Geld oder Fame imponiert nicht

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Als die Sonne mehr oder weniger untergegangen war und wir langsam fröstelten, verließen wir das kühle Nass. "Wollen wir zusammen duschen gehen?", fragte mich mein Freund anzüglich mit einem atemberaubenden Lächeln, weshalb es mir unendlich schwer fiel ihm zu verneinen. Ich konnte es einfach noch nicht. Er ging gar nicht weiter darauf ein, sondern zeigte mir das Bad und wo ich Handtücher fand, zog mich kurz zu sich, um mir einen weiteren Kuss auf zu drücken und ließ mich dann allein. Ich spürte ihn noch auf meinen Lippen, es fühlte sich so wunderbar an, nach zu Hause. Ich drehte das heiße Wasser auf und ließ es auf mich hinab prasseln. Wie krass sich der Tag zum Guten gewendet hatte, heute morgen hatte ich wirklich noch geglaubt, nach Hause zu fliegen, nach Berlin, ohne Plan wie es weitergehen würde. Und jetzt stand ich in der Dusche eines Hauses am Strand von Barcelona nur ein paar Meter entfernt von dem Mann, den ich von Herzen liebte. Meine Wangen schmerzten schon ein bisschen von meinem Dauergrinsen. Ich wusch meine Haare, seifte meinen Körper ein um das Chlor abzuwaschen. Das Handtuch war angenehm kuschelig auf meiner Haut, ich hüllte mich ein und schloss kurz die Augen, einfach um den Moment zu genießen. "Hey, träumst du?", riss mich Raphael aus meinen Gedanken."Klar von dir.", schnurrte ich und küsste ihn sanft. Er legte seine Hand in meine Taille und zog mich näher zu sich. "Hmm, erzähl mir mehr.", raunte er in mein Ohr und fuhr langsam mit seiner Hand hinab zu meinem Po. Vorsichtig nahm ich seine Hand in meine und legte sie wieder nach oben. "Das bleibt mein Geheimnis.", flüsterte ich zurück und umklammerte mein Handtuch.

Raphael ging duschen und ich ging ins Schlafzimmer, da mein Freund in der Zwischenzeit so gütig war und meine Sachen hochgetragen hatte. Ich cremte mich ein und sah missmutig auf meinen offenen Koffer, keine Ahnung was ich anziehen sollte. Letztendlich entschied ich mich für ein einfaches Top und Leggings, wir würden ja sowieso nirgends mehr hingehen heute Abend. Nur noch ins Bett. Kaum war ich angezogen, schlüpfte Raphael ins Zimmer, nur in Boxershorts. "Hallo schöne Frau.", grinste er unverschämt. "Zieh dich an.", lachte ich nur und verließ das Zimmer. Ich hatte keine Angst vor ihm, noch dachte ich dass er etwas tun würde, was ich nicht wollte. Aber es bescherte mir ein mulmiges Gefühl in meinem Bauch, ich brauchte Abstand und musste ihm klar zeigen, woran er zur Zeit war, auch wenn er natürlich nichts dafür konnte. Wenig später kam er pfeifend runter und ließ sich neben mir auf das große Sofa fallen, zog mich wortlos zu sich. "Film gucken oder schlafen?", stellte er mir zur Auswahl. "Von mir aus können wir noch einen Film gucken, wenn du willst.", gähnte ich ihm entgegen und legte mich in seinen Arm. Keine 10 Minuten waren vergangen, da schlief ich ein, endlich wieder in seinen Armen. Es war ein langer, ereignisreicher Tag gewesen.  Ich spürte nicht, wie er mich ins Bett trug, sich neben mich legte und mich an sich heranzog, nicht seinen sanften Kuss auf meiner Stirn, nicht die nachdenklichen Blicke.

Mitten in der Nacht schreckte ich hoch. "Alles okay, Baby?", murmelte Raphael verschlafen und fasste nach meiner Hand. "Ja, alles gut.. Schlaf weiter.", versuchte ich so gefasst wie möglich zurückzugeben. Zu meinem Glück legte er seinen Kopf wieder aufs Kissen und atmete kurze Zeit später wieder regelmäßig neben mir, sodass ich mich sorglos abwandte.  Meine Albträume kamen zurück. Ich hatte von einem Raum geträumt, dessen Wände immer näher kamen, von vielen Meschen um mich herum. Ich spürte ihn auf meinem Körper. Meine Tränen flossen in Bächen über meine Wangen und verebbten in der weißen Bettwäsche. So leise und vorsichtig wie ich konnte stand ich auf und hechtete wiedermal ins Bad. In meinem Kopf herrschte die reinste Panik, ich ekelte mich in meinem Körper, am liebsten würde ich ihn wie eine Hülle ablegen. Ich übergab mich, versuchte so leise wie möglich zu sein, um meinen Freund nicht wieder zu wecken. Es war mir schon unangenehm genug vor Marten und mir selber. Raphael konnte ich sowieso schon kaum in die Augen sehen, wenn ich an den Abend zurückdachte, diese Spuckerei würde es nicht besser machen, würde er mich deswegen wohl erst recht abstoßend finden. Ich spülte meinen Mund aus und trank etwas Wasser, in kleinen Schlücken um meinen Magen zu beruhigen. Unschlüssig was ich tun sollte, stand ich im Rahmen der Schlafzimmertür und beobachtete meinen Freund, der seelenruhig schlief, manchmal leise schnarchte und so friedlich schien. Unmöglich konnte ich mich jetzt einfach so neben ihn legen, er war die Ruhe selbst, in mir stürmte ein Orkan. Fast geräuschlos zog ich einen von seinen Pullis aus dem Schrank und schloss die Tür hinter mir, bevor ich mich auf den Weg nach unten auf die Terrasse machte. Die Entscheidung mir etwas anzuziehen, stellte sich als sehr vernünftig heraus, denn auch hier in Spanien waren die Nächte relativ kühl. Ich legte mich auf die einladende Liege und sah in die Nacht hinaus, beruhigte mich selbst in dem ich mich auf meine Atmung konzentrierte. In meinem Kopf rasten Gedanken um die Wette, wie ging es weiter? Wann hörte das endlich wieder auf? Was sagte ich ihm, wenn er mich fragte was los ist? Mit dem Kopf voller Fragen schlief ich irgendwann wieder ein, es dämmerte bereits.


Inshallah Amore | Raf CamoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt