SECHSUNDDREISSIG

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Noras Sicht

Nachdem wir aufgegessen und uns fertig gemacht haben, sitzt Du nach einem Blick aus dem Fenster auf unserem Bett. „Ich habe nicht die richtigen Schuhe eingepackt, mit meinen Tretern hab ich nix von dem Spaziergang" murrst Du vor Dich hin. Wissend lächle ich Dich an und greife mit einer Hand das Tablett und mit meiner anderen Hand Deine in meine und ziehe Dich mit mir zur Tür. „Komm mein Schatz, ich habe die Lösung für Dein Problem, versprochen" flüstere ich in Dein Ohr und Du schaust mich ungläubig an.

„Komm einfach mit" wiederhole ich und schaue Dich bittend an. „Gut, ich vertraue Dir" meinst Du, schließt hinter uns ab und folgst mir nach unten. Nachdem ich das Tablett an seinen vorgesehenen Platz gestellt habe und mich die Besitzerin freundlich angelächelt hat, kehre ich zu Dir in den Flur zurück, wo Du kurz auf mich gewartet hast. Lächelnd greife ich wieder Deine Hand und bewege mich mit Dir zum Auto. Schnell öffne ich das Auto per Fernbedienung und dann den Kofferraum. Du stehst die ganze Zeit still neben mir und beobachtest, was ich da mache.

Triumphierend ziehe ich eine große Tüte heraus, die ich vor unserer Abfahrt gut versteckt habe und reiche sie Dir lächelnd. Fragend siehst Du mich an und nach wenigen Momenten fällt Dein Blick in die Tüte. Sprachlos siehst Du zwischen der Tüte und mir hin und her und fällst mir im selben Moment in meine Arme und küsst mich liebevoll. „Du überlässt aber auch nichts dem Zufall Prinzessin" merkst Du an, als wir uns wieder voneinander lösen und ich sehe das Strahlen Deiner Augen vor mir. „Nein, tue ich nicht" antworte ich  und grinse Dir zwinkernd entgegen.

„Na los, zieh sie an, ich will endlich los" flüstere ich ungeduldig in Dein Ohr. „Kanns da jemand nicht abwarten?" flüsterst Du mir ebenso in mein Ohr und leckst mit Deiner Zunge ganz kurz darüber. Augenblicklich fahre ich zusammen und schließe meine Augen. Gänsehaut überall und ein Gefühl von Millionen Schmetterlingen gleichzeitig in meinem Bauch macht sich breit und ich bin für einen Augenblick tatsächlich am Überlegen, ob es eine gute Entscheidung war, überhaupt jemals aus diesem Bett aufgestanden und Deinem Wunsch, einfach darin liegen zu bleiben, nicht doch nachgekommen zu sein. Zärtlich fangen mich Deine Arme auf und ich öffne meine Augen wieder.

Amüsiert schaust Du mir entgegen und ich komme nicht umhin, Dich mit all meiner Liebe zu küssen. Als wir wieder auftauchen, ziehst Du Dir Deine Sneaker aus und Deine neuen Gummistiefel an und ich muss sagen, Du siehst genauso süß aus, wie ich es mir vorgestellt habe. Schnell greife ich meine alten Gummistiefel ebenso aus dem Auto und tausche sie mit meinen Turnschuhen. Schmunzelnd siehst Du mich an und wir lachen kurz beide auf. „Fertig?" frage ich Dich daraufhin und Du nickst mir immer noch lachend zu.

„Ok, dann los" meine ich zu Dir, fasse Dich an Deiner Hand, verschränke unsere Finger und gehe mit Dir zusammen in Richtung der Baumgruppe los, um dort kurz zu stoppen. Fragend siehst Du mich an und ich deute Dir an, leise zu sein und zeige mit meinem Finger vor uns. Als Dein Blick meinem Finger folgt und Du kurz wieder zu mir siehst, sehe ich Erstaunen in Deinen Augen und ziehe Dich in meine Arme. „Dieser Anblick ist hier absolut einmalig, noch nirgendwo hab ich das so gesehen" flüstere ich Dir zu und bin sofort selber im Bann dieses Schauspiels vor unserer Nase.

Nicht mal 10 m von uns entfernt stehen äsende Rehe, die gierig das spärliche Grün von der Wiese zupfen und scheu zu uns herüber blicken. Doch sie sind nicht allein, unter ihnen sind meine heiß geliebten Kraniche, sowie einige Feldhasen, die ebenso auf Futtersuche sind. All diese Tiere sind hier zusammen auf der Wiese vor uns und sehen uns genauso interessiert an, wie wir sie und lassen sich durch absolut nichts stören. „Danke" flüsterst Du mir zu und küsst mich sanft auf meinen Hals.

„Wofür mein Schatz?" frage ich Dich und Du deutest auf die Wiese vor uns. „Für all das und dafür, dass ich das mit Dir zusammen erleben darf" murmelst Du, siehst mir lange in meine Augen und küsst mich dann sehr liebevoll. Zärtlich erwidere ich den Kuss und ziehe Dich dann langsam weiter. Nachdem wir eine ganze lange Weile Hand in Hand, uns immer wieder anlächelnd, vor uns hin gelaufen sind, kommen wir an einer alten Windmühle vorbei.

„Oh, die ist ja schön, können wir da mal hingehen?" fragst Du mich und Deine Augen leuchten vor Begeisterung. „Natürlich mein Schatz" antworte ich Dir und so laufen wir quer über die Wiese, die vor uns liegt, in Richtung Mühle. Da die Wiese ziemlich nass ist und hier und da auch große Pfützen sind, machen sich genau jetzt unsere Gummistiefel bezahlt. Amüsiert schaust Du erst auf die Stiefel an Deinen Füßen und dann mir in meine Augen. In Deinem Blick erkenne ich, dass Du in diesem Moment verstehst. Schulter zuckend grinse ich Dich an und wir stapfen beide zusammen los.

Da die Mühle rundherum von dichten, hohen Büschen umgeben ist, ist es gar nicht so leicht, sie näher zu betrachten. So geben wir uns damit zufrieden, einmal rundherum zu gehen und sie auf diese Weise anzusehen. „Wirklich wunderschön" murmelst Du und ich muss Dir Recht geben. Nach einiger Zeit gehen wir weiter, entlang eines kleinen Baches, der hinter der Mühle entlang plätschert. „Wäre es nicht so kalt, würde ich mich jetzt so gerne mit Dir hier in die Wiese hauen und einfach nichts tun" sagst Du plötzlich in die Stille hinein und drehst Dich zu mir.

„Ist Dir kalt?" frage ich Dich und streichle Dir durch Dein Gesicht. „Eigentlich schon, aber es geht noch" antwortest Du. „Dein Gesicht ist ganz kalt und Deine Hände auch" meine ich und schüttele meinen Kopf. „Warum hast Du denn nichts gesagt?" frage ich Dich jetzt ganz ernst und sehe Dir dabei in Deine Augen. „Ich wollte das hier nicht abbrechen, ich weiß doch, wie viel Dir daran liegt" meinst Du und wendest Deinen Blick von mir ab auf Deine Füße.

„Ach mein Schatz" murmele ich Dir zu und ziehe Dich ganz nah an mich heran, um wenigstens etwas Wärme von mir an Dich abzugeben. „Wir gehen zurück, dass kann ich ja nicht verantworten" meine ich leise und Du nickst mir etwas beschämt zu. Kurz küsse ich Dich auf Deine Stirn und schließe meine Augen dabei. „Alles gut Schatz, mach Dir keinen Kopf" flüstere ich und fasse sanft Deine Hand, bevor wir uns auf dem schnellsten Weg zurück in Richtung Pension aufmachen. Als wir ankommen, tauschen wir wieder die Schuhe am Auto und begeben uns dann in unser Zimmer.

Da Du total durchgefroren bist, schicke ich Dich unter die heiße Dusche, was Du dankend annimmst. Mir ist zwar auch kalt, aber nicht so sehr wie Dir. Während Du im Bad bist, laufe ich schnell nach unten in die Küche und mache uns einen Tee. Als ich das erledigt habe, stelle ich beide Tassen auf ein Tablett und laufe schnell die Treppen hinauf, zurück in unser Zimmer. Lächelnd sitzt Du bereits nur mit einem Handtuch bekleidet auf unserem Bett und cremst Dir gerade Deine Arme ein.

Bei diesem Anblick lasse ich fast das Tablett samt der darauf stehenden Tassen fallen und bin für einen Moment echt sprachlos. Schnell stelle ich das Tablett ab und setze mich zu Dir. „Warte, lass mich das machen" flüstere ich Dir zu, als ich meine Sprache wiedergefunden habe. Schüchtern und abwartend sehe ich Dir in Deine Augen und entdecke im nächsten Moment ein wundervolles, schelmisches Grinsen auf Deinem Gesicht, als Du mir die Lotion reichst.

„Mein Schatz, könnte es sein, dass Du eigentlich nur wieder hier her wolltest, um genau das zu erreichen?" frage ich Dich gespielt entrüstet. „Vielleicht könnte das mein Plan gewesen sein, vielleicht auch nicht" merkst Du grinsend an und ich sehe Dir in Deine Augen. „Ok gewonnen" meine ich grinsend zu Dir und küsse Dich zart, bevor ich meine Hände mit der Lotion benetze und sie dann zärtlich über Deine Haut wandern lasse...

Lost LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt