HUNDERTundVIER

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Noras Sicht

Laut schlägt der Kofferraum Deines alten Wagens zu, als wir alles darin verstaut haben, was ich in unser gemeinsames Leben mitnehmen will. Viel ist es wirklich nicht, außer den Klamotten, natürlich meine Fotoausrüstung und diverse Fotos, welche ich voller Stolz in meinem Studio aufhängen werde, einige persönliche Sachen und meine ganzen Unterlagen und Papiere. Lächelnd lasse ich meine Hand weich auf dem schimmernden Blech liegen und versinke in wunderschönen Gedanken.

„Hey, meine Schöne" höre ich Dich nur wenige Augenblicke danach in meinen Nacken flüstern und spüre zugleich Deine Arme um meinen Bauch. Seufzend atme ich tief durch und tauche wieder hier bei Dir auf. „Alles ok?" fragst Du mich leise und drehst mich sanft zu Dir um. „Ja mein Schatz, alles gut" schmunzle ich Dich an und sehe Dein wunderschönes Lächeln, nicht nur auf Deinen Lippen, auch Deine Augen strahlen mich an.

„Ich habe abgeschlossen und Deine Post mitgenommen" lässt Du mich wissen und zeigst auf Deine Handtasche. „Oh, dass hätte ich fast vergessen" grinse ich Dich an und nehme meinen Schlüssel langsam aus Deiner Hand, welche Du mir hingehalten hast. „Du bist toll, danke" murmele ich und beuge mich langsam zu Dir, schließe meine Augen und lege meine Lippen zart auf Deine. „Mmmmhh..mehr" flüsterst Du leise und ich erfülle Dir Deinen Wunsch umgehend.

„Komm, lass uns nach Hause fahren" raunst Du mir mit deutlich belegter Stimme zu, nachdem wir es geschafft haben, uns nach einer ganzen Weile zu lösen. „Gute Idee" murmele ich und hole tief Luft. Schnell steigen wir in den Wagen ein, schnallen uns an und schon höre ich den Kies unter den Reifen weg stauben, als Du kräftig an fährst und wir somit endgültig in unsere gemeinsame Zukunft losfahren. „Ellen?" wende ich mich nach einigen Minuten vergangener Zeit an Dich und sehe Dich liebevoll an.

„Ja Nora?" fragst Du mich amüsiert und schaust mir für einen Moment in meine Augen, bevor Du Dich wieder der Straße zuwendest. „Kannst Du bitte an der nächsten Ecke kurz halten?" frage ich Dich und sehe, wie sich Dein Gesichtsausdruck innerhalb einer Sekunde komplett verwandelt und Du mich jetzt voller Überraschung ansiehst. Langsam bremst Du und nur eine Minute später kommt der Wagen ruhig zum Stehen.

Angespannt suchst Du meinen Blick und ich erkenne darin eine gewisse Note von Angst. „Du musst Dir keine Sorgen machen. Ich bin sofort wieder da und dass hier ist kein Fluchtversuch in letzter Sekunde, versprochen" lasse ich Dich grinsend wissen, küsse Dich kurz, schnalle mich ab und springe aus dem Wagen.

Ellens Sicht

Überrascht schaue ich Dir hinterher, bevor ich Dich nach der nächsten Ecke leider nicht mehr sehen kann und trommle ungeduldig und angespannt einen vollkommen sinnlosen Rhythmus auf mein Lenkrad. Suchend lasse ich meinen Blick immer wider zwischen der Seitenscheibe und der Frontscheibe wechseln, während sich meine Gedanken im Kreis drehen. „Ich vertraue ihr, es gibt keinen Grund, hier so durchzudrehen" rufe ich mich zur Ordnung und schüttle mich bemüht unauffällig in meinem Sitz.

Gedankenverloren bekomme ich gar nicht mit, wie Du langsam wieder auf mich zukommst, die Tür öffnest und einsteigst. Erst als mich ein wunderbarer Geruch erfasst, kehre ich schlagartig zurück zu Dir und kann nicht fassen, was ich da sehe. Ein wirklich großer, wunderschöner, unglaublich gut duftender, bunter Strauß Blumen fällt mir in mein Auge und ich beginne zu schmunzeln. „Schatz, dass wäre wirklich nicht nötig gewesen" grinse ich Dich an und strecke meine Nase langsam immer mehr in Richtung Blumenmeer vor mir.

Noras Sicht

„Es tut mir leid, meine Süße, aber der ist nicht für Dich" murmele ich fast unhörbar und sehe sofort eine riesige Enttäuschung in Deinen Augen. „Nicht?" fragst Du mich traurig und atmest tief durch. Langsam schüttle ich meinen Kopf, bevor ich Dir wieder in Deine noch immer traurigen Augen sehe. „Der ist für jemand sehr Besonderen" antworte ich Dir und sehe Deine Augen immer größer werden. „Noch besonderer als ich?" stutzt Du und ich beginne leise vor mich hin zu lächeln.

„Ja, in dem Fall schon" lasse ich Dich wissen und genieße für einen Moment Deine leichte Panik und Unwissenheit, bevor ich mein Geschenk für Dich hinter meinem Rücken hervorhole und es Dir entgegenhalte. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich Dich einfach so vergessen kann?" necke ich Dich lachend und bewege es immer näher zu Deiner Nase, bis Du auf einmal aus Deinen Gedanken auftauchst, sich Deine Nasenflügel kräuseln, Du tief einatmest und mich zärtlich ansiehst. „Ich liebe Dich" flüstere ich Dir zu und lächle Dich ebenso an.

„Wunderschön, ich liebe Rosen, vor allem solche wunderschönen tiefroten. Danke meine Süße" flüsterst Du und küsst mich sanft. „Ich weiß mein Schatz, dass weiß ich wirklich" murmele ich lachend und überschütte Dich mit meiner Liebe für Dich. „Ok, jetzt will ich erst recht nach Hause" grinst Du, lässt den Motor an und siehst mich nochmal für einen Augenblick an, bevor wir schneller als normal zurück in unser gemeinsames Haus fahren.

„Ok, sagst Du mir jetzt bitte, für wen die wunderschönen Blumen sind?" fragst Du mich angespannt, während Du Deine Rosen in einer Vase drapierst und sie mit Wasser versorgst. „Du bist ganz schön neugierig und gerade total süß" lache ich und umschlinge Dich mit meinen Armen. „Und eifersüchtig" flüstere ich Dir in Dein Ohr, woraufhin Du Dich beginnst, Dich in meinen Armen zu winden. „Hab ich recht?" frage ich Dich leise weiter, küsse Dich unaufhörlich auf die zarte Haut Deines Halses und lasse Dich nicht entkommen.

„Ok, ja...ich bin eifersüchtig" gibst Du zu und Deine Unruhe wird stärker. „Gefällt mir sehr, ist aber total unnötig" antworte ich Dir und küsse Dich zärtlich. „Es sei denn..." werfe ich langsam hinterher und sehe Dich ernst an, wobei ich mich innerlich schon vor Lachen kaum mehr halten kann, lasse Dich los und drehe mich ein Stück weg von Dir. „Was?" blickst Du mich auffordernd an, greifst meine Hände und presst mich immer näher in Richtung Arbeitsplatte. Deine Augen suchen in meinen nach einer Antwort und sie sind jetzt ganz fest auf mich gerichtet und fast weiß.

„Autsch, ich möchte bitte niemals unter Deinem Verhör stehen müssen, da kriegt man ja total Angst" erwidere ich Dir und fühle mich kurz total klein neben Dir. „Sag mir für wen die Blumen sind und ich werde wieder weich wie Butter in Deinen Armen" lässt Du mich beinahe grollend wissen und ich zögere die Antwort noch etwas hinaus.

Irgendwie beginnt mir das hier wirklich Spaß zu machen.

Grinsend sehe ich Dich an und genieße es einen Moment, Dich in meiner Falle zu haben, auch wenn Du denkst, dass es andersherum ist.„Es ist total süß, wie eifersüchtig Du bist, aber glaub mir, es gibt keinen Grund dafür. Deine Mutter ist nun wirklich nicht mein Beuteschema, auch wenn ich sie noch nicht kenne, aber nein, wirklich nicht. Ich bin ihr nur jetzt schon unheimlich dankbar dafür, dass sie mir so eine wunderschöne Frau wie Dich geschenkt hat. Mehr ist da nicht...wirklich" lächle ich Dich an und sehe Dir in Deine Augen, genieße den Augenblick der totalen Verwirrung darin.

„Meine M-u-t-t-e-r?" stotterst Du, nachdem sich die Zahnräder in Deinem Kopf genug gedreht haben und schaust mich vollkommen irritiert an. „Die Blumen sind für meine Mutter?" fragst Du mich fast tonlos und lässt die Luft zwischen Deinen Zähnen entweichen. „Ja, ich dachte, damit könnte ich vielleicht schon mal Pluspunkte sammeln, wenn ich sie heute Abend kennenlerne" lasse ich Dich wissen und hole vollkommen gelassen zwei Gläser aus dem Schrank, öffne die Wasserflasche vor uns, schenke uns ein, reiche Dir das Glas und trinke meins in einem Zug aus, bevor ich es wieder in die Spüle stelle.

„Heute Abend?" fragst Du mich perplex, nachdem Du Dich wieder gefangen hast und starrst mich an. „Ja genau. Fragst Du sie bitte, ob sie Zeit haben?" bitte ich Dich, woraufhin Du mich noch immer überrascht ansiehst und Dein Glas unbenutzt abstellst. „Du meinst dass wirklich ernst" stellst Du noch immer total überrumpelt fest, woraufhin ich Dir entschlossen zunicke und im nächsten Moment Deine warmen, starken Arme um meinen Nacken spüre. „Du bist total süß, weißt Du dass?" murmelst Du und küsst mich auf meine Lippen.

„Dass Du mich so hinters Licht führen konntest, unglaublich. Langsam kriegst Du ganz schön Oberwasser meine Liebe. So frech kenne ich Dich gar nicht. Aber es gefällt mir irgendwie" schmunzelst Du und zwinkerst mir zu. „Die Rache wird süß, mach Dich auf was gefasst" flüsterst Du leise in mein Ohr, bevor Du Dich umdrehst, Dir Dein Handy schnappst und mit einem letzten Blick zu mir, die Küche grinsend verlässt.

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