Noras Sicht
Völlig verstört und paralysiert stehe ich langsam von der Bank auf und fühle mich sofort in meiner Angst bestätigt. Meine Beine stolpern mehr, als dass sie vernünftig laufen, als ich dieser Frau, die ich nicht mal kenne, folge und feststelle, dass ich mich extrem konzentrieren muss, trotz all der Tränen, einigermaßen Schritt zu halten um nicht völlig die Orientierung zu verlieren. Während ich versuche, einen Fuß vor den anderen zu setzen, sehe ich mir trotz meiner Trauer die Frau genauer an und stelle anhand ihrer Kleidung fest, dass sie wohl zum Hotel gehören muss.
Je weiter wir laufen, desto stärker beginnt mein Körper zu zittern und ich kann mich mittlerweile kaum noch kontrollieren. Durch unzählige Gänge führt mich die Frau und ich folge ihr blindlings. Ich denke keine einzige Sekunde daran, ob das eigentlich richtig ist, sondern laufe einfach immer weiter, so gut es ebend geht, während ich nur einzig und allein an Dich denken kann. „Was ist passiert?" frage ich die Frau neben mir plötzlich und sehe ihr fest in die sorgenvoll blickenden Augen.
Schnell wendet sie ihren Blick von mir ab und antwortet mir nicht, geht stattdessen einfach immer weiter. „Was ist passiert?" frage ich nochmal, dieses Mal lauter, bekomme jedoch wieder keine Antwort. Mit ungeahnter Kraft fasse ich sie am Arm und reiße sie in einer Bewegung zu mir um. Tränenreich sehe ich sie an und fixiere sie mit meinem Blick. Blinzelnd sieht sie mich an und senkt dann wieder ihren Blick. „Bitte kommen Sie, wir sind gleich da" spricht sie leise und befreit sich mit einer einzigen Bewegung aus meinem Klammergriff.
Schnellen Schrittes und ohne wirklich auf mich zu achten, geht sie weiter und mir bleibt nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. Als sie plötzlich vor einer Tür anhält, renne ich fast dagegen und merke erst in letzter Sekunde, dass wir wohl hier hinein müssen. Auf dem Schild an der Tür steht „Sanitätsraum" und ich spüre, wie sich mein Körper zusammenzieht. Tief atme ich durch und schaue dann wieder zu der Frau, welche gerade ihre Hand auf die Klinke legt und sie herabdrückt.
Leise springt die Tür auf und ich traue mich plötzlich nicht mehr, nur einen einzigen Schritt zu tun. Zu groß ist die Angst, dass mich genau das erwartet, was ich die ganze Zeit gefühlt habe. Warum sollte mich die Frau auch sonst soweit weg von dem ganzen öffentlichen Bereich geführt haben. Die Angst frisst sich zentimeterweise durch meinen Körper und hat mich in kürzester Zeit komplett erfasst. Ich will zu Dir, aber ich bin wie gelähmt, als ich hier vor der Tür stehe.
Keinen einzigen Millimeter kann ich mich bewegen, bin wie schockerstarrt. Erst als ich ein leises Seufzen höre und dass eindeutig Dir zuordnen kann, wache ich wieder auf und bin Sekunden später bei Dir. Mein Herz rast unregelmäßig und all die Angst, die ich gespürt habe, wandelt sich augenblicklich in Adrenalin und Glück um. Diese Mischung macht es mir nicht leicht, ruhig zu bleiben, als ich neben Dir stehe. Langsam bewege ich meine Hand zu Deiner, nehme sie in meine und spüre, dass sie ganz warm ist und Dein Puls regelmäßig ist.
Seufzend sehe ich Dich an und bin in diesem Moment so unglaublich dankbar, dass Du am Leben bist und ich Dich nicht verloren habe. Ganze Felsen stürzen vor mir von meinem Herzen und ich sehe Dich lächelnd, wenn auch trotzdem voller Sorge an. Deine Augen sind glanzlos und unruhig, als Du mich ansiehst. Du wirkst total erschöpft und blass, wie Du da auf der Liege liegst. „Was ist passiert?" frage ich Dich leise, lasse meine Hand sanft über Deinen Kopf streicheln und drücke Deine Hand sanft in meiner.
Doch Du antwortest mir nicht, es scheint mir, als würdest Du mich nicht erkennen. „Schatz, ich bin hier" flüstere ich leise in Dein Ohr und küsse Dich sanft auf Deine Lippen. Tränen laufen über meine Wangen und fallen auf Dein Gesicht. „Verdammt, was ist passiert?" frage ich laut und beinahe kreischend in den Raum hinein, als mich eine andere junge Frau sanft am Arm nimmt, mich widerstrebend ein paar Schritte von Dir wegführt und mir dann erklärt was los ist.
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Lost Love
Romance2 Liebende. Für immer, dachten sie. Doch manchmal schlägt das Schicksal unerbittlich zu. Einfach so. Unvorbereitet. Hättest Du alles anders gemacht, als Du es bis dahin getan hast? In diesem Moment? Vergiss es, es ist eh zu spät. Du kannst nichts...