Barcelona 2

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"Sie hat erzählt, er war total aufdringlich, hat sie beim Schlafen beobachtet und so was... da kann ich mir schwer vorstellen, dass da nicht mehr war.", Stumme Tränen liefen meine Wangen hinab und tropften aufs samtige Kissen.

Als ich die Augen aufschlug, war es ganz still in der Wohnung. Von draußen hörte man leises Vogelzwitschern, der bullige Hunde neben mir, spendete mir Wärme. Meine Augen fühlten sich verklebt an, meine Glieder schwer. Vorsichtig legte ich den Arm um das schlafende Kuschelmonster, welches kurz zusammen zuckte und kuschelte mich an ihn. "Entschuldigung Chopper, ich wollte dich nicht erschrecken.", murmelte ich an sein Ohr und küsste es versöhnlich. Es tat gut nicht allein zu sein, es tat gut, dass er einfach nur schweigend da war, auch wenn er das halbe Bett einnahm. So konnte ich mir kaum vorstellen, wie er bei Marten mit im Bett liegt. Heute würde mein Pass fertig sein, vielleicht konnte ich heute schon nach Barcelona fliegen und endlich wieder bei ihm sein. Mein Herz klopfte augenblicklich schneller und ich musste lächeln. "Ach, Chopchop.. ich vermisse ihn so sehr. Das kannst du dir gar nicht vorstellen.", als hätte er es verstanden hob er kurz den Kopf und sah mich ganz verdattert, halb am Schlafen durch seine treuen Augen an, weshalb ich erneut anfing zu lachen.

Leise stand ich auf, schlich ins Bad und erschrak bei meinem Anblick. Meine Schminke war total verschmiert, wahrscheinlich vom Heulen letzter Nacht. Bei dem Gedanken daran, wurde mir wieder schlecht, mühsam klammerte ich mich ans Waschbecken um mich auf den Beinen zu halten. Ich zwang mich zur Besinnung, kontrollierte so weit es ging meine Atmung und schaffte es die anrollende Übelkeit zu dämpfen. Ich wusch mein Gesicht, entfernte die verlaufende Schminke und begutachtete meine Lippe. Sie heilte, Gott sei Dank. Durch den Spiegel sah ich mir selbst in die Augen, sie waren glasig, was der letzten Nacht geschuldet war. Der Gedanke Raphael wieder zu sehen, schenkte mir unglaublich viel Kraft und Mut, ich vermisste ihn. Es fehlte ein Teil von mir ohne ihn. Ein Blick ins Wohnzimmer verriet mir, das Marten noch schlief, weshalb ich beschloss Frühstück zu machen. Ich gab Eier in die Pfanne und sah zu wie sie brutzelten. Chopper gesellte sich zu mir. "Na kleiner, hast du auch Hunger", unsicher ob er schon etwas bekam, füllte ich seinen Napf und er stürzte sich regelrecht darauf. "Lass es dir schmecken.", lachte ich und widmete mich wieder der Pfanne auf dem Herd. Als es fertig war, gab ich eine kleine Menge auf einen Teller und setzte mich an den Tisch. Chopper setzte sich neben mich und beobachtete mich mit traurigen Augen, was ich so weit es ging zu ignorieren versuchte. Stolz auf die Menge, die ich geschafft hatte, stellte ich meinen Teller weg und hielt den Rest warm, bis Marten irgendwann aufstehen würde. Wie lange John wohl noch geblieben war?

Spontan entschloss ich mich dazu, die Zeit zu nutzen und eine Runde mit dem champagnerfarbenen Fellknäuel zu laufen, welches mir folgte, als würde es an mir kleben. "Na komm, wir drehen eine kleine Runde.", grinste ich und schnappte mir die Leine, da ich nicht wusste, ob ich ihn hier mitten in der Stadt frei rumlaufen lassen konnte. Kaum an der frischen Luft, lief Chopper auf Martens Auto zu, doch ich schüttelte den Kopf. "Nee Specki, wir laufen heute einfach mal.", er folgte mir prompt. Mit ihm an meiner Seite fühlte ich mich nicht so klein, auch nicht ängstlich. Zwar wusste ich nicht, ob er mich im Falle des Falls wirklich beschützen würde, da er ja eigentlich ziemlich auf Marten geprägt war, aber er schreckte viele Menschen ab. Wenn sie wüssten, was für ein Kuscheltier er eigentlich war, lachte ich in mich hinein. In einem kleinen Park ließ ich ihn frei, er suchte sofort nach einem Stock, den ich ein paar Mal warf und er freudig wieder brachte. Er tobte, schmiss sich auf den Boden und wälzte sich im Dreck. Den Unmut über das anstehende Bad zur Seite schiebend, beobachtete ich ihn amüsiert und freute mich regelrecht mit ihm. "Schöner Hund.", sprach mich jemand von der Seite an und ich traute meinen Augen kaum. "Sadaf, oh mein Gott! Was machst du hier?", ich fiel ihr in die Arme und sie lachte. "Ich gehe eine Runde mit Chapo.", sie hielt die Leine hoch, die nur noch in der Luft baumelte. "Was machst du hier?", entgegnete sie und setzte sich auf die Bank neben uns. "Ich gehe mit Chopper.", grinste ich stolz. "Also du und Marten?", verzog sie das Gesicht, doch ich verneinte natürlich sofort. "Nein, niemals. Nichts gegen ihn..", ich musste lächeln. Ich erzählte ihr stichpunktartig, was passiert war und brachte sie auf den Stand der Dinge.

Inshallah Amore | Raf CamoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt