Schwarzer Tee

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Ich hoffe, es gefällt euch :) Viel Spaß beim Lesen <3

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"Sie wird dich nicht anrufen. Sie hat mir das Handy direkt wieder mitgegeben." brachte Elena mit brüchiger Stimme heraus. Mein Brustkorb zog sich zusammen, ich glaubte zu ersticken. Deutlichere Worte gab es nicht.

"Es tut mir Leid.", flüsterte die Blondine und umarmte mich zaghaft, wusste augenscheinlich nicht wie sie sich verhalten oder mir helfen konnte. Konnte man mir überhaupt helfen?  Ich räusperte mich und antwortete ihr mit klarer Stimme. "Alles gut.", und schob sie vorsichtig von mir weg. "Sie wird ihre Gründe haben", sagte ich eher zu mir selbst als zu ihr und versuchte ein halbherziges Lächeln. Das letzte was ich wollte war Mitleid. "Ich weiß nicht was mit ihr los ist oder was da vor sich geht, aber sie ist nicht sie selbst.. Ich hoffe sehr, ihr kriegt das wieder hin.", gestand mir ihre beste Freundin. "Ich muss jetzt leider wirklich los, sonst verpasse ich meinen Flieger. Wenn irgendwas ist, meld dich bei uns, okay?" Nickend begleitete ich sie zur Tür und bedankte mich nochmal bei ihr für ihre Mühe. Als die Fahrstuhltüren sich vor ihr schlossen, kochten meine Gefühle hoch, ich war enttäuscht, wütend, sodass mein halbvolles Wasserglas dranglauben musste und Sekunden später auf dem Boden zerbrach. Ich schrie laut auf, boxte ins Kissen, wusste gar nicht wohin mit dieser Energie und fühlte ich auf der anderen Seite einfach nur kraftlos und unendlich leer. Ich war Mitte 30, stand mitten im Leben, hatte mir ein erfolgreichen Business aufgebaut, hatte so viel Cash gemacht, dass ich drin schwimmen könnte, konnte meine Familie versorgen, es fehlte ihnen an nichts, hatte nur wahre Brüder in meinem Leben, auf die ich jederzeit zählen konnte, ebenso wie sie auf mich, konnte mir zu Recht stolz auf die Schulter klopfen, denn ich hatte meine Träume verwirklicht und doch riss es mir den Boden unter den Füßen weg. Mein Leben war perfekt gewesen, bevor ich sie kannte, ich hatte nicht mal gewusst, dass ich sie in meinem Leben brauchte und jetzt konnte ich mir nicht vorstellen wie es ohne sie sein würde. Was mich aber noch mehr abfuckte war, dass ich nicht wusste wie es ihr ging, was sie dazu gebracht hatte uns aufzugeben und wegzuschmeißen ohne miteinander zu reden. Ja, ihr Vater war ihr wichtig und wenn er dagegen war, würde sie sich entscheiden müssen, aber einfach so?

Der schrille Ton meines Handys riss mich aus den zertrümmernden Gedanken. Es war John. "Bruder, was geht?", begrüßte ich ihn abgenervter als beabsichtigt, doch John schien das gar nicht zu bemerken. "Bruder, ich weiß gar nicht wo ich bin, kannst du mich abholen?", murrend sagte ich ihm zu und er schickte mir wenig später sein Standort. Kopfschüttelnd über das Viertel in dem er gelandet war, wollte ich es gar nicht genau wissen wie es dazu kam. Im Auto ließ ich mich von irgendwelchen Beats berieseln und sah den verkaterten Riesen schon vom Weiten auf mich zu kommen. "Danke, hast auf jeden Fall was gut bei mir.", grinste er, während er sich auf den Beifahrersitz fallen ließ. "Langsam kommt einiges zusammen.", versuchte ich ein Lachen, wendete das Auto und fuhr wieder zurück nach Hause. "Was ist das hier für eine Gegend, alter!", schien selbst John das Ambiente um uns herum aufzufallen. Ich nannte ihm den Namen des Ortsteils und er grinste schief. "Weiß nicht mal, wie ich hier hingekommen bin! Da war so eine, die mit den Silikon-..", er fing an von seinem nächtlichen Vergnügen zu erzählen, was ich so gut es ging ausblendete, kam ja immer auf dasselbe hinaus. "War gut Bruder, aber echt nichts besonderes!", beendete er seinen Vortrag, zog seine Cap weiter ins Gesicht und schloss die Augen. "Normal, ist doch nichts neues.", seufzte ich. "Vielleicht sollte ich auch mal Ausschau nach was anderem halten, als nur diese geldgeilen Bitches.", überlegte er laut, weshalb ich es unkommentiert lies. "Hat deine Freundin nicht zufällig noch ne heiße Schwester?", feixte er, was mir kurz einen Stich versetzte, aber er konnte es nicht wissen. "Nein.", wies ich ihn trocken ab. "Was los mit dir? Immer noch nicht?" Ich atmete tief durch, bevor ich ihm antwortete, um mich selbst nochmal zur Ruhe zu zwingen. "Sieht auch nicht danach aus, als wenn sich das ändert. Wir haben es beendet." "Bruder, doch nicht deswegen? Dicker, so eine Frau findest du so schnell nicht wieder!", sprang er mir förmlich ins Gesicht. Erneut seufzend überlegte ich was ich darauf sagen konnte. Er hatte recht. John, der nichts anbrennen ließ, dem keine Frau so schnell etwas bedeutete, Cleo war irgendwie die seltsame Ausnahme, sprach aus, was mir natürlich auch längst klar war. "Es war ihre Entscheidung.", entblößte ich mich. "Ich denke, es liegt an ihrem Vater, sie hat letzte Woche mit ihm sprechen wollen.", ich parkte das Auto in der Tiefgarage und betrat gemeinsam mit dem ledierten John den Fahrstuhl meines Wohnhauses. Wir beide sprachen kein Wort bis die Tür hinter uns zusammen fuhr. In der Küche bediente mein Besuch sich am Kühlschrank und schenkte sich erstmal ein riesiges Glas Wasser ein, bevor er sich aufs Sofa fallen ließ. "Und was ist dabei rausgekommen?", knöpfte er an unser Gespräch an. "Ich weiß es nicht, seitdem habe ich nicht mehr mir ihr gesprochen. Sie hat mir an dem Tag geschrieben, es war ein Fehler und dann gar nichts mehr. Gestern war ihre beste Freundin da, wollte gucken was los ist, weil sie sich dort auch nicht mehr gemeldet hatte.", angestrengt fuhr ich mir mit den Händen durch die Haare. Fragend sah mein Gegenüber mich an. "Ihr Vater ist ausgeflippt, sie hat kein Handy mehr, darf nicht mehr alleine vor die Tür. Deshalb hab ich Elena ein Handy mitgegeben, damit sie es Mina gibt und wir zumindest so irgendwie Kontakt haben können, aber sie hat mir einmal geschrieben und dann das Scheißteil einfach zurückgegeben, weil sie denkt, dass es besser ist wenn wir es beenden und getrennte Wege gehen. Wahrscheinlich heiratet sie bald so einen Piç aus ihrer Heimat, geht mit ihm zurück dorthin und kriegt 3 Millionen Kinder und ich sehe sie nie wieder!", bei den Gedanken daran wurde mir schlecht. "Denkst du denn sie ist glücklich dabei?", warf John nachdenklich ein. "Wen interessiert das denn? Ihr Vater will das! Und er bedeutet ihr alles! Ihm geht es nicht darum, ob sie glücklich ist, er will sein Geschäft verbessern, da bin ich mir ganz sicher!"

Inshallah Amore | Raf CamoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt