Vielleicht doch lieber Pizza

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  "Amina, willst du mir gerade sagen, dass du nicht bis zur Hochzeit warten willst?" Seine aufgerissenen Augen zeigten mir, wie fassungslos er war.   

"Ähm.. ich weiß nicht." Meine Stimme klang unsicherer als beabsichtigt. Wirklich Gedanken hatte ich mir zu dem Thema noch nicht gemacht, nur das ich mir noch Zeit lassen wollte, wusste ich. Wenn ich recht überlegte, wollte ich schon immer warten, bis zur Ehe, daran würde auch kein Freund der Welt etwas rütteln. "Wie du weißt nicht?.. Findest du nicht, du überstürzt es? Vor ein paar Wochen hast du keinen Mann der Welt auch nur so angeschaut und  jetzt schläfst du bei ihm?", Michaels Stimme überschlug sich fast. "Du tust so als wenn ich mich grad für Geld angeboten hätte, mach mal halblang! Es ist doch nichts passiert? Ich war weder nackt, noch hat er mich beim umziehen gesehen, noch hat er mich irgendwie angefasst. Wir haben einfach nur nebeneinander im Bett geschlafen. So wie wir beide manchmal." Mehr als ein Schnauben bekam ich nicht als Antwort. Vorerst nicht, denn er startete den Wagen und fuhr endlich weiter. 

Es war ein sehr schöner Tag, die Sonne schien und es war wunderbar warm. Gerade lehnte ich mich die Augen schließend in den Sitz, als der Herr zu meiner linken seine Sprache wieder fand. "Wenn wir beide so etwas machen, ist es was anderes. Du bist wie meine kleine Schwester, ich denke nicht darüber nach wie es wäre dich zu ficken." "Hör auf damit, du hast selber gesagt er ist in Ordnung. Er ist jetzt mein Freund, er liebt mich und ja irgendwann werden wir miteinander schlafen, aber das dauert noch. Und außerdem nur weil ich bei ihm schlafe, heißt das nicht dass ich nicht bis zur Ehe warten kann.", genervt rollte ich mit den Augen und sah aus dem Fenster. "Ich meine es doch nur gut, du bist eben eine tolle und hübsche Frau, da kann Mann ganz schnell schwach werden.", seine Worte sollten mich beruhigen, aber sie machten mich nur wütender. "Ach hältst du mich neuerdings für so schwach, dass ich nicht nein sagen kann?", schrie ich ihn förmlich an. Sein zweifelnder Blick reichte. "Lass mich bitte raus.", forderte ich enttäuscht, doch natürlich tat er das nicht. "Als wenn ich das tun würde.."  "Lass mich raus, ich will nicht mit dir in einem Auto sitzen, wenn du sowas von mir denkst?", forderte ich erneut, diesmal mit mehr Nachdruck. "Wenn ich was von dir denke?", er bremste abrupt ab. "Das ich meine Beine nicht zusammenhalten kann, nur weil ich verliebt bin. Ich bin keine von deinen Schlampen, die es tun damit du dich mit ihnen beschäftigst." Er wollte meine Hand nehmen doch ich riss sie weg. "Fass mich ja nicht an. Du sollst auf mich aufpassen, aber mir nicht vorschreiben wie ich lebe und was ich tue, nur weil mein Vater es gerne anders hätte." 

Ich öffnete die Tür und stieg aus. Schulterte meine Tasche und ging ein paar Schritte, bevor er mich natürlich einholte und zu sich herum drehte. "Mina, ich mache es doch nicht deswegen. Zugegeben es ist dünnstes Eis auf dem ich mich gerade befinde, was deinen Vater betrifft. Aber bitte glaub mir es geht mir doch nur um dich. Ich möchte nicht, dass du etwas tust, was du am Ende bereust. Ich möchte nicht, dass du dich nachher für dich selbst schämst, weil du vorher nicht nachgedacht hast. Dir war es immer so wichtig ehrenvoll und rein deinem zukünftigen Ehemann gegenüber treten zu können.", seine klaren braunen Augen sahen mich fast schon verzweifelt an. "Ach Michael...", seufzte ich und ließ mich gegen ihn fallen. "Du bist blöd. Mach das nicht. Ich denke nach und lasse alles langsam auf mich zu kommen versprochen." Seine Worte waren schon rührend, aber dennoch unbegründet. Wir stiegen ins Auto und fuhren wieder weiter. Wie er wohl reagieren wird, wenn ich ihm das mit Hamburg erzähle?  

"Duu?", fing ich erneut das Gespräch an. "Was?", lachte er leicht. "Raphael und ich fahren am Wochenende nach Hamburg.", eröffnete ich und sah abwartend zu ihm. "Was wollt ihr da?", er verzog das Gesicht und musterte mich argwöhnisch. "Er muss ins Studio und will mich mitnehmen, seinen Freunden vorstellen und so." "Die 187 Jungs?", hakte er nach. Ich nickte zustimmend. "Wenn das sein muss. Du weißt keiner von uns kennt die so richtig, pass auf okay? Was sagst du Ari?" "Ich sage, dass ich bin Elena dort bin, bei ihren Eltern. Stimmte ja sogar fast.", zwinkerte ich ihm verschwörerisch zu und grinste. "Kommt dir ja ganz gut, das mit ihrer Mutter.", kommentierte Michael nur trocken und schien nach zu denken. "Meinst du, die wissen wer du bist?", irritiert über diese Frage, fing ich an darüber nach zu denken. "Keine Ahnung? Aber warum sollten sie? Es gab doch nie eine öffentliche Klarstellung?!" "Das nicht, aber es gibt immer jemanden, der jemanden kennt. Sei froh, dass es nicht Düsseldorf ist." Dieses Thema nervte mich. Immer ging es um den Streit zwischen EGJ und Kollegah & Co. Wir beließen es dabei, fuhren was Essen und dann an einen abgelegenen Ort direkt an der Spree. Dort saßen wir und chillten, Michael rauchte und wir genossen mal wieder die Zeit zu zweit, denn es war schon was her als ich ihn das letzte Mal alleine antraf. "Sag mal, was ist das eigentlich zwischen dir und Elena?", sprach ich an und hörte wie er tief einatmete. "Nichts, was soll sein?", entgegnete er abweisend. "Wird das jetzt was ernsteres?", fragte ich ihn weiter. "Keine Ahnung, seit wann bin ich der Typ für was ernstes?", lachte er falsch. "Erwischt. Du warst noch nie mit ner Frau so viel und oft unterwegs wie mit Elli." "Ich will nicht darüber reden.", schnaufte er und zündete sich die nächste Kippe an. "Wie jetzt?", ich kniff die Augenbrauen zusammen. "Nichts, frag einfach nicht. Wenn es was zu sagen gibt, sag ich es dir schon.", keifte er mich an und schnipste Asche weg. "Wooooow, echt jetzt? Sag nicht, du willst mehr aber sie nicht?", konnte ich es nicht lassen. "Alter, was habe ich gerade gesagt?", also hatte ich recht. Der arme Kerl, einmal in 55656 Jahren konnte er sich mehr vorstellen und dann wollte sie ihn nicht.  "Komm wir fahren.", er zog mich von der Motorhaube und wir fuhren nach Hause. Er setzte mich zu Hause ab, damit ich mir neue und vor allem frische Sachen und mein Auto mitnehmen konnte und fuhr dann selbst missmutig nach Hause. "Ciao Baby, viel Spaß dann mal."  Das konnte ja noch was werden.  Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es schon nach 17 Uhr war. Eigentlich wollte ich heute Abend für Raphael kochen, denn der Arme kam ja den ganzen Tag nicht vom Mischpult weg. Aber zum Sport müsste ich auch mal wieder. Ich überlegte hin und her, bis ich entschied Raphael zu schreiben.

Hey, ich gehe jetzt schnell zum Sport und dann komme ich nach Hause und koche okay? 

Danke Baby, lass dir ruhig Zeit. Max ist noch vorbeigekommen und wir sind immer noch am arbeiten, sieht wohl so aus als wenn es noch dauert. 

Okay, dann frohes Schaffen.

Etwas geknickt darüber den Abend nun zu Dritt zu verbringen, packte ich meine Sporttasche und fuhr zum Fitness. Zum Glück war es eher leer, sodass ich mich richtig auspowern konnte. Ich machte eine Reihe an Kraftübungen und um meinen Körper auszubrennen noch ein paar Sprints hinterher. Dabei fiel mir eine Gruppe von Jungs auf, alle Südländer. Jungs war auch das richtige Wort, denn als Männer würden sie niemals durchgehen. Der eine starrte mich die ganze Zeit an, selbstsicher starrte ich zurück, doch anstatt seinen Blick abzuwenden starrte er mich dreist weiter an. Wenn du noch weiter so dumm guckst wink ich, dachte ich genervt und tatsächlich, wandte er seinen Blick nicht eine Sekunde ab. Also hob ich die Hand und winkte. Und als wäre ihm das nicht genug, hob er nun grinsend die Hand und winkte zurück. Einer seiner Jungs klopfen ihm auf die Schulter. "Ay Burak", rief einer bevor sie das Studio verließen. Natürlich nicht ohne, dass besagter Burak sich noch einmal umdrehte und mich noch dümmer angrinste. Ich konnte nur die Augen verdrehen, wie konnte man sich bitte so geil fühlen? 

Als mein Intervalltraining durch war, schnappte ich meine Sachen und fuhr nach Hause um mich zu duschen und hübsch zu machen. Nicht mal einen Tag war ich von ihm getrennt und schon vermisste ich ihn. Freute mich so sehr auf ihn. Schnell föhnte ich meine Haare, glättete sie, band mir einen hohen Zopf, welcher mir über die Schulter fiel und zog mich an. 

 

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Mit meinem Spiegelbild zufrieden, fuhr ich einkaufen. Genau wusste ich noch nicht was ich machen sollte, vielleicht eine Art Lasagne mit Gemüse. Zum Glück stand er nicht so auf Fast Food und sowas. Da ich nicht genau wusste, ob Max tatsächlich noch da war, kaufte ich schließlich eher für drei Personen ein. Natürlich machte ich noch einen Salat dazu, denn ich eh alleine essen konnte am Ende des Abends, aber wenn ich so über meine Beine nachdachte, vielleicht auch besser so. Mit Sack und Pack begab ich mich dann auf den Weg zu meinem Freund, in dessen Wohnung ich schon reichlich Licht sah, wahrscheinlich machten sie gerade Pause oder vielleicht waren sie auch schon fertig? Letzteres hoffend betrat ich den Fahrstuhl. Auf meine Lippen schlich sich ein Grinsen, gleich würde ich ihn wieder sehen. Seine Stimme war schon im Vorflur zu hören, was mich noch mehr Lächeln ließ. Doch als ich die Wohnungstür aufschloss erstarb mein Lächeln von einer Sekunde auf die andere. Auf der Küchenzeile sah ich Pizzakartons liegen, nicht dass mich das störte, vielleicht waren sie schon von heute Mittag, was mir aber den Atem raubte, war die zarte Frauenstimme, welche ebenfalls aus dem Studio kam. Ich hörte meinen Freund etwas sagen, dann lachten beide.  Mit schnellen Schritten ging ich auf die Tür zum Studiozimmer zu. Das Lachen wurde lauter. Die Stimmen wurden lauter, doch verstehen tat ich sie nicht. Sie hörten sich gedämpft an, als wäre ich in einem Rausch. Sollte Michael recht behalten, dass ich ihm zu schnell mein Vertrauen schenkte und mich hingab? Oder suchte er das, was er bei mir nicht bekam bei einer anderen? Mein Herz überschlug sich als ich endlich die Tür erreichte und sie öffnete. 

Inshallah Amore | Raf CamoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt