FÜNFUNDVIERZIG

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Noras Sicht

„Gehts Dir jetzt wieder besser?" fragst Du mich nach einer Weile, hälst mich jedoch weiter in Deinen Armen fest. Entschlossen nicke ich Dir zu und schlucke alles, was noch an Traurigkeit in mir ist, herunter. Lächelnd sehe ich Dich an und streiche Dir vorsichtig eine Haarsträhne aus Deinem Gesicht. „Danke, dass Du mich gerade so lieb aufgefangen hast" flüstere ich Dir zu und spüre wirklich eine tiefe Dankbarkeit in mir.

„Dass war selbstverständlich für mich, ich konnte Dich doch damit nicht alleine lassen" meinst Du leise und schaust mir ernst in meine Augen. „Sagst Du mir noch, was gerade passiert ist?" fragst Du mich und schaust mich jetzt bittend an. Fast unmerklich nicke ich und erzähle Dir dann von dem Gedanken, der mich gerade quasi überfallen hat und was danach in meinem Körper passiert ist. Still zuhörend lauscht Du meinen Worten und als ich ende, seufzt Du laut auf und drückst mich wieder fest an Dich heran.

„Ich werde Dich nicht verlassen, hörst Du? Ich kann Dir leider auch nicht sagen, warum Du gerade diese Gedanken hast, aber ich kann versuchen dafür zu sorgen, dass ich Dich davon ablenken kann und das werde ich" sprichst Du leise aber sehr bestimmend zu mir. „Sag mir bitte das nächste Mal sofort Bescheid, wenn das wieder passiert, sofort, nicht erst, wenn es schon zu spät ist, ok?" bittest Du mich. Fasziniert von Deinen Worten schlucke ich mehrmals und verliere mich dabei in Deinen Augen.

„Nora, ok??" fragst Du nochmal nach und stupst mich sanft an. Erst in diesem Moment bemerke ich, dass ich total vergessen habe, Dir zu antworten. „Entschuldige bitte, ja..ich sag Dir dann sofort Bescheid" murmele ich und spüre im nächsten Moment Deinen Atem auf meinem Gesicht, ganz nah, ganz warm. Doch bevor ich Deine Lippen auf meinen spüren kann, siehst Du mir zärtlich in meine Augen und hälst den Blick für eine ganze Weile aufrecht, bevor Du dann doch dem Gefühl der Sehnsucht, welches uns umgibt, nachkommst und Deine Lippen auf meine herab senkst.

Gefühlvoll ist dieser Kuss, so voller Liebe, Vertrauen und Geborgenheit, dass ich förmlich unter diesen Gefühlen dahin zu schmelzen beginne. Zärtlich legst Du Deine Hand um meinen Nacken, ziehst mich mit Deinem Arm an meiner Hüfte noch enger an Dich heran und vertiefst diesen Kuss in Sekundenschnelle, während Deine Hand von meiner Hüfte ausgehend immer weiter nach oben streicht.

Ich genieße es in diesem Moment so sehr, was Du da mit mir machst, aber mir kommt auch der Gedanke, dass wir eigentlich schon längst hätten losfahren müssen, so löse ich mich sehr sanft aus diesem Kuss und murmele Dir noch mit geschlossenen Augen und definitiv außer Atem stoßweise zu, dass wir wirklich los müssen. Ein kleines bisschen Enttäuschung sehe ich in Deinen Augen, als ich meine wieder öffne. „Ich verspreche Dir, dass holen wir später nach" flüstere ich Dir leise in Dein Ohr und beiße ganz sanft in Dein Ohrläppchen hinein.

Ich kann spüren, wie Du unter dieser verheißungsvollen Aussicht zusammen zuckst und leise aufseufzt. „Wehe nicht" meinst Du scherzhaft zu mir und lächelst mir Dein typisches Ellen Lächeln entgegen. „Ok, ich geh nochmal schnell ins Bad und dann können wir los" meine ich und stehe auf. Erstaunt darüber, dass mein Hosenanzug fast ohne Knitter ist, streiche ich ihn glatt und laufe dann schnell ins Bad.

Als ich wieder vor dem Spiegel stehe, versuche ich nicht bewusst hinein zu schauen, sondern nur oberflächlich meine Augen kurz anzusehen. Aufgrund der starken Spuren vom Weinen, wasche ich sie kurz aus und richte meine Haare wieder. Nach kurzer Zeit trete ich wieder aus dem Bad heraus und verkünde, dass ich fertig bin.

Doch der Plan geht wohl wieder nach hinten los, denn ich erblicke Dich am Laptop, als schon die ersten Takte eines mir unbekannten Songs ertönen. Als ich wieder neben Dir stehe, ergreifst Du meine Hand und ziehst mich zu Dir heran, legst meine Hände an Deine Hüfte und Deine um meinen Nacken und beginnst Dich langsam mit mir im Takt der Musik zu bewegen. Zusätzlich singst Du leise, die ganze Zeit mich ansehend, den Text mit und überrascht mich so total.

Lächelnd sehe Dich die ganze Zeit an und lausche Deinen Worten, bevor aus dem Lächeln immer mehr ein wunderbares Strahlen wird. Als der Song endet, siehst Du mir mit einem unglaublichen Strahlen entgegen und ich bin überzeugt, wir strahlen gerade beide um die Wette. „Vielen Dank mein Schatz, das war wunderschön" flüstere ich und lege meine Stirn an Deine. „Das habe ich gerne für Dich getan, von Herzen gerne" flüsterst Du ebenso und ich spüre wieder Deinen warmen Atem auf meiner Haut, bevor Du mich nochmal kurz voller Gefühl küsst.

„Ich liebe Dich" murmelst Du, als wir uns voneinander gelöst haben. „Und ich liebe Dich" antworte ich Dir und ergänze schnell noch, dass wir jetzt wirklich los müssen. „Ok, dann lass uns fahren" meine ich zu Dir und greife den kleinen Koffer. Schnell fährst Du den Laptop noch runter und greifst dann Deine Handtasche und nimmst meine Hand in Deine, verschränkst unsere Finger, siehst mir nochmal lächelnd in meine Augen und so treten wir gemeinsam und fest verbunden aus unserem Zimmer heraus.

Um abzuschließen, stelle ich kurz den Koffer ab, lasse aber Deine Hand nicht los. Als ich es endlich geschafft habe, nehme ich den Koffer wieder in meine freie Hand und so gehen wir langsam die Treppe herab zum Auto.

Als wir endlich angeschnallt im Auto sitzen, ich den Navi eingestellt habe und Du eigentlich schon losfahren willst, fällt Dir noch was ein. „Gibst Du mir mal bitte mein Handy aus meiner Tasche" fragst Du mich und ich sehe Dich erstaunt an. „Ich wollte wenigstens Paul kurz anrufen, ich habe es noch nicht geschafft, wenigstens ihn zurück zu rufen" meinst Du erklärend zu mir und ich suche Dein Handy aus der Tasche, drücke es in die Handyhalterung und wähle sogleich Pauls Nummer an.

„Guten Morgen Ellen und alles Gute noch zum Geburtstag" meint er gut gelaunt und Du bedankst Dich liebevoll bei ihm. „Gehts Euch gut?" fragt er nach und diesmal komme ich Dir zuvor. „Hallo Paul, uns geht's wirklich gut" meine ich zu ihm und sehe Dich lächelnd an, als Du Deinen Blick kurz zu mir wandern lässt. „Hallo Nora, wo seid ihr denn nun eigentlich?" fragt er weiter und Du erklärst ihm kurz, wo wir sind und was ich jetzt gleich für eine Überraschung für Dich habe.

„Oh wow...dann lass Dich mal schön verwöhnen Ellen und viel Spaß auf der Weltreise" meint er lachend und wünscht uns alles Gute sowie noch eine wunderschöne Zeit. Lachend bedanken wir uns beide und wollen uns gerade schon verabschieden, als Paul sich nochmal mit einem „warte mal Ellen" zurückmeldet. „Ja?" fragst Du jetzt nicht mehr so lustig, wie gerade ebend. Wahrscheinlich erwartest Du gerade, genauso wie ich, Nachrichten von dem Typen und den Ermittlungen darum.

„Ich habe Deine Terrassentür inzwischen austauschen lassen, es ist jetzt wieder alles sicher und verschlossen. Vorher haben wir es notdürftig abgesichert und Thomas und ich sind regelmäßig vorbei gefahren und haben geschaut, ob alles in Ordnung ist...was so war...dass wollte ich Dir nur noch mitteilen, dass Du Dir keine Sorgen machst" meint er liebevoll und irgendwie stolz zu uns. „Oh Gott Paul, ich danke Dir von Herzen, daran habe ich gar nicht mehr gedacht..." meinst Du erleichtert und dankbar zu ihm und trägst ihm noch auf, dass er bitte Thomas auch danken soll.

„Das mache ich gerne und nun Euch noch eine schöne Zeit" wünscht er uns und wir verabschieden uns nun endgültig, bevor Du wieder auflegst. Erleichtert und zufrieden siehst Du kurz zu mir rüber, greifst meine Hand, streichelst mit Deinem Daumen sanft drüber, lächelst mir zu, bevor Du Deinen Blick wieder auf die Strasse gleiten lässt. Ich bin ja so sehr gespannt, wie meine Überraschung gleich bei Dir ankommt und kann es kaum mehr erwarten, bis wir endlich da sind, denke ich. 

Lost LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt