"Wenn ihr die Frauen sucht, sie sind in der Küche.", erklärte mein Großvater als wir wieder ins Innere das Hauses einkehrten. "Da wo sie hingehören.", witzelte der neue Freund von meiner Schwester, weshalb ich mich wirklich zusammenreißen musste. Verscherzte er sich es doch gleich wieder. "Das war ein Scherz.", schien nun auch er seine unpassende Bemerkung zu überdenken. "Ich geh dann mal nach Sophia schauen.", weder mein Großvater noch ich reagierten weiter auf ihn. Als er den Raum verlassen hatte, deutete der ältere Mann auf den gepolsterten Stuhl gegenüber auf dem zuvor Amina gesessen hatte. Zögerlich nahm ich platz und sah ihn erwartungsvoll an. "Eine sehr schöne Frau.", begann er, was mich augenblicklich lächeln ließ. "Ich glaube, sie ist anders als wir aber sie passt gut in die Familie.", zwinkerte er mir zu und mich erfasste das Gefühl von stolz. "Unter anderen Umständen hätte ich sie euch natürlich schon viel früher vorgestellt." Das war nicht gelogen, eigentlich war es immer mein Plan gewesen, meiner Familie aber vor allem meinem Großvater meine zukünftige Frau vorzustellen, bevor gegessen wurde. Kannten sie mich doch am besten. Aber es kommt eben manchmal anders als man denkt. "Mein Junge, ich war mir immer sicher, du findest irgendwann das Mädchen.", er zwinkerte erneut und zog an seiner Zigarre. "Kann sie kochen?", lachte er schelmisch. Ich nickte bestätigend. "Und wie." "Sieht man doch, er hat voll zugenommen.", Sophia kam lachend ins Wohnzimmer spaziert und ließ sich auf meinen Schoß fallen. Mit ihr zog eine köstliche Wolke mit in den Raum, die einem nur das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. "Stimmt doch gar nicht, du kleines Biest.", ich piekste sie liebevoll in die Seite. "Frieden?", sie sah mich mit ihrem Hundeblick an. Ich sagte ja Biest. "Hoffentlich.", antwortete ich ihr bedeutend, sie nickte und umarmte mich zaghaft.
"Na Gott sei Dank!", auch meine Mutter stand nun im Kaminzimmer und schlug die Hände über ihrem Kopf zusammen. "Ich dachte schon, wir müssen getrennt voneinander feiern." "Nein, natürlich nicht. Aber das Thema ist noch nicht vollends durch.", milde lächelnd sah ich von meiner Mutter zu Sophia, welche nun begriff, dass wir noch ein ernstere Gespräch vor uns hatten. "Wann gibt es essen? Es riecht schon mega gut!", wechselte ich abgelenkt das Thema. "Es dauert nicht mehr lange, laut deiner Freundin. Wenn du nicht aufpasst bei ihr, wirst du wirklich noch dick.", sprang nun auch meine Mutter auf den Zug auf. Nur aus Anstand verdrehte ich nicht die Augen. Stattdessen wandte ich mich wieder meinem Großvater zu. "Woher stammt ihre Familie?" "Sie hat libanesische Wurzeln, ist aber in Berlin geboren und dort bei ihrem Vater aufgewachsen.", er nickte verstehend. Ich schubste meine Schwester von mir. "Ehh, was soll das?", kicherte diese und gab mich frei. "Ich muss mal eben in der Küche nach dem Rechten sehen. Nicht das sie uns vergiftet.", zwinkernd verabschiedete ich mich in den Flur. Der leckere Geruch nahm stetig zu, ich hörte das Brutzeln auf dem Herd. Und die Stimme meiner Freundin. "- ich will mich da gar nicht einmischen. Das ist eine Sache zwischen euch beiden." "Ja, aber was denkst du denn darüber?" "Ich denke gar nichts, es steht mir auch nicht zu. Dafür kenne ich euch zu wenig.", entgegnete sie Farido. Stumm lehnte ich mich an den Türrahmen und lauschte. "Aber du kennst doch ihn, verachtet er uns jetzt ans Lebensende?" Stille. Die Ofentür ging auf. "Hier, nimm das mit ins Esszimmer.", wies sie ihn an und schloss hörbar die Glastür. "Amina?", hakte er genervt nach. "Was willst du denn von mir hören, Farido? Wie ich dir schon gesagt hab, gib ihm Zeit! Verstell dich nicht aber zeig ihm, dass es richtig ist mit Sophia." Ich stellte mir bildlich vor wie sie die Hände in die Hüften stemmte. "Findest du es nicht übertrieben? Ich bin seit Jahren sein bester Freund!" "Ja und genau deswegen hättest du doch wissen müssen, dass er das nicht einfach so okay findet und euch seinen Segen gibt! Dein Verstand hätte es dir sagen müssen. Wenn du eine kleine Schwester hättest, würdest du es toll finden, wenn er was mit ihr hat?" "Also dich hätte ich gerne als Schwester.", wich er nur aus und zog es ins Lächerliche. "Warum rede ich eigentlich mit dir? Bring das nach neben an!", selbst meiner sonst ausgeglichenen Freundin ging er auf die Nerven. "AUA! Das ist mega heiß!", schrie er aus. "Kommt doch direkt aus dem Ofen, manchmal einfach den Kopf anschalten.", tadelte sie ihn, das Grinsen in ihrer Stimme war dabei nicht zu überhören und ich stimmte lautlos mit ein."Kann ich dir irgendwas helfen?", zog ich die Aufmerksamkeit der beiden auf mich als ich einige Sekunden später die Küche betrat. "Nein, danke. Farido wollte gerade anfangen alles rüber zu bringen.", erklärte mir Amina und schaltete die Herdplatten aus. "Oder doch, wenn du willst könntest du die Gläser noch mitnehmen. Deine Mutter war bereits so nett und hat gedeckt.", dankend gab sie mir genannte und schob mich vor ihr aus der Küche.
DU LIEST GERADE
Inshallah Amore | Raf Camora
FanfictionIn dieser Story geht es um die 22-ährige Mina und um ihre Familie, mitunter um ihren Vater Arafat Abou-Chaker, ihrem Onkel Anis Ferchichi und ihren besten Freund/schon fast Bruder Michael Schindler. Wie es sich in einer arabischen Großfamilie, mit...