Teil 83

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Isil

Ich wusste was er meinte, aber die Antwort kam mir nicht so schnell über die Lippen. Wollte ich wieder ein Kind bekommen und dies von Tolga? Ja, aber die Angst, dass ich es wieder verlieren würde, war einfach viel zu groß. Auch wenn es ein Unfall war, es war unser erstes Kind, es sollte unser erstes Kind sein. 
»Tolga, ich-ehm«, stammelte ich und biss mir auf die Lippen. Tolgas Gesichtsausdruck änderte sich sofort in ein unruhiges und nervöse. Er verstand es eben falsch und zappelte schon etwas herum. Er dachte, dass ich überhaupt keine Kinder mehr wollte, was nicht stimmte, aber schwer zu erklären war. 
»Bak (Guck), wir beide, ich meine unsere Lage ist kompliziert gerade. Ich bin immer noch mit Sinan verheiratet, verstehst du er ist immer noch in meinem Leben, wo er nichts zu suchen hat. Ich will erst alles regeln, es soll nur noch ein dich und mich geben und dann, dann können wir darüber nachdenken. Ich will erst damit abschließen und dann neu Anfangen«, sprach ich aus und strich über seine Wange. Er schmiegte sein Gesicht gegen meine Hand und ließ seine Augen geschlossen. 

»Ich liebe dich, Isil. So sehr, dass ich immer noch Angst habe, dass du mich lässt. Du wieder gehst und ich alleine, verloren zurück bleibe«, sprach er seine Ängste aus. 
»Nie wieder. Ich werde dich nie wieder zurück lassen. Auch ohne Kind bin ich an dir gebunden, bitte habe keine Angst, dass ich ohne Kind nicht an dir hänge«, sagte ich und gab ihm einen Kuss auf die Lippen. Er öffnete seine Augen und schaute mir wieder verliebt in die Augen. 

»Lass ins Haus, es ist etwas kalt geworden«, lächelte ich ihn an und stieg aus. Tolga ging zum Kofferraum und holte die Tüten heraus, wobei ich ihm ein paar abnahm. Es sah witzig aus, wie er versuchte die Tür auf zumachen und dabei die Tüten noch in der Hand zu halten. Als er endlich die Tür auf hatte, murmelte er noch etwas hinzu und ging endlich ins Haus. Zu Hause legte ich alles in unser Schlafzimmer und räumte sie schnell ein, während er unten in der Küche stand und Essen machte. Danach ging ich wieder runter und umarmte Tolga von hinten. Lucky war im Wohnzimmer und tobte herum, weswegen wir ganz beruhigt uns umarmen konnten. 

»Und was essen wir heute?«, fragte ich nach und küsste seinen Rücken, der aber zugedeckt war mit seinem Pullover. Ich wollte ihm seinen Pullover hochziehen, aber bei seiner Antwort ließ ich es sein.

»Fisch«, antwortete er mir knapp und sofort verzog ich das Gesicht. Ich ließ sofort ab von ihm und ging einen Schritt zurück.
»Ich mag kein Fisch«, trotzte ich und zuckte mit der Schulter.

»Du musst es aber essen. Es hat viele Vitamine, die du brauchst. Guck dich doch mal an«, meckerte er mich an und warf die weiteren Fische in die Pfanne. Seufzend ging ich zum Kühlschrank und holte paar Tomaten heraus, die ich dazu schnitt.

»Fertig«, teilte er mir nach 5 Minuten mit. Er stellte den Teller voller Fisch auf den Tisch und setzte sich hin. 
»Kommen Melda und Emre nicht?«, fragte ich ihn und setzte mich ebenfalls zu ihm. 
»Ne, die wollten gemeinsam zu meiner Mutter. Halt bevor Alper mit der Schule anfängt«, erzählte er mir und legte ein paar Fische auf seinen Teller. Er schnitt alle klein und presste Zitronen drauf. Danach nahm er den Teller und tauchte ihn mit meinem. 
»Das musst du essen«, gab er streng von sich. 
»Abe-«
»Nichts aber! Für mich, Isil«, flehte er mich an und mit viel Brot um den Fischgeschmack nicht zu schmecken, aß ich es auf. Jedesmal beim herein Beißen, schnitt ich eine Grimasse. Tolga beobachtete jeder meiner Schritte und sah mich belustigt, aber auch kopfschüttelnd an. Schon als Kind mochte ich es nicht und aß es auch nicht, was vielleicht auch als Kind zu Vitaminmangel führte, welches ich hatte.

Als wird fertig waren, strich ich mir über meinen Bauch. Ich hatte viel zu viel gegessen und fühlte mich fast so als ob ich jeden Moment explodieren würde. Tolga räumte gerade in der Küche auf während ich faulenzend auf dem Stuhl saß. 
»Was wollen wir noch machen?«
»Worauf hast du Lust?«, stellte er mir die Gegenfrage. Hmm, worauf hatte ich Lust? 
»Können wir ins Kino?«, kam es ganz lieb über meine Lippen, was er mir nicht abschlagen konnte. 
»Geh du hoch, mach dich fertig und dann lass los«, teilte er mir mit und schnell flitzte ich ins Schlafzimmer. Ich zog mir ein einen Rock an und meine Strumpfhose. Mein Oberteil wechselte ich ebenfalls aus und zog mich schnell an. Als ich unten in Wohnzimmer stand, wollte ich gerade »Fertig« sagen, jedoch verstummte ich wegen seines Blickes. 
»Was?«, fragte ich ihn und ließ wie er meinen Blick über mich wandern. Mir viel nichts ein was ihn so gucken ließen würde. 
»Zieh dich doch anders an! Los, Isil geh bitte hoch«, sagte er entschlossen und stand auf. Er ging sich genervt durch die Haare, was ich nie verstand. Verflog es denn, wenn man sich durch die Haare ging? 
»Nicht dein ernst!«, fragte ich lachend, aber sah in sein ernstes Gesicht. 
»Du machst keine Witze also. Ach, komm Tolga. Was ist dabei? Ich habe etwas an und bin nicht nackt. Ich gehe auch nicht auf eine Diskussion ein und habe auf das Macho Gehabe keine Lust. Komm, wir gehen jetzt«, sagte ich und zog ihn am Arm. Wie ein kleines Kind kam er mir hinter, aber mir einem mürrischen Gesichtsausdruck. »Ich gehöre dir, Tolga. Ich weiß, ich kann manchmal dir auf den Wecker gehen, aber ich höre dir. Egal, wer mich alles anschauen wird, meine Augen werden immer auf deinen ruhen. Bunu anla artik. (Versteh dies endlich)«, flüsterte ich ihm zu und küsste kurz seine Lippen. Etwas zufrieden setzte er sich ins Auto und wir fuhren los.

Als wir im Kino ankamen, warteten wir gerade in der Schlange. Wir hatten uns, besser gesagt, er hatte sich für einen Horrorfilm entschieden. Meine Hand steckte in seiner Jackentasche umschlungen mit seiner Hand. Meinen Kopf ließ ich auf seiner Schulter ruhen, hob ihn aber, als ich ein auf uns zukommendes Mädchen sah.
»Tolga!«, schrie sie überglücklich und sprang in seine Arme, der nichts erwidern konnte da meine Hand noch mit seiner in seiner Jackentasche war. Ich versuchte sie mir unauffällig an zu gucken. Sie war ungefähr so groß wie ich, hatte ein hübsches Gesicht und einen tollen Körper. Sie war hübsch.
Als sie endlich von ihm los ließ, schaute sie zu mir und lächelte mich. Gezwungen erwiderte ich ihr lächeln. 
»Hande«, murmelte Tolga und schaute nervös in meine Augen.

Unsere GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt