Teil 50&51

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Tolga

Die ganze Nacht hatte ich mir Sorgen gemacht. Ich hatte sie angerufen, tausende Nachrichten geschickt, doch die junge Dame machte sich nicht einmal die Mühe zu antworten. Es könnte sein, dass sie eingeschlafen war, doch was war dann am Morgen? Wieso schrieb sie mir dann nicht einfach am morgen zurück.

Sie verhielt sich auch schon die ganze Zeit so kalt. So distanziert und zurückweisend, dass mir der Kragen platzte und ich sie nun anschrie. 
»Was wird das, Isil? WAS? Wieso verhältst du dich so und sag mir jetzt bloß nicht, dass du Schmerzen hast. Da ist mehr!«, schrie ich und stand aufgebracht auf. Ich fuhr durch meine Haare und guckte erwartungsvoll in ihre Augen. Als ich keine Antwort bekam und sie mit ihrem Ring spielte den sie immer wieder drehte, sorgte es bei mir zu einem viel schlimmeren ausraster. Ich ließ es mit schreien sein und brüllte höllisch. 
»Antworte mir endlich, sitzt da nicht so still rum«, brüllte ich so laut, sodass sogar ich vor Schreck zuckte. Ihre Augen nahmen wieder den glasigen Lauf und tränten. Ihre Blicke waren weiterhin auf ihre Finger gerichtet und sprach sehr leise etwas aus, welches auch sehr undeutlich war 
»Ich habe nichts«, bestand sie darauf! Worauf ich sie gewaltig hoch hob, genauso wie ihr Kinn. Sie sollte mir in die Augen schauen, wenn sie mit mir sprach, denn nur so konnte ich sehen, ob sie mir die Wahrheit sagte oder nicht. 
»Schon wieder lügst du! Isil, inzwischen kenne ich dich seit 4 Jahren sogar 6 wenn wir die 2 Jahre Kennenlernphase mit ein rechnen. Glaub mir in der Zeit habe ich dich einstudiert, ich kenne jede Bewegung jede Handlung und jede Mimik von dir. Und du versuchst mich hier wieder zu verarschen«, stellte ich ihr klar und erwartete dieses mal die Wahrheit, jedoch versuchte sie mich erneut Anzügen. 
»Ich habe Gefühlsschwankungen, bekomme meine Periode, nichts wichtiges«, entnahm sie erneut ihre Blicke von meinem Körper und spielte weiter mit dem Ring. Immer wieder drehte sie es, zog es etwas hoch drehte es an dem Knochen, nahm es wieder runter und drehte es da. Während sie log wurde sie rot und und ihre Nervosität war ihr ins Gesicht geschrieben. 
»Du lügst schon wieder«, bemerkte ich. Ich konnte nichts anderes als sie verzweifelt anzugucken. Kopf schüttelnd nahm ich mir meine Jacke. 
»Sag bescheid wenn es dir besser geht«, sagte ich ironisch, denn ich wusste das sie log, das stimmte nicht. Das könnte nämlich nicht sein, dennoch wollte ich ihre 'so gute Lüge' nicht zerstören und tat so als würde ich glauben, doch natürlich wusste sie selber das ich daran verzweifelte und nicht glaubte. Ich wollte grade aus der Türe, ich drückte die Türklinke runter als. Isil »Warte«, rief. Mit voller Begeisterung und etwas Hoffnung, dass sie es doch sagen würde, blieb ich stehen und drehte mich zu ihr rüber, aber es geschah nicht das was ich erhofft hatte. 

Sie zog den Ring aus, den ich ihr noch vor kurzem geschenkt hatte und drückte es mir in die Hand; welches sie direkt danach hoch hob. Ich konnte die Trauer lesen, den Zwang spüren, dennoch drückte sie mir den Ring in die Handinnenfläche. 
»Ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr. Ich habe mit dir gespielt. Ich liebe dich nicht«, hielt sie kurz inne, schnappte kräftig nach Luft bevor sie weiter sprach. 
»Ich wollte mich nur rächen. Rächen für die ganzen Frauen die du ausgenutzt hast. Ich wollte das du dich in mich verliebst und mein Ziel war es schon von Anfang an dich leiden zu sehen. Bitti (Es ist aus)«, vollendete sie ihren Satz und sah mir erst danach in die Augen. Wieder einmal war das eine Lüge, aber es ging mir unter die Haut. Sie log mich an und das dreist. Für was hielt sie mich? Für ein volldeppen? Sogar ein Blinder würde es sehen wie sie log! Ohne etwas zu sagen verließ ich das Haus. Die Tür hinter mir ließ ich laut knallen, den Ring steckte ich mir in die Hosentasche. Wut geladen, Feuer spritzend setzte ich mich in das Auto rein, wessen Motor ich nicht direkt startete. Ich schlug diese Türe auch erst mal fest du und schlug Aggressiv auf mein Lenkrad. Ich lehnte mich in den Sitz rein und betrachtete den Ring den ich raus nahm. 'Tolga ∞ Isil' war dort eingraviert. 

Isil. Irgendetwas bedrückte sie doch sie wollte es mir nicht sagen. Sie entschied sich für das Schweigen und 'Schluss machen'. Wieso waren Frauen so ängstlich? Wieso vermieden sie einen Kampf? Wieso kämpften die nicht um die Liebe und gaben es einfach auf? Wieso?

Immer wieder stellte ich mir die Frage und wurde so gleich auch immer wütender. Sie hatte mich einfach verlassen. Sie hatte mich einfach aufgegeben. Sie hatte den Ring ausgezogen. Und genau das war es eigentlich was mich wie ein Messer traf. Ich schmied mir Pläne, dass sie meine Frau wird, die Mutter meiner Kinder, das sie meine Prinzessin wird und sie ließ mich nach vielleicht vier Monaten links liegen. 

An dem Abend war ich einfach nur sauer. Weder rief ich sie an noch schrieb ich ihr. Sie ist die Schuldige, sie musste sich melden. Ich legte mich ins Bett und schlief gequält ein. Sogar in meinem Schlaf war ich gekränkt. Ich konnte nicht ruhig schlafen, das schlechte Gewisse plagte mich, es verfolgte mich in der Nacht. Mein Gehirn wollte einfach nicht die Fresse halten. Am Tage war es still, doch sobald es Nacht wurde, kam es zum Einsatz und verdarb mir die Nacht. Obwohl ich nicht an sie denken wollte, ging sie mir nicht aus dem Kopf. Ich versuchte alles, alles um sie aus meinem Kopf verschwinden zu lassen, doch nichts klappte. Leider. Mich folgten sie Schuldgefühle. Konnte es sein, dass ich zu überreagiert hatte und übertrieben hatte? Vielleicht hatte sie wirklich ihre Tage und schämte sich nur in dem Moment in mein Gesicht zu gucken. In dem Moment fühlte ich mich richtig mies und dachte das ich falsch gehandelt hatte. Ich nahm mit wieder mein Handy in die Hand und rief sie an. Es klingelte jedoch nahm es niemand ab. Ich rief nochmal an, ein zweites mal und dieses mal war das Handy ausgeschaltet die Mailbox ging dran, wo ich dann rein sprach. 
»Ich glaube, ich habe überreagiert. Ruf mich an wenn du es hörst«, sprach ich kurz und schlicht aus und legte dann erst auf.

Nach der Dusche den ich am Morgen nahm, begab ich mich Konzentriert auf die arbeit. Ich wollte keinen Gedanken an Isil verlieren, sie hatte mich bis jetzt immer noch nicht angerufen. Nicht mal eine SMS hatte sie geschrieben. Ich arbeitete den Tag wirklich durch, was ich normalerweise nie Tat. Immer beendete ich es vorher. Da es meine eigene Firma war konnte ich kommen und gehen wann ich will, niemand hatte etwas dazu zu sagen, heute wunderten sich alle darüber das ich so 'Motiviert' an der Arbeit war. Jedoch wusste niemand das es ein Abwehrmechanismus war. Es war eine Sublimierung was ich tat. Ich ließ meine Wut, Aggression, Trauer, Frust einfach alles an der Arbeit raus. Ich versuchte das beste aus meiner Leistung raus zu holen. Die arbeit reichte mir nicht, weshalb ich nochmal zum Training fuhr. Ich hatte mich zum Bankdrücken fertig gemacht und stemmte die Gewichte mit voller Elan hoch. Immer mehr Gewichte machte ich dran. Ich wollte den Reiz vergrößern und mich für höhere Reize trainieren, ich musste einen Reiz anlegen um es zu erhöhen, sodass sich auch die Muskeln bauen und ich immer mehr Gewichte anlegen konnte.

Verschwitz und aus dem Atmunskonzept gekommen ließ ich die Gewichte runter und erholte mich ein wenig auf der Bank während ich da noch lag und mit dem Handtuch mein Gesicht von dem Schweiß befreite. Es war eher ein schmerzendes Gefühl so, in dem Zustand zu trainieren als sonst. Mein Ziel heute war es nicht zu trainieren, sondern nur abzuschalten, aber dies versuchte ich zu verdrängen. Als meine Atmung seinen Rhythmus wieder fand, stand ich auf mit dem Handtuch auf meine Schulter und ging duschen. Daraufhin ging ich mich umziehen in der Kabine. 

Im Auto angekommen legte ich meine Tasche in den Kofferraum und stieg ein. Mein Blick fiel auf den Ring den ich unter der Handbremse hatte. Es lag in dem Behälter wo man normalerweise Münzen verstaute. Es wunderte mich das weder sie mich anrief noch Sinan. Er rief mich eigentlich jeden Tag an, doch heute war es nicht der Fall. Auch ich meldete mich nicht bei ihm. Wir zwei Männer können manchmal wirklich schlimmer sein als Frauen, mit der rum zickerrei.

Spät kam ich zuhause an, doch schlafen war nicht meinerseits. Ich bereitete mir etwas zum essen vor, da ich nach so einem Training hunger bekam und legte mich mit meinem Tablett auf die Couch. Den riesen Fernsehen den ich im Wohnzimmer stehen hatte, benutzte ich kaum. Es war fast Deko. Ich blinzelte einpaar mal auf den Fernseher und entschied mich dann den Tablett dort anzuschließen. Ich wollte mir einen Film anschauen und den dann groß zu sehen wäre glaube ich besser als von kleinen Dingen. Gerade hatte ich vorbereitet als es an der Tür klingelte. 
»Ich wusste, dass du noch nicht pennst Bruder«, machte ich mit Emre den üblichen Handschlag. Ich wusste nicht, dass er kommen würde, aber ihn jetzt weg schicken würde ich auf keinen Fall. Wer wusste vielleicht würde er mir sogar gut tun und ablenken. Vor allem die Flasche die er mit hatte. Jack Daniels. 
»Oh Bruder, der gute alte Jack«, schnappte ich mir die Flasche aus seiner Hand worauf er sich lachend auf die Couch plumpste. 
»Scht das ist mein Platz los setzt du dich auf die andere«, ließ ich ihn aufstehen und gab ihm seine Flasche anschließend legte ich mich wieder auf mein Platz. 
»Du hast dich verändert man«, zischte er laut, als ich den Film auf Pause nahm. Ich sah gekränkt zu ihm und wackelte mit dem Kopf. Einen auf ich wusste nicht was er meinte. 
»Bruder, kaum gehst du feiern und wenn du mal bist dann nur zum Trinken. Was ist mit meinem Tolga passiert. Wo ist der Arschloch hin Bruder?«, machte er diese Geste mit seiner Hand worauf ich erst einmal lachen musste. 'Ja wo ist der Arschloch?!' das war eine gute Frage denn die Antwort wusste ich auch nicht. Langsam zweifelte ich an allem und sah keinen Sinn mehr. Nichts verblindete sich. Ich wusste, dass die Zeit mit Isil hart sein würde und wir viele Problemen haben würden, aber das es so weit kam. hätte ich nicht gedacht. Wir lebten unsere Liebe aus, wie in Geschichten. Es war ein Verbot und wir hatten Hindernisse vor uns, doch diese interessierte uns wenig. Wir liebten uns versteckt, doch es zerplatzte plötzlich. Isil kam mit der scharfen Nadel entgegen und stieß es in meine Blase hinein.

»Tolga, du bist wieder weg«, schmiss er mir ein Kissen rüber, welches mich an der Schulter traf. 
»Emre, mit dem Alter kommt die Reife«, stellte ich klar und ließ den Film schnell weiter laufen bevor er auf die Idee kam mich noch etwas zu fragen.

Es vergingen weitere drei Tage so, drei qualvolle Tage wo ich nichts von Isil mit bekam. Auch ging ich nicht mehr dort hin. Doch Sinan fing sich an zumelden. Er fragte nach meinem Wohlbefinden wie es mir ging und lud mich wieder mal ein, was üblich war. Er lud mich immer ein wenn es Fußballspiele gab. Wieder einmal ging ich dahin. Aber dieses mal hatte ich ein komisches Gefühl einerseits wollte ich, ich wollte vom ganzen Herzen. Endlich wieder Isil sehen, doch andererseits wollte ich auch nicht. Ich wollte nicht ihre Augen sehen, die mich anlogen. Ich wollte ihre Hände nicht sehen die nicht mehr meinen Ring hatten. Ich hatte Angst. Angst vor mir selber. Wie würde ich Handeln. 

Nun saß ich auf der Couch. Der Tisch war mager bedeckt und die Wohnung sah runtergekommen aus als würde hier ein Penner leben, der aß und nicht putzte. Weit und breit war keine Isil zu sehen. Ich machte mir langsam echt Sorgen, auch wenn ich vor hatte es zu unterdrücken. 
»Sinan, wo ist eigentlich Isil?«, fragte ich neugierig und war gespannt auf die Antwort. 
»Seit 4 Tagen ist sie in ihrem Zimmer gesperrt. Sie hat sich eingesperrt und kommt da nicht mehr raus«, schlug er seine Hände ins Gesicht, während er mir das beichtete. Meine Hände ballten sich zu Fäusten, wie von allein und mir tat die Kehle weh. 
»Vier Tage? Was ist passiert? Was ist bei euch los?«, fragte ich erschrocken, sauer, gereizt und wütend. Es war alles unvorstellbar. Ich wusste nicht wie ich mich fühlen sollte und vor allem nach dem ich zu hören bekam was er gemacht hatte, konnte ich mich nicht mehr im Griff halten. "
»Tolga, ich- ich habe ein riesen Fehler gemacht. Ich habe Isil«, legte er inne ein und machte mich nervös »ich habe sie gegen ihren Willen..«, sagte er perplex und verstummte daraufhin. Wie aus der Pistole geschossen stand ich vom Sitz auf und schlug ihm eine richtig in die Visage. Er vergewaltigte mein Mädchen. Er fickte sie, obwohl sie es nicht wollte, deshalb war sie so abneigend zu mir, deshalb hielt sie die Distanz und ließ mich sie nicht berühren. Jetzt machte alles ein Sinn, ich hoffte nur das ich nicht zu spät war. 

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