Wie konnte er sowas zu mir sagen? Oder überhaupt denken? Ich mache die Beine breit, ich - die noch nie einen Mann auch nur geküsst hat.Ich meine so richtig geküsst. Fluchend räumte ich Michaels Küche auf, als erwähnter verschlafen die Treppe herunter geschlichen kam.
"Was ist denn mit dir los?", mit seinen kleine Augen sah er mich erwartungsvoll an. "Nichts! Siehst du doch.", antwortete ich ihm und pfefferte die Teller in die Spüle. "Eh, lass mein Geschirr heile. Was ist passiert? Hatten wir Besuch?", er deutete auf den zweiten Teller. "Nein, du hattest Besuch." Ich wusch die Teller ab und grummelte immer noch, als sich zwei Arme um meine Taille schlängelten und Michael mich zu sich zog. "Süße, beruhig dich jetzt mal. Ich hab ihn total vergessen, sei mir bitte nicht böse.", er drückte mich an sich und legte seinen Kopf auf meine Schulter. Ich brauchte ihn gar nicht ansehen, ich wusste dass er seinen Superhundeblick aufgesetzt hatte. Er konnte echt süß sein, war er aber nie. Außer zu mir. "Ich bin nicht böse auf dich. Ich hab mich mit Raphael unterhalten und er wurde total unveschämt.", anscheinend überrascht drehte mich Michael um. "Er war was? Er war dir gegenüber unverschämt? Hat er dich angemacht?", sein Blick verfinsterte sich. "Nein, er hat gesagt, dass ich es nicht nötig hätte für dich die Beine breit zu machen.", klärte ich ihn auf. "Wo er recht hat. Du hast es nicht nötig, schön wärs trotzdem.", verschmitzt grinste er mich schief an. Das hat er doch jetzt nicht wirklich gesagt oder? Ich wischte ihm mit meinen Abschwaschhänden durchs Gesicht und verteilte den Schaum auf ihm. "Das kann doch jetzt nicht dein Ernst sein!", empört stampfte ich nach oben.
"Minnie Mouse bleib hier... du weißt doch wie ich das meine. Du bist meine kleine Schwester, ich denke sonst nicht im Traum daran.", schnell holte er mich ein. "Sag sowas doch nicht.. du weißt doch wie ich darüber denke.", ich wurde rot. "Brauchst nicht rot werden Baby, ich weiß, du denkst nie darüber nach. Meine ungeküsste Jungfrau.", er nahm mich in den Arm. War das jetzt lieb gemeint?! Klang nicht so. "Sag das nicht immer so.", murmelte ich gegen seine Schulter. "Wieso nicht? Du kannst doch stolz darauf sein.", er sah mir in die Augen. "Aber es klingt so.. unerfahren. Egal jetzt. Geht's dir besser?", beendete ich das Thema. "Ja, Elena hat mir geschrieben.", grinste er mich an. "Ja und? ", wunderte ich mich. "Sie hat ich für letzte Nacht bedankt und würde sich freuen wenn wir das mal öfter machen würden.", war ja klar. "Und was hast du gesagt?", fragte ich alibimäßig nach. Natürlich kannte ich die Antwort bereits. "'Ich hab sie zur Preisverleihung nächstes Wochenende eingeladen.", erzählte er bedeutungslos. "Soso, sie gefällt dir also?", schmunzelte ich. "Ach, wir verstehen uns gut und sie sieht sehr gut aus.", er zwinkerte mir zu. "Da hast du recht. Darf ich auch mit?", flüsterte ich. "Du stehst doch schon auf der Gästeliste du Pappnase.", er lachte. "Na toll, ich weiß mal wieder von nichts.", beschwerte ich mich und verschränkt die Arme. "Hör zu, du hörst jetzt auf hier rum zu schmollen und dafür suchen wir morgen ein neues Kleid für dich aus?", seinen Augen konnte man nicht widerstehen, nicht mit diesem Hundewelpenblick. "Einverstanden. Wer kommt eigentlich alles mit?" "Du, Elena, ich, Anis, dein Vater und die ganze Gang natürlich.", er lachte. Also alle, warum sagt er das nicht gleich.
"Gucken wir noch einen Film bevor du mich schon wieder verlässt?", blinzelte Michael mich an. Ich nickte und krabbelte in sein Bett. Wir schauten uns irgendein Horrorstreifen an bei dem sogar der toughe Mr. Schindler etwas blass um die Nase wurde, was mich zum Schmunzeln brachte. Als der Film zu Ende war sprang ich auf und wollte mich auf die Socken machen. "Flüchtest du vor mir?", er lachte. "Nein, aber sonst schlafe ich hier gleich ein und komme gar nicht mehr nach Hause", erklärte ich mein eifriges Handeln. "Soll ich dich fahren?", vedutzt sah ich ihn an. "Danke, aber ich bin doch mit dem Auto?", lachte ich ihn etwas auf. "Sorry, mein Kopf ist etwas durcheinander.", schüttelte Michael seinen Kopf. "Wohl eher verdreht, von einer hübschen Blondine!", lachte ich nun noch mehr und er stieß mir leicht gegen den Arm. "Übertreib mal nicht. Sie ist auch nur eine Frau.", ertappt sah er mich an. "Jaja.", flüsterte ich. "Vorsichtig mit solchen Ausdrücken.", grinste er mich an, was mich nur die Augen verdrehen ließ. "Denk nicht mal dran" Und jetzt tschüss.", ich küsste seine Wange und verließ sein Haus.
Als ich zu Hause ankam, sah ich Anis auf dem Sofa sitzen. "Hey Anis.", gesellte ich mich zu ihm. "Hey Kleine, alles klar?", er lächelte mich an. "Ja muss und bei dir?" "Ja natürlich.", beantwortete er wie auswendig. "Wie geht es Anna Maria?", harkte ich nach. "Du hast echt ein Gespür für sowas.", er kratzte sich am Kopf. "Hattet ihr Streit?", fragte ich vorsichtig. "Nein, nicht wirklich. Sie fühlt sich etwas allein mit den Kindern. Ich bin viel im Studio am produzieren, weißt du ja." "Ja, klar aber es wird doch wieder besser. Wollt ihr unterwegs?", wechselte ich das Thema. "Kleine Runde ins Cafe.", ich nickte wissend.
"Meine Tochter, schön dich zu sehen. Wo warst du?", mein Vater kam ins Wohnzimmer und küsste meine Stirn. "Hallo Baba. Ich war bei Michael. Ihm geht es nicht so gut.", erzählte ich ihm. "Zu viel Party ja?", mein Vater schüttelte den Kopf. "Nein, er ist krank.", berichtigte ich ihn. "Ah, wird Zeit dass er eine Frau findet, die sich dann um ihn kümmert. Nicht meine Tochter", mein Vater nahm seine Jacke und Anis stand auf. "Baba, du weißt wir sind befreundet.", verdrehte ich die Augen. Anis grinste. "Ja, ich weiß. Ich versuche zu akzeptieren.", er gab mir wieder einen Kuss auf die Stirn und verabschiedete sich von mir. Anis nickte mir zu. Dann war ich allein. Warum fällt meinem Vater es nur so schwer mit Michael? Wie es wohl wäre, wenn ich ihm erst meinen Freund vorstellen würde, dachte ich und beschloss ein Bad zu nehmen.
Ich ließ mich langsam in das heiße Wasser gleiten. Es umhüllte meinen Körper, die Augen schließend entspannte ich mich langsam und genoss für einige Minuten die Ruhe, bis mein Handy leise summte. Es war Michael. "Hallo Michael", murmelte ich ins Handy. "Hast du geschlafen, Süße?", hörte ich ihn putzmunter. "Nein, ich bade gerade.", klärte ich ihn auf. "Oh, ich will gar nicht lange stören. Morgen um zwei? Ich hole dich ab." "Okay, gerne.", ich sprach ganz leise. "Okay, dann genieße dein Bad. Bis morgen.", verabschiedete er sich und legte auf.
Nach dem Bad zog ich mir meine Schlafsachen an, aß noch eine Kleinigkeit und legte mich schließlich mit einem Handy ins Bett. Ich hatte einige Benachrichtigungen von Facebook und Co., kümmerte mich aber erstmal um Whatsapp. Ich hatte 21 Nachrichten von Elena. Worum es ging konnte ich mir schon denken. Michael. Und ich sollte recht behalten. Sie berichtete mir von der Nacht, von seiner Einladung und wie verzweifelt sie war, weil sie ja gar kein Kleid hatte. Wir verabredeten uns um gemeinsam eines auszusuchen. Gerade als ich mein Handy anschloss und einschlafen wollte, bekam ich eine Nachricht von Instagram. Im Halbschlaf öffnete ich die App und war hellwach als ich "raf_camora folgt dir jetzt." las. War das sein Ernst? Ich überlegte ihn zu blockieren, verwarf den Gedanken aber schnell wieder. Zu übertrieben. Meine paar Bilder, die ich hochgeladen hatte waren eh nicht sehr aussagekräftig, also einfach drüber stehen. Danach schlief ich relativ schnell ein.
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Inshallah Amore | Raf Camora
FanfictionIn dieser Story geht es um die 22-ährige Mina und um ihre Familie, mitunter um ihren Vater Arafat Abou-Chaker, ihrem Onkel Anis Ferchichi und ihren besten Freund/schon fast Bruder Michael Schindler. Wie es sich in einer arabischen Großfamilie, mit...