Die Tür war nicht mal ganz zugefallen, da wurde sie schon wieder energisch aufgerissen, doch leider war es nicht die erhoffte Anna. Geschockt wich ich zurück, mir wurde heiß und kalt gleichzeitig...
"Tut mir Leid, ich hab es einfach nicht ausgehalten, dich hier mit der Situation alleine zu lassen..", er zog seine Kapuze vom Kopf und fuhr sich nervös durch die Haare. Ich spürte wie meine Augen feucht wurden vor Erleichterung, versuchte die Tränen wegzublinzeln. Er sollte mich nicht so sehen. "Komm her, Baby", er zog mich in seine Arm. Wie sehr hatte ich ihn vermisst? Seinen Duft, seine Wärme, seine Nähe. "Raphael, ich rede morgen mit meinem Vater, glaub mir, ich.. ich ertrage es nicht mehr. Ich ...ich..", eine Stimme bebte, ich hat mühe zu atmen. "Psssscht".. beruhig dich erst mal. Langsam einatmen und ausatmen. Was ist passiert? Hat er dich angefasst?", sofort schüttelte ich den Kopf, denn ich sah aufkommende Wut in seinen Augen. "Nein, er wollte einmal meine Hand nehmen, aber hat er nicht geschafft.", blinzelte ich verschmitzt. "Dass du hier bist, macht es jetzt nicht unbedingt besser, aber ich freue mich dass du es bist.... ich liebe dich...", ich stellte mich auf Zehenspitzen um meine Lippen auf seine zu legen, die sich zu einem süßen Lächeln verzogen. "Ich dich auch Baby. Soll ich morgen dabei sein, wenn du mit deinem Vater sprichst?", bot er mir an und obgleich er mir damit nur helfen und eine Stütze sein wollte, lehnte ich ab. "Ich weiß, dass wirklich zu schätzen, aber ehrlich gesagt weiß ich nicht wie es ausgehen wird, mein Vater wird mich umbringen... Und leider muss ich jetzt echt wieder raus, sonst schöpft er noch verdacht..", die Augen verdrehend sah ich in den Spiegel und versuchte so gut es ging mein Make-up zu retten, glücklicherweise hatte ich nicht allzu viel im Gesicht. "Baby, melde dich bei mir ja? Egal wann, egal worum es geht. Ich bin da. Vorsichtig küsste er zunächst meine Lippen und dann behutsam Stirn. Dann verließ er die Damentoilette, wahrscheinlich so als wenn nichts gewesen wäre und setzte sich vermutlich zu Anna und Max. Ich floss dahin, dieser Mann war so unbeschreiblich. Ich konnte mich wirklich glücklich schätzen jemanden, wie ihn zu haben. Der mich so nahm wie ich bin, mich nicht verbiegen wollte, auch diese Situation akzeptiere, für mich da war. Beinahe kamen mir erneut die Tränen. Doch ich riss mich zusammen und verließ erhobenen Hauptes ein wenig später auch besagte Toilette und ging geradewegs wieder zum Folterkommando. Während meiner Abwesenheit hatte Monsieur sein Weinglas geleert und schenkte sich nach, als ich mich setzte. Entweder leidete er an Gedächtnisschwund oder er war auf reine Provokation aus, denn er fing wieder an arabisch zu sprechen. Weshalb ich ihn ignorierte, übrigens auch als er mich anzischte wie eine Schlange, Raphael verlieh mir wieder mehr Selbstbewusstsein. "Warum kannst du nicht antworten, wenn ich mit dir rede?", "Kann ich, aber ich habe dir schon mal gesagt, rede deutsch.", ich grinste ihn frech an. Langsam machte es mir Spaß. "Ich habe dir auch gesagt, dass wir Wein trinken, du hörst nicht auf mich. Warum sollte ich dann auf dich hören, vergiss nicht wer ich bin und wer du bist.", aha er kam also nicht weiter. "Du kannst mich nicht zwingen Gift zu trinken, hast du das nicht gelernt? Ich hingegen fordere nur eine andere Sprache." , das Thema war für mich erledigt. Er hatte mich auf arabisch gefragt, ob mir der Typ, der sich zu den anderen gesetzt hatte, bekannt vorkam, er konnte ihn nicht zu ordnen. "Bekomme ich noch eine Antwort auf meine Frage?" Meine Antwort war ein kurzes Schulterzucken, sollte wohl reichen.
RAPHAELS SICHT
Nachdenklich schlenderte ich zu dem Tisch, an dem Anna und Max überrascht saßen und ließ mich neben sie fallen, begrüßte sie. Anna fand als erstes ihre Sprache wieder:" Hey, sagmal was machst du hier? Ich dachte, du bist in Wien?" "Ach, ich hab es dort nicht mehr ausgehalten, hab Berlin vermisst, es hat mir alles keine Ruhe gelassen", ich zwinkerte den beiden Personen vor mir kurz zu und sie verstanden. Ich konnte nicht einschätzen, wie viel der Piç am anderen Tisch mitbekam. Ich hörte leise Schritte und sah aus dem Augenwinkel wie Amina wieder kam. Irgendwie war es ungewohnt nicht das Klackern ihrer Absätze zu hören. Kaum saß sie, fuhr er sie, zu meinem Bedauern auf ihrer Heimatsprache an, was mich die Augen verdrehen ließ. Max machte eine Handbewegung, dass ich kurz abwarten sollte und grinste. "Warum kannst du nicht antworten, wenn ich mit dir rede?" "Kann ich aber ich habe dir schon mal gesagt, rede deutsch.", die Worte waren leise, aber ihr Grinsen war nicht zu überhören. Anna zeigte auf ihr Handy, welches offen auf dem Tisch lag. Sie nahm das ganze Geschehen auf. Auf die Idee wäre ich nicht gekommen, dann konnte ich mir das Gespräch später von Farido oder so übersetzen lassen. "Bekomme ich noch eine Antwort auf meine Frage?", doch sie sagte zumindest nichts. Der Kellner kam an ihren Tisch. "Möchten Sie noch etwas bestellen?", fragte er höflich. "Nein, da-" "Gerne.. wir nehmen Nummer 52, zweimal" "Was stimmt bitte nicht mit dir, ich wollte nicht!", meckerte meine Freundin in an. "Zick' doch nicht schon wieder. Bist du auf Diät oder was?""Erstens das und zweitens will ich nach Hause.", über ihre deutlichen Worte musste ich schmunzeln. "Was hast du denn noch so wichtiges vor?", stellte er die Gegenfrage und musterte sie. "Ich bin noch verabredet." "Mit wem?", löcherte er weiter. "Geht dich gar nichts an." "Hexe, triffst du dich mit deinem Lover oder was?", er lachte falsch. Mina wollte etwas erwidern, doch der Kellner brachte den bestellten Nachtisch und sie blieb stumm. "Iss!", befahl er ihr schon fast, doch sie rührte sich anscheinend nicht. "Wozu Diät, ein bisschen mehr, hilft beim Kinder kriegen." "Jetzt ist mir schlecht", entgegnete sie trocken und ließ endgültig die Gabel fallen. Auch wir wurde anders, als er so offensichtlich dieses Thema ansprach. Ruhig versuchte ich gleichmäßig weiterzuatmen, mich zu kontrollieren. Anna legte ihre Hand auf meinen Arm, doch das brachte nicht viel. Schweigend aber aussagekräftig sahen sie und Max sich an. "Jetzt weiß ich wer das ist!", stieß der Piç aus. "Das ist dieser Rapper, Raf Gomorrha oder so." Bei Gott, komm bitte nicht an unseren Tisch und sprich mich an, dachte ich mir in meinem Kopf, die beiden Anderen an meinem Tisch hatten Mühe sich das Lachen zu verkneifen. "Keine Ahnung.", zuckte Mina abwesend die Schultern.
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Inshallah Amore | Raf Camora
FanfictionIn dieser Story geht es um die 22-ährige Mina und um ihre Familie, mitunter um ihren Vater Arafat Abou-Chaker, ihrem Onkel Anis Ferchichi und ihren besten Freund/schon fast Bruder Michael Schindler. Wie es sich in einer arabischen Großfamilie, mit...