>> ..Bleibst es bei morgen? ..<<
Als ich seine Worte las, fielen mir 1000 Steine vom Herzen. Er war nicht böse auf mich und vor allem musste ich ihn nicht anrufen. Ich tippte ein simples Ja zurück, ehe ich endlich unser Essen bestellte und zu Michael zurückkehrte.
"Was grinst du so schief?", lachte er als ich mich neben ihn auf das Sofa setzte. "Ach, Raphael hat mir geschrieben.", er zog lediglich seine Augenbraue hoch. "Ob es bei morgen bleibt.", ich zwinkerte und er grinste nun mindestens genauso schief. "Hast du bestellt?", wechselte er das Thema. "Natürlich?!", perplex sah ich ihn an. "Nicht, dass du mich und mein Wohlbefinden dadurch vergessen hast.", sein Grinsen wurde breiter. Ich boxte ihn in die Seite und flüsterte: "Du bist so ein Idiot." Ich legte mich halb auf ihn und dachte an morgen. Ich werde ihn morgen schon wiedersehen, hoffentlich werden wir uns nicht streiten, wieso sollten wir eigentlich, er sollte mir bitte nur einfach erklären, was sein komisches Verhalten sollte.
"Bleibst du heute über Nacht?", riss mich Michael aus meinen Gedanken. Kurz überlegte ich, eigentlich ja, aber ich musste noch zum Sport. "Ja, gerne aber ich muss noch zum Sport.", antwortete ich ihm. "Schon wieder? Gehst du jetzt jeden Tag?", verwundert sah er mich an. "Momentan schon, tut mir irgendwie gut.", erklärte ich ihm. Seine Augen verengten sich. "Du hast dir echt einen Salat bestellt?" "Ja?", ungläubig richtete ich mich auf. "Dann kannst du Sport doch ausfallen lassen und dich lieber mit mir auf meine Dachterrasse chillen." Widerworte waren ausgeschlossen. "Was ist wenn ich fett werde?", versuchte ich es ein letztes Mal. "Von Salat? Das ich nicht lache, außerdem bist du weit davon entfernt.", stellte er klar und stand auf. Ich folgte ihm mürrisch und schnappte mir aus der Küche schonmal Teller, Gläser und Besteck, währenddessen Michael sich herabließ und zumindest die Getränkeflaschen mitnahm. "Nicht so viel auf einmal - du übernimmst dich noch!", spottete ich und lief die Treppe an ihm vorbei nach oben. Schnell deckte ich den Tisch, bevor Michael mich zu sich auf einen der Loungesessel zog.
******Michaels Sicht*******
Ich zog Mina zu mir und umarmte sie von hinten, spürte ihre Wärme. Meine Mina, meine kleine Mina. Gefühlt kannte ich sie schon ewig, eigentlich erst ein paar Jahre. So richtig kennengelernt hatte ich sie, nachdem Kay das Label verlassen hat und ich mit Anis an meinem Disstrack schrieb. Zu der Zeit waren wir öfter bei Ari, er brachte Anis und mich schließlich musikalisch wieder zusammen. Ich sah sie immer, wenn sie sich was zu trinken oder essen holte, oder mit ihrem Vater sprechen wollte, da war sie noch so jung und irgendwie kindlich. Nicht kindisch, dass war sie nie in meinen Augen. Aber in den letzten Jahren hat sie sich stark gewandelt, zu einer richtigen Frau, mit schönen Kurven und einer liebevollen, charmanten Art mit dem sie jeden von uns problemlos um den Finger wickeln konnte. Sie war hübsch, wusste sich zu benehmen, kam mit der ganzen Presse und dem Trouble um uns alle zurecht, mit einer tollen Art, - sie war eine kleine Traumfrau. Jedoch war von Anfang an klar, dass aus uns beiden außer Freunde nichts werden würde. Sie war die Tochter von Arafat, ich als Geschäftspartner und auch engem Freund von ihm, spielte mit meinem Leben. Vielleicht oder gerade deswegen, fand ich es seltsam, dass ausgerechnet sie sich jetzt mit einem Mann traf. Nicht dass ich es ihr nicht gönnen würde, glücklich verliebt zu sein. Aber wenn es darum ging, war sie für mich trotzdem noch das kleine, schüchterne Mädchen. Meine kleine Schwester, die ich um jeden Preis vor allem Übel und Scheißkerlen beschützen möchte. Sollte sie jemand verletzen, brach sein Genick.
Es klingelte. Mina stand auf, ging nach unten und nahm unser Essen entgegen. Das Geld lag wie immer auf dem kleinen Schrank gegenüber der Eingangstür, niemals im Leben würde ich sie bezahlen lassen. Keine zwei Sekunden später war sie wieder bei mir und wir setzten uns an den großen Esstisch. "Man, hab ich ein Hunger.", freute sie sich und biss in ein Salatblatt. "Wenn du so hungrig bist, warum dann Grünzeug?", murmelte ich vor mich hin, sie ignorierte mich gekonnt. Nachdem alles aufgegessen war, lehnte ich mich pappsatt zurück und rieb über meinen Bauch. "Das war wirklich lecker, ich liebe die italienische Küche.", schob nun auch Mina ihren leeren Teller von sich weg und ließ sich nach hinten fallen. "Du liebst anscheinend nicht nur deren Küche.", grinste ich. Sofort wurde sie rot und sah zur Seite. "Hahaha, erwischt!", zog ich sie auf und lachte. Sie warf mich mit Servietten ab. "Von Liebe kann man doch noch gar nicht sprechen. Und überhaupt bestimmt mag er mich nach heute überhaupt nicht mehr.", in ihrem Kopf grübelte es also. "Das weißt du doch gar nicht, mach dich nicht verrückt. Aber du bist verliebt..", versuchte ich sie zu beschwichtigen. "Naja, ich glaub schon. Weiß ich ehrlich gesagt nicht so.", Mina legte den Kopf schief und sah mich hilflos an. "Kannst du dir denn eine Beziehung mit ihm vorstellen?", ich glaube so ein Gespräch hatte ich noch nie geführt, leicht schwul kam ich mir schon vor, aber für Mina ist es okay. "Sowas richtiges? Mit später heiraten und so?", in ihrem Kopf arbeitete es. "Naja, du musst ja nicht gleich übertreiben und ihn heiraten." "Wenn die Hochzeit nicht das Ziel ist, dann ist eine Beziehung auch nicht der richtige Weg.", zwinkerte sie mir zu. "Wo hast du diese Weisheit denn schon wieder ausgegraben?", lachte ich laut auf. "Ist doch, egal. Aber ich finde in diesem Satz steckt sehr viel Wahrheit drin. Was soll ich mich und meine Zeit an jemanden verschwenden, der nur gerade in meinem Leben ist?" Ob das jetzt eine Frage war oder Aussage, ich wusste es nicht und ließ es einfach mal so stehen. "Könntest du dir denn vorstellen, es mit ihm zu versuchen?", gespannt sah ich ihr in die Augen. "Ich denke ja.", in ihrer Stimme klang Unsicherheit mit, die nicht zu überhören war. "Aber?", fragte ich sie deshalb direkt. "Ich mag ihn echt, aber was ist mit meinem Vater?", diese Frage hatte ich zwar irgendwann erwartet, jedoch nicht so schnell. Aber das war Mina, loyal und aufrecht. Sie wollte ihren Vater, dessen ganzer Stolz sie war, nicht einfach so hintergehen. Schon gar nicht für einen Mann. "Was ist wenn er mich hasst? Wenn er mich als Tochter dann gar nicht mehr haben will?", die pure Verzweiflung stand in ihrem Gesicht geschrieben. "Baby, als wenn er dich hassen könnte, du bist das Wichtigste für ihn.", ich nahm ihre zarte Hand in meine und drückte sie aufmunternd. "Ja, ich und meine Ehre.", murmelte sie geknickt. "Deine Ehre wird in keinem Fall hier verletzt?! Du bist verliebt in ihn. Apropos was sagt er denn dazu?"
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Inshallah Amore | Raf Camora
FanfictionIn dieser Story geht es um die 22-ährige Mina und um ihre Familie, mitunter um ihren Vater Arafat Abou-Chaker, ihrem Onkel Anis Ferchichi und ihren besten Freund/schon fast Bruder Michael Schindler. Wie es sich in einer arabischen Großfamilie, mit...