Teil 89

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Isil

Vor der Tür stand niemand anderes als Hande. Sofort schnappte ich mir Tolgas Hand und zerdrückte sie voller Wut. Er stand einfach nur da und ließ mich meine Wut herauslassen.
»Was machst du hier?«, fragte er sie gereizt. Sie entgegnete nur mit einem Lächeln und trat herein, sodass wir gezwungenermaßen einen Schritt zurück gingen und es ihr den Eintritt in das Haus ermöglichten. Wie selbst verständlich hing sie ihre Jacke auf und lächelte uns wieder an.
»Ich wusste nicht wohin ich sollte. In meiner Wohnung ist ein Rohr geplatzt und ich musste sie kurzfristig räumen«, klärte sie uns auf, aber der Grund warum sie zu uns kam, ging sie aus dem Weg. Ich versuchte wirklich mit allem Mitteln die ich hatte zu verhindern, dass ich nicht auf sie springe. Sie ging dann einfach an uns vorbei und ging in Wohnzimmer. Wir starten uns einfach nur an und wussten wirklich nicht was wir machen sollten. Auf meinem fragenden Blick antwortete Tolga nur mit einem Schulter zucken. 
Wir saßen jetzt gemeinsam im Wohnzimmer und starrten zum Fernseher. Natürlich saß Tolga so weit möglich weg von ihr und ganz brav meine Hand haltend. Ab und zu strich ich ihm über die Hände, was er mit einem verliebten Blick mir entgegen kam. 
»Wie lange seit ihr schon zusammen?«, fragte uns Hande, die ihren zickigen Ton hinter ihrerem unechten freundlichen Lächeln verstecken wollte. Sie zog ihre Augenbraue hoch und schaute dann noch einmal auf unsere Hände, um ihre Augen zu rollen und dann wieder zu uns. 
»Seit einem Jahr«, gab ich verliebt von mir und schaute wieder in diese wunderschönen Augen. Tolga lächelte mich schüchtern an, was ihn immer wieder so süß und zum Anbeißen machte. »Oh, dann ist er ja sofort nach mir zu dir rüber gesprungen«, lachte sie verspielt und strich sich über ihr Haar. Oh, ich hasste sie. Erschlagen könnte ich sie, aber schluckte die Wut, die ich verspürte, herunter. 
»Was in der Vergangenheit lag, gehört nicht umsonst dahin. Für uns zählt die gemeinsame Zukunft. Wir haben doch alle eine Vergangenheit und wenn wir uns zu lange dort aufhalten, kommen wir nicht voran. Du solltest auch versuchen, dich nicht dort aufzuhalten sondern ehern in der Zukunft«, sagte ich und strich über Tolgas Wange. Er schaute mich überrascht an. Da ich nur wegen dieser Eifersucht uns fast kaputt gemacht hatte, aber ich hatte es eingesehen und so etwas riskieren wollte ich nicht. Wir haben uns beiden bewiesen, dass wir ohne einander nicht konnten und auch nicht wollten. Wieder so einen Fehler begehen wollte ich nicht und besonders ihn wegen so einer zu verlieren, erst recht nicht. Tolgas Kopf kam mir immer näher, bis er verärgert kurz vor meinem Lippen anhielt. 
»Dein Bett ist fertig. Treppen hoch, rechts den Flur entlang und das letzte Zimmer ist das Gästezimmer«, beantwortete er gereizt die Frage von Hande, die unbedingt schlafen wollte. Ich stand auf und wollte sie begleiten, nicht das sie sich in unser Bett legt oder herum schnüffelt.
Während sie hoch ging, schaute sie sich die Bilder an der Wand an. Bei einem Bild blieb sie stehen. Es waren viele Bilder von Alper, Emre, Melda, Tolga und mir. Wir hatten so viele Bilder wie nur möglich aufgehängt. 
»Ist das Emre?«, fragte sie verwirrt.
»Ja, mit Melda. Seiner Freundin«, fügte ich noch hinzu, damit sie nicht auf falsche Gedanken kam. 
»Wow, beide Freunde sesshaft geworden, frag sich nur wie lange«, gab sie lächelnd von sich. Ich hielt es nicht für nötig auf ihr Aussage einzugehen, da sie mich nur provozieren wollte. 
»Wie hast du eigentlich das Haus hier gefunden?«, fragte ich endlich die Frage, die mir die ganze Zeit auf der Zunge lag. 
»Schätzchen, ich war jede Nacht hier«, lachte sie und warf ihr Haar zurück. 
»Komisch, Tolga ist erst vor nach eurer Affäre hier hergezogen. Böses Mädchen, hast du etwa mit dem alten Mieter hier herum gevögelt«, sprach ich triumphierend aus und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. 
»Und das ist dein Zimmer«, sagte ich und schlug die Tür zu. Hinter mir hörte ich sie fluchen, was mir nur noch zeigte, dass ich alles richtig gemacht hatte.
»Askim!«, sprang ich glücklich auf ihn herauf. Er verzog kurz vor Schmerz sein Gesicht. 
»Habe ich dir weh getan?«, fragte ich besorgt und tastete seinen Körper ab.
»Nein, nur hier«, zeigte er auf sein Herz. 
»Ich weiß, und es tut mir auch richtig richtig leid«, entschuldigte ich mich bei ihm und drückte ihm küsse drauf. 
»Geht es dir jetzt besser?«, erhob ich meinen Kopf von seiner Brust und schaute ihn verliebt in die Augen. Er legte seine Arme um mich und hob mich mit einem Ruck hoch. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und ließ mich die Treppen herauf tragen. Vor der Zimmertür öffnete er sie mit einem Tritt und schlug sie auch mit dem Fuß zu. Kichernd ließ ich mich aufs Bett fallen, aber zog ihn mit, was er nicht geplant hatte.
»Was machst du nur mit mir?«,kam seine Stimme ganz verträumt, während er mir ein paar Küsse auf den Mund hauchte. Immer wenn er so intensiv in meine Augen schaute, stellte er immer wieder die selbe Frage.
»Das könnte ich dich auch fragen«, antwortete ich nur und biss in seine Schulter. 
Tolga legte seinen Kopf genau auf meine Brust und nahm die Decke, um sie um uns zu schlingen. »Dir eine gute Nacht«, sagte ich und strich dem schlafende Tolga durchs Haar.
Am Morgen wachten wir beide durch einen lauten Schrei auf. Sofort sprangen wir vom Bett auf und liefen nach unten. In der Küche fanden wir Hande, wie sie ihr Hand unter den Wasserhahn hielt.
»Was ist passiert?«, fragte Tolga sie.
»Ich habe mich verbrannt, als ich essen für uns machen wollte«, erklärte sie und ließ ihren Blick auf Tolgas nackter Brust ruhen.
Ich nahm seine Hand und zog ihn mit ins Zimmer. Er lachte natürlich leise, hörte aber auf als ich ihm meinen bösen Blick zuwarf. Ich nahm aus dem Schrank ein Pullover und warf es Tolga zu. Er zog es sich über und umarmte mich von hinten. 
»Du kochst vor Eifersucht oder?«, lächelte er mich auch noch an. 
»Ja, ich gebe es zu, aber ich werde mich zurück halten. Ich habe oft bewiesen wozu imstande meine Eifersuchtaattacken waren. Sowas riskiere ich nicht mehr.«
»Gutes Mädchen«, lobte er mich und gab mir einen Schlag auf den hintern.
»Ach, bevor ich es vergesse. Ich möchte heute zum Sport«, erzählte ich ihm während er sich eine Hose anzog. 
»Kannst du vergessen«, kommentierte er hart. 
»Wieso? Ich fühlte mich schwach«, trotzte ich zurück. 
»Ich will nicht, dass sie dich alle anguc-«
»Ja dann komm doch mit! Tolga, du weißt doch sowieso, dass ich gewinnen und gehen werde. Du kannst mir doch nichts abschlagen«, sagte ich und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Erst erwiderte er ihn nicht, aber dann gab er auf und drückte gierig seine Lippen auf meine.
»Lass runter gehen. Mal sehen was uns der heutige Tag erwartet«, sagte ich nach unserem Kuss und schaute ihm wieder in die Augen. In diese wunderschönen Augen.

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