ACHTUNDFÜNFZIG

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Noras Sicht

Eine ganze Zeit lang stehen wir noch zusammen auf dem Leuchtturm, lassen uns den Wind um die Ohren wehen und den Blick übers Wasser schweifen. Ich genieße das gerade so sehr, es ist ein wahr gewordener Traum. Glücklich lasse ich meinen Blick zu Dir wandern, als ich bemerke, wie Du immer mehr zitterst und Deine Arme mehr und mehr um Deinen schmalen Körper schlingst. Ich weiß, dass Du das gerade hier für mich machst und wie wichtig Dir das Ganze ist und mich deswegen nicht darum bittest, ob wir vielleicht gehen können. Ich rechne Dir das hoch an, wirklich, kann es mir aber mittlerweile wirklich nicht mehr mit ansehen, wie sehr Du inzwischen frierst. „Komm" spreche ich Dich an, greife Deine Hand in meine und so gehen wir gemeinsam die Treppen hinunter und aus der Tür hinaus.

Ellens Sicht

Als wir am Strand entlang in Richtung Hotel laufen, bemerke ich, dass Du mit Deinen Gedanken ganz woanders bist und Dein Blick immer wieder auf das Wasser geheftet ist. „Hey Nora, bitte sprich mit mir, ich spüre und sehe, dass etwas nicht stimmt" spreche ich Dich an, Dein Kopf dreht sich zu mir und Du bleibst stehen. Traurig siehst Du mich an und mein Herz krampft sich bei diesem Anblick zusammen. „Bitte sprich mit mir, wir konnten doch immer über alles reden" meine ich zu Dir und bin versucht, Dich zu umarmen, jedoch bin ich mir gerade unsicher, ob dass jetzt das Richtige ist. Abwartend sehe ich Dich an und mit jeder Minute, in der Du nicht mit mir sprichst, werde ich unsicherer. „Es tut mir unglaublich leid, ich weiß dass es falsch war, aber ich kann nicht mehr machen, als mich immer und immer wieder zu entschuldigen" meine ich zu Dir. „Ich liebe Dich so sehr meine Prinzessin, bitte sprich mit mir" ergänze ich mit bebender Stimme und kann nun meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Zitternd, traurig, unsicher wie ich mit der Situation umgehen soll, stehe ich vor Dir und bin doch gezwungen, abzuwarten. Abzuwarten auf irgend eine Reaktion von Dir.

Noras Sicht

„Ellen...ich..ich liebe Dich doch auch so sehr" beginne ich stockend zu erzählen, was in mir vorgeht. „Aber das...das hat mir einfach so sehr weh getan. Es hat sich angefühlt wie Ohrfeigen, jedes einzelne Wort was Du mir entgegen gefaucht hast. Ich hab gar nicht für möglich gehalten, dass Du überhaupt mal so zu mir sein kannst. Ich bin so sehr erschrocken, dass hat mich wirklich richtig tief getroffen. Ganz genau hier" ende ich meine Erklärung, nehme Deine Hand und lege sie auf mein Herz.

Ellens Sicht

Seufzend stehe ich vor Dir und schließe meine Augen für einen Moment. Als ich sie wieder öffne, sehe ich Dir schuldbewusst und mit einem dicken Kloß im Hals entgegen. Es fällt mir schwer, die richtigen Worte zu finden. Zum ersten Mal fällt mir das wirklich schwer. Ich bin mir bewusst, dass ich jetzt auf jeden Fall die richtigen Worte finden muss, sonst könnte ich Dich vielleicht doch noch verlieren und das ist das, was ich auf keinen Fall will. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, mein Mund ist ganz trocken und ich zittere jetzt nicht mehr nur, weil mir verdammt kalt ist, sondern weil ich weiß, was hier gerade auf dem Spiel steht. Bevor ich beginne zu sprechen, löse ich sanft meine Hand von Deinem Herzen und stecke sie in meine Jackentaschen, wo sie sich sofort vor Anspannung zu Fäusten ballen.

„Nora ich..." beginne ich, doch meine Stimme bricht mir weg und ich räuspere mich, bevor ich weiter spreche. „Es tut mir wirklich, wirklich, wirklich unglaublich leid, dass ich mich nicht unter Kontrolle hatte, dass ich Dich zu Unrecht angemeckert habe und Dich so schlecht behandelt habe. Ich wollte Dir niemals das Gefühl geben, dass Du Angst haben musst vor mir. Wirklich nicht. Alles was ich für Dich empfinde, ist Liebe. Wirkliche, echte Liebe, sie ist so stark, dass ich es manchmal selber nicht glauben kann. Ich wollte Dir niemals weh tun, Nora, bitte glaube mir das. Ich bin selber total schockiert über das, was passiert ist. Es war eine Kurzschlussreaktion, ich habe einfach kurz die Kontrolle verloren. Ich kann Dir noch nicht mal sagen, warum ich in dem Moment so hart reagiert habe. Bitte glaube mir, es tut mir ehrlich leid. Ich kann mir das selber nie verzeihen..." ende ich mit tränenerstickter Stimme und löse meinen Blick von Deinen Augen, um ihn schuldbewusst auf meine Schuhe fallen zu lassen. In mir ist ein Orkan voller unterschiedlicher Gefühle los, alle wollen zugleich das Steuer übernehmen und ich seufze laut auf, atme mehrmals tief durch und hebe meinen Blick langsam wieder zu Dir herauf.

Noras Sicht

Tief berührt sehe ich Dir entgegen. Ich spüre in meinem Herzen, dass Du jedes Wort ehrlich so meinst, wie Du es gesagt hast. Langsam nehme ich Deine Hände aus Deinen Jackentaschen in meine, drücke sie sanft und ziehe Dich sanft an mich heran. In diesem Moment kann ich fühlen, wie der Riss in meinem Herzen in winzigen Schritten langsam wieder zuwächst. Es wird zwar vllt eine kleine Narbe bleiben, aber die Wunde wird in jedem Fall heilen. Davon bin ich überzeugt. „Ich liebe Dich so sehr Ellen, bitte lass nicht zu, dass es Dich auffrisst. Ich kann Dich jetzt besser verstehen und ich kann nicht anders, als Dir wirklich zu verzeihen. Du brauchst Dir keine Sorgen mehr machen" meine ich zu Dir und wische Dir sanft mit meinen Fingerspitzen Deine Tränen fort.

Ellens Sicht

Tief erleichtert sehe ich Dir in Deine Augen und schlucke mehrmals heftig. Dass Du mir wirklich so schnell verzeihst, hätte ich nicht gedacht. Umso glücklicher lege ich meine Arme jetzt fester um Dich und ziehe Dich so nah ich kann an mich heran. Ein kleines Lächeln spielt sich auf Deine Lippen und ich erwidere es Dir umgehend. „Ich liebe dich Nora, vielen Dank. Du weißt gar nicht, wie viel mir das bedeutet" meine ich zu Dir und lasse meinen Blick fragend zwischen Deinen Augen und Lippen hin und her wandern. Es ist mir wichtig, Dich jetzt und hier in dieser Situation nicht ungefragt zu übergehen.

Noras Sicht

„Doch ich weiß es Ellen, ich kann es spüren, ganz tief in mir" erwidere ich Dir und beantworte Dir Deine Frage umgehend, indem ich Dir langsam entgegen komme und meine Lippen endlich wieder mit Deinen vereine. Es fühlt sich so gut, so vertraut, so liebevoll, so unendlich schön an.

„Komm mein süßer Eisklotz, ab ins Warme, genug gefroren" meine ich zu Dir, nachdem wir uns voneinander gelöst haben. Lächelnd sehen wir uns an, bevor wir uns so schnell wir können, auf den Weg ins warme Hotel machen. 

Song: "Teardrop - Massive Attack

Lost LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt