HUNDERTundZWEIUNDZWANZIG

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Noras Sicht

„Warum wolltest Du eigentlich immer nach Dubai um Dich zu verloben?" frage ich Dich lächelnd, als wir unseren ersten Gang beendet haben. Leise legst Du Dein Besteck auf Deinen Teller und schaust mich zwar lächelnd aber trotzdem angespannt an. „Vergangene Zeiten" flüsterst Du und lässt Deinen Blick fern ab von mir aufs Meer laufen. „Erzählst Du mir davon?" frage ich leise bei Dir nach und suche Deine Augen. Unsicher und flackernd sehen sie mir entgegen und ich bereue meine Frage schon fast.

„Entschuldige bitte, wenn Du nicht möchtest, Du musst mir dass nicht erzählen" ergänze ich und folge Deinem Blick aufs Meer hinaus. Sekundenlang herrscht eine wahnsinnige Stille zwischen uns, in der keiner von uns weiß, wie er weiter handeln soll, bis Du endlich Deine Stimme erhebst und damit die Stille in tausende Einzelteile zerstäuben lässt. „Genau hier an dieser Stelle bin ich das erste Mal wortlos" lässt Du mich stockend wissen und ich sehe in Deinem Gesicht alle möglichen Emotionen auf einmal durchziehen.

Abwartend schaue ich Dich an und fühle mich plötzlich hilflos. War das gerade richtig, Dich dass zu fragen? Unsicher schließe ich für einen Moment meine Augen, schüttle meinen Kopf und suche Deinen Blick, lächle Dir aufmunternd zu. Liebevoll greife ich Deine Hände in meine und schenke Dir all meinen Mut, meine aufrichtige Liebe, meine Geduld und meine Sicherheit, als ich Dir in Deine Augen sehe und sie nicht loslasse. „Wenn Du kannst, erzähle es mir, wenn nicht, ist es auch gut, wirklich" bitte ich Dich und lasse Dich nicht aus meinen Augen.

Ellens Sicht

„Nein mein Schatz, Du hast es verdient alles über mich zu wissen und dazu gehört auch meine Vergangenheit" lächle ich über den Tisch, direkt in Deine Augen. Leise beginne ich zu erzählen und tauche tief ab in die schönsten Zeiten meines Lebens...

Meine Oma, die ich wirklich über alles geliebt habe, hatte ein wundervolles Märchenbuch, welches tatsächlich sehr speziell für mich war. Als ich noch ein Kind war, hing ich an ihren Lippen, wann immer sie mir daraus vorgelesen hat und dass war fast immer so. In meiner Phantasie baute ich prunkvolle Schlösser in diesem mir unbekanntem Land und wollte unbedingt wie die Prinzessin in diesen Geschichten leben und hoffte, dass ich irgendwann gefunden werde. Zu dieser Zeit war es mir noch total egal, wer mein Prinz war, der mich retten würde, ich war ja noch viel zu klein.

Während ich langsam und stetig älter wurde, stellte ich mir immer mehr vor, dass statt des Prinzen, eine wunderschöne Prinzessin die Dornen um mein Schloss zerschlagen und mich somit aus dem Turm der Einsamkeit befreien würde und wir zusammen dieses wunderbare Leben voller Schönheit genießen können.

Die Geschichten meiner Oma ließen mich nicht los und irgendwann begann ich zu recherchieren, was diese Stadt in meiner Phantasie sein könnte. Ich entschied für mich, dass Dubai dieses orientalische Flair am Besten wiederspiegelt und fortan war es mein größter Wunsch, dass ich nur dort um die Hand meiner Traumfrau bitten kann, so wie es immer in den Märchen geschah. Kein anderes Land, keine andere Stadt würde ich näher mit meinen Erinnerungen und vor allem Träumereien aus längst vergangen Zeiten verbinden können, als diese, wo wir gerade sind.

Noras Sicht

Ergriffen und tief versunken in Erinnerungen siehst Du mir in meine Augen. Stille breitet sich zwischen uns aus, als wir beide die Worte wirken lassen und jede von uns, ganz bei sich ist. „Danke" flüstere ich leise und bin versucht, aufzustehen, zu Dir herüber zu gehen und Dich in meine Arme zu nehmen, spüre jedoch, dass Du gerade ganz weit weg von mir bist. Geduldig warte ich ab und sehe Dich aufmerksam an, während sich langsam eine ungeahnte Nervosität in mir Platz sucht.

Ohne Zeitgefühl sitzen wir uns gegenüber und sehen hinaus aufs Meer, während ich bemerke, wie nervös Du mit Deinen Fingern spielst. „Geht es Dir gut?" frage ich nach einer Zeit und kann meine eigene Aufgeregtheit nicht mehr verbergen. „Ja, es könnte mir nicht besser gehen" antwortest Du leise und siehst mir auf einmal wieder tief in meine Augen hinein, greifst meine Hand in Deine und küsst mich zart auf diese. „Ich war nur so in Gedanken, bei meiner Oma und ihren wunderschönen Geschichten" grinst Du auf einmal und bittest mich, zu Dir herüber zu kommen.

Ellens Sicht

Langsam stehst Du auf, trittst die wenigen Schritte zu mir herüber und schenkst mir Dein wunderbares Lächeln. Schmunzelnd ziehe ich Dich auf meinen Schoss und schenke Dir einen zarten Kuss. „Manchmal werden Geschichten aus tausend und einer Nacht wahr" flüsterst Du mir zu und siehst mir tief in meine Augen. „Meinst Du, Deine Oma würde dass hier mögen, wie wir zwei gerade hier, in dieser wunderschönen Stadt, in dieser Stadt aus ihren Erzählungen, zusammen sitzen und das Leben genießen?" fragst Du mich und siehst mich interessiert an.

„Ich glaube, sie würde sich zurücklehnen, mit uns anstoßen und uns voller Freude darüber angrinsen" erwidere ich lächelnd und bin plötzlich nur Millimeter vor Deinem Gesicht entfernt. Intensiv suche ich Deinen Blick, halte ihn fest und schließe ganz langsam den Abstand zwischen uns. In aller Ruhe halte ich eine scheinbar ewige Zeit lang daran fest und genieße es so sehr.

Noras Sicht

„Fühlt sich gut an" grinse ich, als wir wieder auftauchen. „Du hast sie sehr geliebt" stelle ich fest und streiche Dir vorsichtig durch Dein Haar. „Ja, habe ich. Sie war alles für mich" erklärst Du mir leise und küsst mich nochmal voller Liebe. „Was hältst Du davon, wenn wir jetzt weiteressen und später ihr zu Ehren noch ein wunderschönes Glas Wein zusammen trinken, unterm Sternenhimmel?" frage ich Dich, mir bewusst, wir viel mehr Dir das hier alles bedeutet.

„Dass ist eine wunderschöne Idee meine Süße, dass machen wir" grinst Du mich an und küsst mich, ehe ich wieder aufstehe, herüber gehe und mich setze. „Danke" murmelst Du und greifst meine Hand wieder liebevoll in Deine. „Sehr gerne mein Schatz" erwidere ich und sehe, wie Du im selben Moment dem Kellner ein kleines Zeichen gibst, worauf er schnellen Schrittes zu uns kommt und den zweiten Gang serviert.

„Ich glaube, ich kann nicht mehr" murmele ich, nachdem ich meinen leeren Teller von mir schiebe und mir über meinen Bauch streiche. Schmunzelnd siehst Du mich an, tust es mir gleich und trinkst den letzten Schluck Deines Champagners aus. „Kein Dessert mehr?" fragst Du grinsend. „Dass nehme ich nachher im Bett ausgiebig zu mir" antworte ich Dir ganz trocken und sehe im selben Moment, wie Deine Augen beginnen zu funkeln. „Ist dass so?" schlägst Du den Spielball wieder zurück. „Versprochen ist versprochen" raune ich Dir zu, greife mein Glas und versuche die aufkommende Erregung mit dem letzten Schluck herunter zu schlucken.

„Meinst Du es wäre sehr unhöflich, diesen wunderschönen Ort vorzeitig zu verlassen?" frage ich Dich mit meiner verführerischen Stimme und halte Dir meine Hand hin, bereit sofort aufzuspringen und Dich zu entführen. Kurz siehst Du Dich um, lächelst mich wissend an, greifst meine Hand und springst auf. „Selbst wenn, wäre es mir gerade sowas von egal" raunst Du mir zu und küsst mich ganz kurz, bevor Du mit mir an Deiner Hand tatsächlich den Rückweg antrittst.

Kurz sagst Du dem jungen Mann noch Bescheid, bedankst Dich auch in meinem Namen für alles, insbesondere für das leckere Essen, entschuldigst uns und bietest ihm an, dass Dessert sehr gerne selbst zu genießen. Lächelnd zwinkert er uns zu und nimmt den Vorschlag sehr gerne an. „Noch Lust auf einen schönen Spaziergang, einem Glas Wein auf der Terrasse und dann hattest Du ja noch was vor" erinnerst Du mich und siehst leicht hinauf in den wunderschönen Sternenhimmel.

„Dann müssen die Fotos noch etwas warten, ich glaube nicht, dass ich nachher noch dazu in der Lage bin" erwidere ich sehnsüchtig darauf, Dich endlich ganz allein für mich zu haben. Schmunzelnd siehst Du mir in meine Augen, nimmst mich in Deine Arme und hältst mich einfach nur darin fest. „Ich liebe Dich und bin so glücklich mit Dir" höre ich Dich ein paar Momente später zu mir sprechen. Tief seufze ich auf und erwidere Dir, dass es mir mit Dir genauso geht.

„Na dann komm, ich weiß nicht, wie lange ich noch warten kann" flüsterst Du mir in mein Ohr und hauchst mir Deinen heißen Atem hinein. „Worauf?" frage ich frech zurück, obwohl mir sonnenklar ist, was Du meinst. „Dass Dessert zu sein" grinst Du frech, ziehst an meiner Hand und drängst uns so zurück in Richtung Haus.



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