5 sind einer zu viel

2K 64 1
                                    

  ...Ich tippte gerade meinen Namen ein als hinter uns die Tür auf ging. "Amina! Hier bist du.", erschrocken drehte ich mich um...

In der offenen Terrassentür standen Michael, Elena und zu meinem Entsetzen auch Ali. "Hey, wo ward ihr denn?", versuchte ich das Gespräch von mir abzulenken. Elena lächelte verlegen, Michael hob nur grinsend die Augenbraue. "Ich hatte Hunger.", dass war natürlich Ali. "Und warum bist du hier oben?", fragte er mich direkt. "Ich brauchte mal etwas frische Luft, da drin kann man es auf Dauer ja nicht aushalten.", lächelte ich zaghaft. 

Derweil hatte Michael Raphael gesichtet und ihn euphorisch begrüßt. Nun kam Elena zu mir. "Setzt du dich mit mir hin? Diese Schuhe sind super schön aber auch super unbequem.", flehend sah sie mich an. Ich nickte und wir gingen zu den Lounge-Sessel. 

"Michael ist so süß. Er kann richtig charmant sein, wenn er nur will.", fing Elena direkt an zu schwärmen. "Als er mich abgeholt hat, hielt er sogar die Tür auf und er hat mir 389424987 mal gesagt, wie gut ich aussehe.", ihre Augen leuchteten. Bitte verliebe dich nicht in ihn, bitte. Kein Drama. Er mochte sie zwar, aber was bedeutete das schon, wenn er eine Frau mochte? "Aber jetzt erzähl mal, was geht zwischen dir und RAF Camora?", perplex sah ich sie an. "Psscht! Wenn die das hören.", peinlich berührt merkte ich wie meine Wangen warm wurden. "Er sieht gut aus, findest du nicht?", harkte Elena nach. Ich nickte und wand meinen Blick den drei Männern zu. Sie redeten und lachten ab und zu. Ali schaute ab und an zu uns herüber. Oh man, warum musste er auch auf die Terrasse kommen? Bei Michael war es nicht so schlimm, zu mal er Raphael ja auch kannte, bei Ali hingegen war ich mir nicht so sicher wie er das sah. Ich ganz allein mit einem Mann, mitten in der Nacht auf einer Dachterrasse.

 "Jetzt erzähl schon..", Elena holte mich zurück in die Realität. "Was denn?", fragte ich dumm nach. "Was habt ihr geredet? Ihr habt doch geredet? Wie ist er so? Ward ihr lang hier oben?" "Nein, nicht lang. Ich kam auf die Terrasse um einfach mal durch zu atmen und er saß bereits hier, hat mich wieder dumm angequatscht. Ich hab ihn angezickt, er hat mir seine Jacke gegeben, mich gefragt ob ich mit ihm Essen gehe und nach meiner Nummer gefragt.", beendete ich meine Erzählung. Elenas Augen wurden groß. "Er hat dich zum Essen eingeladen? Was hast du gesagt?", sie grinste mich hoffnungsvoll an. "Ich hab einfach ja gesagt.", antwortete ich leise, mich über mich selber wundernd. "Echt? Oh Süße, du hast ein Date!", sie umarmte mich und drückte meine Hand. "Ich freu mich so für dich. Und dann auch noch so ein Hübscher." , sie lächelte in seine Richtung. "Ja, aber ich weiß nicht ob ich wirklich hingehen soll. Ich meine, du weißt wie es bei mir ist. Mein Vater und so. Ich hoffe, dass Ali sich jetzt nichts zusammenreimt.", ich verdrehte die Augen. "Hmm. Das kann ich dir auch nicht sagen, schließlich kann ich nicht in seinen Kopf gucken. Aber du musst hingehen, du musst! Außerdem hast du dich schon entschieden gehabt, umentscheiden geht nicht mehr.", bestimmend hob sie die Stimme und sah mich durchdringend an. Ich nickte. Hatte ich überhaupt eine Wahl? 


"Ladys, wollt ihr noch was mit trinken? Letzte Runde", die Jungs kamen zu uns rüber. "Ja gerne, ich nehme noch einen Cosmopolitan bitte.", lächelte Elena Michael an. Er nickte. "Und du?", wandte er sich an mich. "Ich nehme noch eine Cola, danke.", lächelte ich ihn ebenfalls an. Er erwiderte es. "Ein Cosmopolitan und eine Cola, kommt sofort Ladys!", schon war er verschwunden.  "Wollt ihr euch setzen?", fragte ich die anderen Beiden und rückte ein Stück näher zu Elena. Schneller als ich gucken konnte, saß Ali neben mir und sah mich an. Ich konnte nicht anders und wich seinem Blick aus. Raphael nahm mir gegenüber Platz, Michael wenig später neben ihm. Die Jungs unterhielten sich über Musik, Leute, die sie demnächst dissen wollten, die Gründe dafür und so weiter. Immer wieder spürte ich Raphaels Blick auf mir, selten erwiderte ich diesen aus Angst vor Ali. 

"Jo, RAF Digger, kommst du mit oder was?", durch die Terrassentür brüllte irgendjemand von 187 und Raphael verdrehte die Augen. Er hob die Hand als Zeichen, dass er kommen würde und verabschiedete sich von uns. Erst gab er Michael brüderlich die Hand, dann umarmte er Elena leicht, dann mich. Ich zog mir gerade die Jacke aus, als er mich zurückhielt. "Kannst sie erstmal behalten, wer weiß wie lange ihr noch hier seid.", er lächelte mir zwinkernd zu. Er sah so gut aus und gut erzogen, zumindest in dieser Hinsicht, war er auch. Mein Körper versteifte sich als Ali neben mir aufstand. "Nein, ist nicht nötig. Ich denke wir bleiben nicht mehr lange oder?", sah ich fragend in die Runde. Allgemeines Kopfschütteln. "Trotzdem danke.", ich streifte die Jacke von meinen Schultern und reichte sie ihm. "Wie du möchtest.", sein Lächeln wich nicht von seinem Lippen. Er hatte für einen Mann sehr schöne Lippen. Er wendete sich nun an Ali, der ihn niederschmetternd ansah, was Raphael aber nicht im Geringsten beeindruckte. "Man sieht sich!", warf er nochmal in die Runde und verließ die Terrasse. "Wollen wir auch los?", Michael sah uns an. Ich nickte. Elena und Er ging in Richtung Tür, ich wollte grad folgen, als Ali mich zurückhielt. "Was ist da zwischen euch passiert?", brummte er mich an. "Nichts, wir haben nur ein bisschen geredet.", versuchte ich ihn zu besänftigen. "Deshalb hattest du seine Jacke an?", er hob kritisch die Augenbraue. "Ali, wir haben geredet, mir war kalt und er hat mir wirklich nur die Jacke gegeben. Und dann seid ihr schon hergekommen.", ich legte meine Hand auf seinen Arm. "Ich werde nichts sagen, aber sollte dein Vater mich auf diese Sache ansprechen, werde ich ihn nicht anlügen. Verstanden?", ich nickte. "Pass auf dich auf Kleine, okay?", seine Gesichtszüge entspannten sich langsam. "Mach ich Ali, versprochen. " Er nickte zufrieden und schob mich Richtung Ausgang. 

Auf der Heimfahrt teilte ich mir mit Elena und Michael ein Taxi. Elena und ich saßen hinten und quatschten. Kurz bevor ich ausstieg, erinnerte mich Elena noch einmal ihr sofort zu berichten, falls es was Neues gab. Ich gab ihr mein Wort und stieg aus. Michael auch. "Was wird das?", irritiert sah ich ihn an. "Sehen wir uns morgen?", eindringlich sah er mich an. "Dein Morgen oder mein Morgen?", fragte ich grinsend. "Mein Morgen.", auch er musste lachen. "Der alte Herr braucht seinen Schönheitsschlaf.", dabei tätschelte er seine eigenen Wangen. "Okay, dann bis übermorgen. Kommt gut nach Hause. Schreibst du mir noch?", harkte ich nochmal nach. Ich wusste er mag es nicht, wenn ich so fürsorglich war, aber dann wusste ich jedenfalls dass alle Schäfchen zu Hause sind. "Ja, Mama! Werde ich machen.", er verdrehte die Augen. "Das wollte ich hören.", ich verabschiedete ihn mit einem Kuss auf die Wange und verschwand im Haus.  Keiner da. Mein Vater hatte bestimmt wieder allerhand "Geschäfte" zu regeln.  Hundemüde zog ich mich um, schminkte mich ab und verwöhnte meine Haare noch mit einer Maske ehe ich mich ins Bett legte. Ich scrollte ein wenig durch mein Handy, bis ich auf einem Insta-Post von Raphael hängenblieb. Es war von heute Abend und zeigte ihn auf der Dachterrasse, selbstbewusst in die Kamera grinsend. Er war echt ein hübscher Mann, insgeheim freute ich mich auch schon sehr auf den Abend mit ihm. Hoffentlich würde er so werden, wie ich mir immer ein Date vorgestellt hatte. Müde legte ich mein Handy zur Seite und versuchte zu schlafen. Aber ich musste immerzu lächeln. Eigentlich vollkommen absurd, wir kannten uns kaum, noch hatten wir viel reden können. Doch irgendwas machte er mit mir, was sich richtig richtig gut anfühlte. 

Mein Handy summte. So schnell wie nie zuvor, schnappte ich es mir und sah nach wer geschrieben hat. Es war Michael: Wir sind bei mir zu Hause angekommen, Kleine. Schlaf gut 

Ich antwortete kurz und legte dann enttäuscht das Handy weg. Ob er mir überhaupt schreibt? War ich tatsächlich enttäuscht? Wegen einem Mann, den ich nicht einmal kannte? Ich kam mir vor, wie ein pubertierender Teenie. Wenn man es aber genau überlegt, war ich das vielleicht in dieser Sache auch? Schließlich hatte ich noch nie zuvor ein Date oder einen Mann, den ich gut fand.. oder einen der sich traute mich zu mögen. Schmunzelnd schlief ich wenig später ein. 

Inshallah Amore | Raf CamoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt