund des dichten Verkehrs. "Ich kann nicht mehr.", quengelte ich. Immerhin hatte ich schon fast die Hälfte geschafft. "Nimm ihn mit rein und trink es leer. Bitte. Wenn du schon nichts essen willst.", Marten sah mir besorgt in die Augen, sein Blick war ziemlich eindringlich. "Okay, ich versuche es." Zufrieden nickte er und stieg aus dem Auto. Wir standen vor einer kleinen Industriehalle. Mein Begleiter klingelte, keine 10 Sekunden später öffnete uns ein bärtiger Mann mit Cap. "Kerouche, mein Lieber, danke für deine Zeit. Das ist die junge Dame, bitte einmal ablichten.", Marten schob mich ihm entgegen und drehte sich wieder zum Auto. "Ich geh kurz mit den Hunden.", weg war er. "Verstehst du deutsch?", fragte mich der Mann und bat mich herein. Ich nickte leicht und sah mich um. Von innen war alles renoviert und ich stand in einer Art Fotostudio. "Sehr gut, wenn du willst: Nimm einfach auf dem Hocker da platz, ich komme sofort." Ich setzte mich, fuhr einmal durch meine Haare und wartete dann geduldig bis er wieder kam mit einer Kamera in der Hand. "Bitte gerade hinsetzen, Kinn etwas nach vorne und ein kleines Lächeln ist erlaubt.", er machte eine Handbewegung und ich gab mein Bestes mit der kaputten Lippe. "Ich glaube wir haben es.", sagte er knapp und setzte sich an den iMac, lud die Bilder drauf und begutachtete sie. "Darf ich?", fragte ich vorsichtig und zeigte auf den Stuhl neben ihm. Er nickte, wandte seine Augen aber keinen Moment vom Bildschirm. Er war vertieft in die Bearbeitung meiner Bilder. "Tut mir Leid, dass du dir solche Mühe machen musst.", entschuldigte ich mich kleinlaut. "Alles gut, wie ist das passiert? War Marten das?", ich glaubte mich verhört zu haben. "Bitte was? Wieso sollte er so etwas tun?" "Bist du keine aus den Clubs?", abschätzig beobachtete er mich im Augenwinkel und ich schüttelte vehement den Kopf. "Nee, ich bin die Freundin von seinem Bekannten.", versuchte ich es zu umschreiben. "Du hast ein schönes Profil.., wenn du Lust dazu hast, würde ich dich gerne nochmal in einer etwas anderen Location shooten. Vorausgesetzt dein Gesicht ist wieder okay." "Ich denke eher nein, ich glaube meinem Freund passt das nicht so.", verneinte ich, denn ich wusste nicht, was er genau im Sinn hatte und ausziehen würde ich mich sicherlich nicht. "Wer ist denn dein Freund? Kennt man ihn?", hakte er nach und schattierte mein Auge ab. "Ähm.. nee, eigentlich nicht." Ich hörte Hundepfoten auf dem Betonboden kratzen und drehte mich um. Marten kam mit den beiden Bullys zurück. "Wie siehts aus?", er beugte sich über mich und sah auf den Bildschirm. Diese Nähe war unheimlich. "Als wenn nichts gewesen wäre, Mrs Camora ist wiederhergestellt.", grinste er mich begeistert an. "Ach was, du bist Rafs Freundin? Warum sagst du denn nichts?", auch der Fotograf lächelte nun. "Ich bin Pascal.", stellte er sich nochmal richtig vor und gab mir sogar die Hand. "Amina. Ich wusste ja nicht, dass....", hilfesuchend zuckte ich mit den Schultern und versuchte so unschuldig zu gucken wie möglich. "Was kriegst du dafür?", brachte sich Marten wieder ein. "Gar nichts, alles gut.", wank Pascal ab und lächelte. Marten schüttelte den Kopf, ließ einen grünen Schein auf den Schreibtisch fallen und schnappte sich die Bilder. "Danke für deine Hilfe, wir müssen wieder los. John braucht seinen Hund zurück.", verabschiedete er sich und ich folgte ihm, nach dem ich mich ebenfalls bei für Pascals Hilfe bedankt hatte.
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Inshallah Amore | Raf Camora
FanfictionIn dieser Story geht es um die 22-ährige Mina und um ihre Familie, mitunter um ihren Vater Arafat Abou-Chaker, ihrem Onkel Anis Ferchichi und ihren besten Freund/schon fast Bruder Michael Schindler. Wie es sich in einer arabischen Großfamilie, mit...