Schande

734 21 9
                                    


"Baby, ich kann das nicht." Raphael zog mich vorsichtig wieder hoch, ich legte mich beschämt neben ihn. 

Keiner sagte ein Wort, innerlich kämpfte ich mit den Tränen, wollte ihn fragen was los ist, doch tat es nicht. Raphael deckte uns zu und zog mich an sich. Mein Körper war ihm so nah, doch meine Kopf wünschte sich so weit weg. Zurückgewiesen und gedemütigt. Hatte es ihm nicht gefallen? War es so schlecht? Ja wahrscheinlich konnte ich es nicht wie die 9875234 Millionen Frauen vor mir. Mit aufkommender Wut wand ich mich aus seinem Arm und antwortete auf seine stumme Frage. "Was hast du denn erwartet?", er zuckte irritiert mit den Schultern. "Du wusstest, dass ich noch nie hatte." "Ja un-", er wollte etwas erwidern, doch ich war nicht zu bremsen. "Also was erwartest du? Dass das hier ein Porno wird? Das ich für dich strippe? Was machen denn diese 875656 Millionen Groupienutten, was dich so anmacht? WAS?", schrie ich ihn an. Er sagte nichts. Stattdessen schloss er kurz die Augen und atmete tief durch. Das gleiche tat ich auch und mir wurde klar, dass ich nicht das Recht hatte, ihn so anzufahren.  Es regte mich auf und ich verstand seine Abweisung nicht, aber es war unfair ihm gegenüber Vergangenes mit hineinzuziehen, schon gar nicht war er mir darüber Rechenschaft schuldig. "Tut mir Leid, dass steht mir nicht zu.", murmelte ich zögerlich in seine Richtung, seinen Blick meidend, der nun wieder auf mir lag. 

"Ich hätte nie gedacht, dass Groupies für dich ein Thema sind.", seine Stimme kratzte heiser. "Ist es auch nicht.. ich verstehe das nur nicht.", meine Augen wurden verdächtig heiß. "Warum ich mit denen was hatte?", er zog musternd die Augenbraue hoch. "Weil sie da waren und ich es konnte! Ganz einfach, du müsstest doch am besten wiss-", weiter kam er nicht mit seiner Erklärung, denn ich fiel ihm erneut ins Wort. "Und warum kannst du es dann mit mir nicht? Gefalle ich dir nicht? Was mache ich denn falsch?", verzweifelt ließ ich mich ins Kissen fallen. Nicht lang, denn zwei starke Arme umschlossen mich schnell und zogen mich in ihre Richtung. "Baby...", flüsterte er leise und küsste meine Stirn. "Denk sowas nicht, niemals. Du hast nichts falsch gemacht, im Gegenteil... aber ich weiß nicht, ob du es wirklich willst.", nachdenklich ließ Raphael sich gegen das Kopfteil seinen Bettes sinken. "Ich will es, hab ich dir doch gesagt!", versuchte ich klar zu stellen. "Und warum willst du es? Weil du mir etwas beweisen musst oder um ihm eins auszuwischen?", in meiner Brust zog es sich schmerzlich zusammen, wie konnte er so etwas nur denken? "Wie kommst du auf so was? Das ist totaler Quatsch." Mein Freund unterbrach mich, in dem er mein Kinn packte und mein Gesicht zu ihm nach oben zog. Ich sah ihm nun direkt in die Augen. Die schönsten der Welt. "Ich möchte es, wenn du es wirklich willst, für dich und für uns. Bitte lass uns jetzt nicht weiter darüber diskutieren", seine Worte rührten mich, obgleich ich seine Ansicht nicht teilte. Ich beendete das Thema mit meinem Kuss, aus dem schnell ein paar mehr wurden. 

Mein Handy riss uns kurze Zeit später ungnädig auseinander. Es war Elena. "Hallo?", fragte ich genervt. "Mina, ich muss gleich nach Hause, kommst du so langsam wieder her, dann kann ich dich noch mitnehmen.", schlug sie vor und ich konnte sie knutschen. "Ja klar, danke dass du an mich denkst. Ich komme sofort.", Raphael schmollte, aber stand auf und zog sich wieder an. "Bis gleich.", legte ich auf und tat es ihm gleich. "Ich will dich nicht schon wieder hergeben.", murrte mein Freund als wir in seinen Wagen stiegen. Es nützte ja nichts. Viel zu schnell kamen wir vor Michaels Haus an, weshalb ich noch sitzen blieb. Raphael nahm seine Hand, welche zuvor verschränkt mit meiner auf meinem Bein lag, weg und hinterließ dort eisige Kälte. Mein Kopf war noch immer nach vorne auf die Straße gerichtet, wir waren beide in eigene Gedanken vertieft, bis er die Stille brach:"Du möchtest morgen sicher alleine mit deinem Vater reden?", stumm nickte ich. "Ich glaube, es ist besser so.", fügte ich hinzu um meine Entscheidung zu untermauern. "Hast du Angst?" "Nicht vor ihm. Aber vor seiner Reaktion.", gestand ich offen und sah zu ihm. "Vielleicht verstößt er mich und setzt mich auf die Straße.. "Egal was passiert, ich bin da Baby, hörst du? Egal, was ist. Wir schaffen das." Er umfasste vorsichtig meinen Kopf mit seinen Händen, strich mir sanft durchs Haar. Ich schluckte schwer. "Ich liebe dich.", meine Stimme zitterte, mit Mühe und Not blinzelte ich eine Träne weg. "Ich dich auch.", er küsste mich, dann verabschiedeten wir uns schweren Herzens, unsicher wie die Zukunft aussehen würde.  

Inshallah Amore | Raf CamoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt