"Bruder, du solltest sie definitiv mit nach Wien nehmen.", klopfte mir John auf die Schulter und ließ mich allein stehen.
Schweigend stand ich nun schon zehn Minuten in der Tür und beobachtete die schlafenden Wesen vor mir. So wie es aussah, haben sich alle Strapazen, Bemühungen und Enttäuschungen mehr als gelohnt. Wenn das mein Lohn war für all die schwierigen Tage, war ich Gott auf ewig dankbar.
Stumm entschied ich meine Freundin schlafen zu lassen, das kleine Licht zu löschen und mich dann auf die Couch zu packen. Müdigkeit machte sich in mir breit. Sucuk leistete mir Gesellschaft und so dämmerte ich langsam im Flimmerlicht des Fernsehers ein. Mein Schlaf war mehr als unruhig, was wohl wie in der Vergangenheit am Alkohol liegen musste. Gerade hatte ich mich umgedreht, als ich Schritte auf dem Flur vernahm. Zwar schlief ich nicht, doch war mein Körper wie gelähmt, zu kraftlos mich noch einmal umzudrehen. Die Schritte kamen näher, es konnte nur Mina sein, sie beugte sich über mich und griff nach der Fernbedienung. Ihr Duft benebelte mich und schlagartig war ich wieder wach. Als der Fernseher stumm und schwarz war, hob sich meine Decke und keine Sekunde später kuschelte sie sich an mich. "Hey mein Engel.", flüsterte ich, was sie zusammenzucken ließ. "Musst du mich so erschrecken.", zischte sie leise und setzte sich auf. "Tut mir Leid..", drehte ich mich zu ihr um und küsste sie versöhnend. "Wie wars?", erkundigte sie sich. "Gut wie immer.", hielt ich mich kurz und intensivierte unseren Kuss. "Schön, dass du wieder da bist.", flüsterte sie gegen meinen Hals, welches mich lächeln ließ.
"Mina, Papa will nicht aufstehen.", riss uns eine klare, verärgerte Mädchenstimme auseinander. "Hmm, vielleicht ist er sehr müde von der Arbeit.", blinzelte meine Freundin Tyga an. "Wer passt jetzt auf das die böse Hexe nicht wiederkommt?", ängstlich riss sie ihre Augen auf und klammerte sich an ihren Hund. "Der kleine Hund passt auf und Sucuk ist auch da.", lächelte Mina ihr aufmunternd zu, doch das reichte ihr anscheinend nicht. "Kann ich bei dir bleiben?", ich glaubte kurz mich verhört zu haben. Auch Mina schien es erst langsam zu realisieren. Zu meinem Entsetzen hob sie die Decke neben sich an und ließ das kleine Mädchen drunter schlüpfen. Konnte ich es ihr Verübeln? Meine Freundin hatte ein großes Herz, vor allem für Kinder. Zwar hätte ich sie für ein paar Stunden zumindest gern für mich, aber so war sie eben. Zu dritt auf der Couch, mit Sucuk am Fußende lagen wir nun da. Mina mit Tyga im Arm, ich dahinter. Vorsichtig legte ich meinen Arm um meine Freundin, welche sich daraufhin an meine Brust schmiegte und kurz ihren Kopf zu mir umdrehte. "Danke, dass du es verstehst.", ich schüttelte kurz den Kopf und küsste ihre Wange. Strich ihr durchs Haar. Tyga atmete bereits wieder regelmäßig und schlief friedlich. Ob wir irgendwann auch mal mit unserer Tochter so da liegen würden? Bei der Vorstellung wurde mir warm. Mina war die erste Frau mit der ich mir wirklich vorstellen konnte, Kinder zu bekommen. Und dass, obwohl wir uns nicht mal ein Jahr kannten, obwohl wir nicht mal miteinander geschlafen hatten. Nicht das mir das bisher so wichtig war. Es verwunderte mich manchmal selbst, dass ich zwar Verlangen danach hatte aber mich so unter Kontrolle hatte. Sie brauchte noch Zeit, die bekommt sie.. ich konnte und wollte warten. Bei diesem Gedanken fiel ich schließlich in einen erholsamen Schlaf.
Wach wurde ich erst am nächsten Morgen, als ich einen süßen und köstlichen Geruch wahrnahm. Langsam öffnete ich die Augen, ich lag allein auf dem Sofa. Die Wohnung war still bis auf ein paar dumpfe Geräusche aus der Küche. Steif schwang ich mich aus der Waagerechten auf die Beine und rieb mir erstmal über die Augen. Viel geschlafen hatte ich nicht, soviel stand fest. Hundemüde und neugierig begab ich mich in die Küche, in welcher meine Freundin und Tyga schon fleißig waren. "Guten Morgen.", nuschelte ich und gab Mina einen Kuss. "Ich auch.", schrie Tyga lachend und hob erwartungsvoll die Arme. Kurz nahm ich sie hoch und küsste ihre Wange. "Na, was macht ihr hier?", abwartend kratzte ich mich am Kopf und musterte den kleinen Lockenkopf. "Frühstück!", schrie diese und zeigte auf den mit Pancakes gefüllten Teller auf dem Tisch. "Wow, hast du die alle gemacht?", staunte ich. Sie nickte. "Mina hat geholfen.", gab sie zu. "Wir waren Spazieren mit dem Hund und wollten Brötchen und Croissants mitbringen, aber die waren leider schon alle.", erklärte mir meine hübsche Freundin. "Aber wir haben gedacht, vielleicht ist das eine Alternative.", zwinkerte sie und hob den letzten Pancake von der Pfanne auf den Teller. "Willst du noch etwas draufhaben?", fragte sie an Tyga gewandt, diese überlegte und schrie, wie nicht anders zu erwarten: "Nutella!".
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Inshallah Amore | Raf Camora
FanfictionIn dieser Story geht es um die 22-ährige Mina und um ihre Familie, mitunter um ihren Vater Arafat Abou-Chaker, ihrem Onkel Anis Ferchichi und ihren besten Freund/schon fast Bruder Michael Schindler. Wie es sich in einer arabischen Großfamilie, mit...